DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...
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und wie, komplementär dazu, die metaphysische Verbindung im<br />
Erkenntnisvermögen abermals das Problem von Subjektivität und<br />
Objektivität bloß reproduziert — oder wie aus einer subjektiven Idee eine<br />
transzendentale Idee werden soll.<br />
c) Logische und analytische Definitionen<br />
Die Erscheinung ist das Gegebene, welches erst analytisch zerlegt werden<br />
muß, um die Erscheinung als Anschauung in der Wahrnehmung zu<br />
apprehendieren, worauf das Schema der — transzendentalen —<br />
Apprehension die Erscheinung im Konzept vom einzelnen Gegenstand<br />
erst als Objekt der Erfahrung zu apperzipieren erlaubt. Diese von mir<br />
schon seit Beginn herausgestellte Unterscheidung im Gebrauch des<br />
Begriffs von einer »Erscheinung« ist der Kantinterpretation zumeist erst<br />
anhand der Beschäftigung mit der Spätphilosophie Kantens bewußt<br />
geworden. 267 Diese variable Doppeltheit im Gebrauch des Begriffes von der<br />
»Erscheinung« drückt Kant schon im Duisburger Nachlaß folgendermaßen<br />
aus:<br />
»Sonst werden Erscheinungen durch die Zeit determiniert; in der Synthesis<br />
aber die Zeit durch eine Erscheinung z.E. dessen, was existiert oder<br />
geschieht oder zusammen ist.« 268<br />
Unter dem Titel der Mehrdeutigkeit der »Erscheinung« ist also auch die<br />
Mehrdeutigkeit der »Apprehension« befaßt, 269 die damit eben mit der<br />
doppelsinnigen Verwendung des Begriffs der »Zusammensetzung«, die<br />
einmal als compositio und einmal als nexus nach dem weiter oben<br />
gegebenen Zitat aus dem Brief an Tieftrunk bestimmt werden kann. In<br />
dem hier gegebenen Zitat ist aber offensichtlich eine Schleife eingebaut:<br />
Die Erklärung, daß die Zeit durch eine Erscheinung determiniert wird,<br />
267 »Die reine Anschauung des Mannigfaltigen im Raum enthält die Form des<br />
Gegenstandes in der Erscheinung a priori vom ersten Rang, d. i. direkte. Die<br />
Zusammensetzung der Wahrnehmungen, Erscheinung [...] zum Behuf der Erfahrung<br />
ist [...] indirekt und ist vom zweiten Range, Erscheinung von der Erscheinung [...].«<br />
(AA XXII, p. 367), »Der Gegenstand einer indirekten Erscheinung ist [...] ein solcher,<br />
den wir nur insofern aus der Anschauung herausheben, als wir sie selbst<br />
hineingelegt haben, d. i. insofern sie unser eigenes Erkenntnisprodukt ist.« (AA XXII,<br />
p. 340)<br />
268 Refl. 4684, AA XVII, p. 671<br />
269 Also einerseits zwischen Apprehension, Reproduktion und Rekognition in A und<br />
andererseits zwischen Apprehension, transzendentaler Apprehension und<br />
Apperzeption in B