DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...
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§ 9 Die »qualitative Einheit« des Begriffes in § 12 und der Begriff von<br />
einem einzelnen Gegenstand im Ideal der reinen Vernunft<br />
Wie sind die Kriterien des Begriffes von einem einzelnen Gegenstand in<br />
den Kantschen Untersuchungen zum Ideal der reinen Vernunft nun mit<br />
den Bedingungen zur qualitativen Einheit des Begriffes vom Objekt in § 12<br />
näher in Zusammenhang zu bringen?<br />
a) Widerspruchsfreiheit und Folgenschar<br />
Das Nicht-neben-einander-stehen-Können als zweitgenanntes Kriterium<br />
des Ausschlusses im Ideal der reinen Vernunft ist nun insofern<br />
komplementär als übereinstimmend mit der zweiten Bedingung der<br />
»qualitativen Einheit« eines Begriffes vom Objekt zu denken, wenn mit ihr<br />
auch schon behauptet wird, daß alle wahren Folgen neben einander<br />
(be)stehen können. Genau das scheint nun mit der dritten Bedingung der<br />
»qualitativen« Einheit des Begriffes von Kant auch behauptet zu werden:<br />
Die Idee vom transzendentalen bonum im scholastischen transzendentalen<br />
Ideal wird in der qualitativen Verwendung der Kategorien des Quantums<br />
mit der Rückführbarkeit der wahren Folgen auf die Merkmale des Begriffs<br />
zur qualitativen Vollständigkeit (Ganzheit) depotenziert. Was es näher mit<br />
dieser Interpretierbarkeit der »Ganzheit« auch auf sich haben mag,<br />
jedenfalls ist mit der Forderung nach der Rückführbarkeit der Folgen auch<br />
die Geltung des principium contradictionis mit eingeschlossen. Im Sinne der<br />
Fragestellung nach dem Zugleichsein von Folgen ist der Grund für diese<br />
Annahme allerdings nicht so offensichtlich: Bei genauer Betrachtung wird<br />
das zweite Kriterium des Begriffes von einem einzelnen Gegenstand als<br />
das Ideal der reinen Vernunft von der Bedingung der Vielheit der wahren<br />
Folgen aus der »qualitativen Einheit« des Begriffs aus § 12 nicht mit<br />
Sicherheit erfüllt. Das Nicht-neben-einander-stehen-Können als<br />
Ausschließungsgrund eines von zwei entgegengesetzten bloß überhaupt<br />
möglichen Prädikaten eines Dinges überhaupt kann als einfache<br />
Übersetzung des Satzes vom Widerspruch aufgefaßt werden; das Nichtneben-einander-(be)stehen-Können<br />
der Folgen ist aber nicht mit<br />
Notwendigkeit ein Hindernisgrund für die Rückführbarkeit auf die<br />
Merkmale der »qualitativen Einheit« eines Begriffes. Die real mögliche<br />
wäre damit durchaus erfüllt. Das würde aber offensichtlich nur die Vorstellung einer<br />
Oszillation zwischen zwei Zuständen, aber nicht die kontinuierlich verlaufende Zeit<br />
ergeben.