DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...
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Wie erinnerlich, war der innere Sinn zuerst die Form der empirischen<br />
Apperzeption und der Assoziation, 358 dann prägte die<br />
Verstandeshandlung die Sukzessivität als allgemeinste Regel, die alle<br />
weiteren der Möglichkeit nach enthält, dem inneren Sinn als Form auf. 359<br />
Jedoch konnte die Zeit als Form des inneren Sinnes selbst bislang nicht<br />
mehr nach dem Grund der Sukzession und dem Grund der Zeitlichkeit der<br />
Verstandeshandlung verläßlich unterschieden werden. Dabei blieb der<br />
innere Sinn aber das Medium, in welches die Spontaneität der<br />
Verstandeshandlung mittels Einbildungskraft sich darstellt, indem die<br />
Apperzeption nicht nur als Aufmerksamkeit die Affektationen des inneren<br />
Sinnes wahrnimmt, sondern diese als Spontaneität auch in der<br />
reproduktiven Synthesis ordnet. 360 Der Ausdruck »Synthesis der<br />
Vorstellungen durch die Einbildungskraft« kann also sowohl bedeuten,<br />
daß die bestimmende Urteilskraft die Vorstellungen nach einem Konzept<br />
(Schema) ordnet, wie es bedeuten kann, daß die Erscheinungen durch die<br />
reproduktive Funktion der Einbildungskraft zusammengenommen<br />
werden, ohne das eine Verstandeshandlung vorliegt. 361 Damit wird jedoch<br />
prinzipiell eingeschlossen, daß der Schematismus dieser reproduktiven<br />
Funktion zum Schema eines Verstandesbegriffes tauglich wäre. Derart<br />
findet aber die Synthesis der Vorstellungen durch die Einbildungskraft<br />
doch immer schon im inneren Sinn statt, und zwar gleich, ob als<br />
Verstandeshandlung oder nicht. Jedoch hat der innere Sinn selbst nichts<br />
zur Synthesis der Vorstellung beizutragen, außer eben das Medium der<br />
Synthesis zu sein.<br />
Weiters: Die Verselbstständigung des inneren Sinnes als dritte Quelle des<br />
gesuchten synthetischen Urteils a priori (mit eigenen Verhältnisprädikaten<br />
und Vorstellungsverhältnissen a priori) ist mit der Entscheidung, die<br />
Synthesis der Vorstellungen durch die Einbildungskraft wäre in diesem<br />
Zusammenhang eben nur als Synthesis ohne Verstandeshandlung zu<br />
verstehen, noch nicht systematisch begründbar, da Kant von einem<br />
Zusammenwirken von Sinnlichkeit und Verstand ausgeht. Ohne weitere<br />
Eigenschaften des inneren Sinnes als notwendig anzunehmen, bliebe diese<br />
Erweiterung des inneren Sinnes ein bloßes Manöver, dem Widerspruch,<br />
358 Rekognition im Begriffe, A 107<br />
359 § 24, B 154 f.<br />
360 Vgl. dazu die Subordination des Ganzen, die zugleich die Koordination der Teile der<br />
Mannigfaltig-keit des Ganzen beinhalten sollte.<br />
361 Im Sinne des Übergangs im Begriff der Regel in der Synthesis der Reproduktion in<br />
der Einbildung und in der Synthesis der Rekognition im Begriffe, A 99 ff..