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DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...

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— 458 —<br />

Wie erinnerlich, war der innere Sinn zuerst die Form der empirischen<br />

Apperzeption und der Assoziation, 358 dann prägte die<br />

Verstandeshandlung die Sukzessivität als allgemeinste Regel, die alle<br />

weiteren der Möglichkeit nach enthält, dem inneren Sinn als Form auf. 359<br />

Jedoch konnte die Zeit als Form des inneren Sinnes selbst bislang nicht<br />

mehr nach dem Grund der Sukzession und dem Grund der Zeitlichkeit der<br />

Verstandeshandlung verläßlich unterschieden werden. Dabei blieb der<br />

innere Sinn aber das Medium, in welches die Spontaneität der<br />

Verstandeshandlung mittels Einbildungskraft sich darstellt, indem die<br />

Apperzeption nicht nur als Aufmerksamkeit die Affektationen des inneren<br />

Sinnes wahrnimmt, sondern diese als Spontaneität auch in der<br />

reproduktiven Synthesis ordnet. 360 Der Ausdruck »Synthesis der<br />

Vorstellungen durch die Einbildungskraft« kann also sowohl bedeuten,<br />

daß die bestimmende Urteilskraft die Vorstellungen nach einem Konzept<br />

(Schema) ordnet, wie es bedeuten kann, daß die Erscheinungen durch die<br />

reproduktive Funktion der Einbildungskraft zusammengenommen<br />

werden, ohne das eine Verstandeshandlung vorliegt. 361 Damit wird jedoch<br />

prinzipiell eingeschlossen, daß der Schematismus dieser reproduktiven<br />

Funktion zum Schema eines Verstandesbegriffes tauglich wäre. Derart<br />

findet aber die Synthesis der Vorstellungen durch die Einbildungskraft<br />

doch immer schon im inneren Sinn statt, und zwar gleich, ob als<br />

Verstandeshandlung oder nicht. Jedoch hat der innere Sinn selbst nichts<br />

zur Synthesis der Vorstellung beizutragen, außer eben das Medium der<br />

Synthesis zu sein.<br />

Weiters: Die Verselbstständigung des inneren Sinnes als dritte Quelle des<br />

gesuchten synthetischen Urteils a priori (mit eigenen Verhältnisprädikaten<br />

und Vorstellungsverhältnissen a priori) ist mit der Entscheidung, die<br />

Synthesis der Vorstellungen durch die Einbildungskraft wäre in diesem<br />

Zusammenhang eben nur als Synthesis ohne Verstandeshandlung zu<br />

verstehen, noch nicht systematisch begründbar, da Kant von einem<br />

Zusammenwirken von Sinnlichkeit und Verstand ausgeht. Ohne weitere<br />

Eigenschaften des inneren Sinnes als notwendig anzunehmen, bliebe diese<br />

Erweiterung des inneren Sinnes ein bloßes Manöver, dem Widerspruch,<br />

358 Rekognition im Begriffe, A 107<br />

359 § 24, B 154 f.<br />

360 Vgl. dazu die Subordination des Ganzen, die zugleich die Koordination der Teile der<br />

Mannigfaltig-keit des Ganzen beinhalten sollte.<br />

361 Im Sinne des Übergangs im Begriff der Regel in der Synthesis der Reproduktion in<br />

der Einbildung und in der Synthesis der Rekognition im Begriffe, A 99 ff..

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