DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...
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hypothetischen Vernunftschlüsse auf »die unbedingte Einheit der<br />
objektiven Bedingungen in der Erscheinung« und »die dritte Art« hat die<br />
»unbedingte Einheit der objektiven Bedingungen der Möglichkeit der<br />
Gegenstände überhaupt« zum Thema. 261 Kant meint nun, die disjunktiven<br />
Vernunftschlüsse (die dritte Art) seien ausschließlich die logische Basis der<br />
Antinomien der kosmologische Idee und unterscheidet zwei Seiten weiter<br />
den Weltbegriff der absoluten Totalität in der Synthesis der Erscheinungen<br />
als transzendentale Idee einerseits vom Ideal der reinen Vernunft,<br />
»welches von dem Weltbegriffe gänzlich unterschieden ist, ob es gleich<br />
darauf in Beziehung steht« 262 (vgl. das »ganze Denken in Ansehung eines<br />
dati überhaupt« [Refl. 4683] und andererseits deren Beziehung »zum<br />
Mannigfaltigen des Objekts in der Erscheinung« [K. r. V.,<br />
B 390 f./A 333 f.]). Die Tafel der kosmologischen Ideen selbst hat den<br />
hypothetischen Vernunftschluß, als dialektischer Vernunftschluß in der<br />
Exposition der Antinomie aber den disjunktiven Vernunftschluß zum<br />
logischen Leitfaden: Die »absolute Vollständigkeit der Entstehung einer<br />
Erscheinung überhaupt« 263 ist eindeutig gleichsinnig mit der Exposition<br />
der Totalität der hypothetischen Vernunftschlüsse zu verstehen; nämlich,<br />
indem diese »die unbedingte Einheit der objektiven Bedingungen in der<br />
Erscheinung zu ihrem Inhalt machen«. 264 — Der Unterschied besteht nur<br />
darin, daß Kant hier vom hypothetischen Vernunftschluß verlangt, die<br />
objektiven Bedingungen alle als in der Erscheinungsreihe enthalten zu<br />
denken, während die dritte kosmologische Idee zwar die absolute<br />
Vollständigkeit der Entstehung einer Erscheinung überhaupt denken zu<br />
können voraussetzte, aber nicht verlangt, daß alle objektiven Bedingungen<br />
auch aktuell in derselben Erscheinungsreihe enthalten sein müßten. Es<br />
handelt sich um einen Lapsus Kantens: Die Totalität der kosmologischen<br />
Idee ist schon in der Einleitung zu den Antinomien auf die Reihe<br />
empirischer Erscheinungen restringiert worden, während erst der<br />
dialektische disjunktive Vernunftschluß selbst die Bedingung der Totalität<br />
logisch unbedingt fordert — aber eben ohne insgesamt deren<br />
Enthaltensein in einer einzelnen Erscheinungsreihe zu verlangen. Die<br />
Bestimmung der Antiomie einmal anhand des hypothetischen<br />
Vernunftschlusses und einmal anhand des disjunktiven Vernunftschlusses<br />
führt zur Frage nach der Zeitbedingung. Ist die Zeit nun kontinuierlich<br />
261 B 432 f./A 405 f.<br />
262 B 435/A 408<br />
263 B 442/A 416<br />
264 B 433/A 406