DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...
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den geometrischen Figuren eine gewisse Gegenständlichkeit für sich selbst<br />
als bestimmte Vorstellungen zugestanden hat (was er deutlicher auch in<br />
der K. r. V. hätte tun müssen), bleibt der Begriff vom einzelnen<br />
Gegenstand im transzendentalen Ideal im Verhältnis von Erster<br />
metaphysischer Erörterung des Raumes und der Bestimmung des Dinges<br />
überhaupt eingespannt und erlaubt dessen Vernunftbegriff nur in den<br />
Grenzen der Erkenntnis von Wirklichkeit. Anders als in der K. r. V.<br />
bestimmt Kant in der K. d. U. die Objektivität der Mathematik<br />
(insbesondere der Geometrie) aber unabhängig vom Gegenstand: »Diese<br />
intellektuelle Zweckmäßigkeit aber, ob sie gleich objektiv ist (nicht wie die<br />
ästhetische subjektiv), läßt sich gleichwohl ihrer Möglichkeit nach als bloß<br />
formale (nicht reale), d.i. als Zweckmäßigkeit, ohne daß doch ein Zweck<br />
ihr zum Grunde zu legen, mithin Teleologie dazu nötig wäre, gar wohl,<br />
aber nur im allgemeinen, begreifen.« 222<br />
Daß gemäß der Willkürlichkeit der compositio in der Anmerkung zu B 201<br />
die mathematische Kategorie gleich keiner allgemeinen Regel mehr fähig<br />
sein sollte, dürfte also doch zu weit zu gehen, vergegenwärtigt man sich<br />
noch dazu, daß Kant die mathematischen Kategorien alternativ auch<br />
konstitutive Kategorien nennt. Vielmehr lassen sich die beiden Zitate dann<br />
übereinstimmen, wenn die weitere Bestimmung des Begriffes der<br />
Zusammensetzung im ersten Zitat aus dem Brief an Tieftrunk so<br />
verstanden wird, daß sowohl die mathematische wie die dynamische<br />
Kategorie die Vorstellungen im inneren Sinn zusammensetzt, aber eben<br />
nach zweierlei Regeln, womit sowohl die Unterscheidung in compositio und<br />
nexus aus B 201 wie deren Einordnung in ein Konzept der<br />
transzendentalen Subsumtion möglich bleibt. Die Vorrede zur<br />
»Systematischen Vorstellung aller synthetischen Grundsätze«, wo Kant die<br />
Unterscheidung derselben in mathematische und in dynamische<br />
Grundsätze vorstellt (aber an Stelle von compositio und nexus aus der<br />
Anmerkung im Text Intuitivität und Diskursivität zur Unterscheidung<br />
heranzieht) schließt mit einem Gedanken, der diese Überlegung indirekt<br />
unterstützt: »Man wird aber wohl bemerken: daß ich hier eben so wenig<br />
die Grundsätze der Mathematik in einem Falle, als die Grundsätze der<br />
allgemeinen (physischen) Dynamik im anderen, sondern nur die des<br />
reinen Verstandes im Verhältnis auf den inneren Sinn (ohne Unterschied<br />
der darin gegebenen Vorstellungen) vor Augen habe, dadurch denn jene<br />
222 cit. op. B 274/A 270