DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...
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Rahmen der Analytik der Begriffe und Grundsätze des Verstandes der<br />
Ursprung der Notwendigkeit dynamischer Grundsätze kenntlich gemacht<br />
(und zwar in beiden Fassungen): nicht die Form der Anschauung, sondern<br />
die Gesetze ihrer Verbindung nach a priori zu erkennen; also »der Natur<br />
gleichsam das Gesetz vorzuschreiben« vervollständigt erst den<br />
Erfahrungsbegriff (die Einheit der Apprehension in der Einheit der<br />
Apperzeption). 214<br />
»Alles, was im Raume oder der Zeit bestimmt vorgestellt werden soll«,<br />
muß »a priori als Bedingung der Synthesis aller Apprehension schon mit<br />
(nicht in) diesen Anschauungen zugleich gegeben« sein. 215 Kant findet in<br />
der Deduktion selbst nur zu einer sehr ungefähren Darstellung der mit der<br />
Unterscheidung in compositio und nexus aufgetretenen Aufgabenstellung:<br />
Und zwar noch am Besten in der Gegenüberstellung von<br />
natura materialiter spectata (Natur als Inbegriff aller Erscheinungen der<br />
Natur) — natura formaliter spectata (Natur als Grund der notwendigen<br />
Gesetzmäßigkeit und Inbegriff aller Arten von notwendigen<br />
Verbindungen der Erscheinungen der Natur). 216 Es bleibt weiterhin die<br />
Bedeutungsveränderung der Formalität gegenüber der formalen<br />
Bedingung der Anschauung zu bedenken. In der Fußnote aus dem Text,<br />
der den Unterschied von »Welt« und »Natur« (Welt als mathematisches,<br />
Natur als dynamisches Ganzes im Dasein der Erscheinungen) erläutert,<br />
findet sich dazu: »Natur, adjective (formaliter) genommen, bedeutet den<br />
Zusammenhang der Bestimmungen eines Dinges, nach einem inneren<br />
Prinzip der Kausalität. Dagegen versteht man unter Natur, substantive<br />
(materialiter), den Inbegriff der Erscheinung, so fern diese, vermöge eines<br />
inneren Prinzips der Kausalität, durchgängig zusammenhängen. Im<br />
ersteren Verstande spricht man von der Natur der flüssigen Materie, des<br />
Feuers etc. und bedient sich dieses Worts nur adjective; dagegen, wenn<br />
man von den Dingen der Natur redet, so hat man ein bestehendes Ganzes<br />
in Gedanken.« 217<br />
Während die Erklärung der natura formaliter spectata im § 26 allem<br />
Anschein nach auf die Einheit der Spontaneität im intelligiblen Wesen<br />
selbst zielt, bleibt die Erklärung aus dem System der kosmologischen<br />
214 l. c.<br />
215 B 161<br />
216 B 163 f.<br />
217 B 446/A 418