DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...
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Wesens überhaupt, sondern von einer Wirklichkeit überhaupt anfangen,<br />
und aus der Art, wie diese gedacht wird, nachdem alles, was dabei<br />
empirisch ist, abgesondert worden, das was einem denkenden Wesen<br />
überhaupt zukommt gefolgert werden [...].« 372<br />
Es gibt also in der transzendentalen Deduktion (ab § 14) nicht nur die<br />
doppelte Strategie von Anschauung oder Verstand als ursprüngliche<br />
Synthesis, sondern auch die doppelte Strategie von synthetischmetaphysischer<br />
Argumentation und transzendentalanalytischer<br />
Argumentation, wobei die erstere plötzlich auch die Argumentation der<br />
ursprünglich-synthetischen Apperzeption (und deren Doppeltheit)<br />
umfaßt, auf die am Beginn der transzendentalen Analytik, aber<br />
offensichtlich nicht im Rahmen der transzendentalen Deduktion verzichtet<br />
werden kann. Wir haben diese synthetische Metaphysik (das »Ich denke«<br />
zwischen Verstand und Anschauung: transzendentale Psychologie)<br />
selbstredend von den metaphysischen Anfangsgründen der<br />
Naturwissenschaften, aber auch von einer Metaphysik der Geschichte oder<br />
der Gesellschaft abzuheben.<br />
Ich verstehe diese Unterscheidung in synthetisch-metaphysischer und<br />
transzendentalanalytischer Methode folgendermaßen: Sind wir uns als<br />
geistige Wesen bewußt, die wir uns der objektiven Realität anhand der<br />
Erfahrung erst synthetisch vergewissern müssen, 373 dann ist formal aus<br />
dem Prinzip von Grund und Folge das Kausalitätsprinzip in beiden<br />
Sinnarten abzuleiten (Handlungsfolgen und rein naturgesetzlich<br />
beschreibbare Naturvorgänge). Sind wir uns aber als empirische Wesen<br />
bewußt, haben wir uns im Gegenzug zum cartesianischen cogito ergo sum<br />
der subjektiven Realität des eigenen Bewußtseins durch Abstraktion von<br />
jeder empirischen Erfahrung erst analytisch zu vergewissern, sodaß von<br />
dem dann nur praktisch als Postulat eines jeden Verhaltens als Handlung<br />
der Spontaneität vorausgesetzten Kausalitätsprinzip zum reinen Prinzip<br />
von Grund und Folge erst abstrahiert und verallgemeinert wird. 374 Die<br />
Verwickeltheit der Argumentation des von Kant aus guten Gründen<br />
gewählten zweiten Untersuchungsganges, der analytisch die Erfahrung als<br />
372 B 416 ff.<br />
373 Vgl. eben hier im Paralogismus die analytische (numerische) und synthetische<br />
Vorstellung des Bewußtseins als Subjekt, B 416 f..<br />
374 Das kategoriale Aussagen als Feststellung einer Schuld, M. Heidegger, Aristoteles,<br />
GW, Bd. 33: Die ersten drei Bücher der Metaphysik, § 1.