DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...
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Anschauung (Konstruktion) noch weiter behaupten kann. Andererseits<br />
bleibt das Problem, dem nexus als das allgemeine Prinzip selbst eine eigene<br />
formale Bedingung zu geben (natura formaliter spectata ).<br />
Nun unterscheidet Kant in der Refl. 4675 234 die Zeitlichkeit des inneren<br />
Sinnes überhaupt als erste Bedingung der Apprehension, die selbst als<br />
Bedingung für die »construction« als die zweite Bedingung derselben<br />
Apprehension zu verstehen ist. 235 Insbesondere mit dem Zusatz zur<br />
»construction«, daß es sich bei der »construction« um die Bedingungen der<br />
Erkenntnis handelt, ist auch schon klar geworden, daß die »construction«<br />
zuerst die Hinordnung einer allgemeinen Regel der compositio auf die<br />
Intuitivität als Medium der Evidenz von Realität im subjektiven Sinne der<br />
Materialität von Erscheinungen qua sinnlicher Empfindung und Form der<br />
Ausdehnung bedeutet und erst in zweiter Linie die Diskursivität als<br />
Kriterium der Intersubjektivität. 236 Das dem subjektiv Allgemeinen<br />
entgegengestellte objektiv Allgemeine des letzten Satzes aus dem<br />
gegebenen Zitat der Refl. 4675 hingegen stimmt im normativen Anspruch<br />
schon mit der metaphysischen Definition der Verknüpfung (nexus ) aus der<br />
Anmerkung in der Vorrede zur »Systematischen Vorstellung aller<br />
synthetischen Grundsätze« zusammen. Damit bleibt aber die »objektive<br />
Realität« wie die a priori Geltung der — logischen — Gesetze der<br />
Verstandeswelt für die Apperzeption jeweils ein gleichermaßen<br />
unableitbares Faktum, ohne daß diese schon verbunden werden konnten<br />
— die Synthesis (Physik und Metaphysik), die im Begriff des nexus zu<br />
denken aufgegeben wurde, bleibt unerklärlich.<br />
234 Refl. 4675, AA XVII, p. 652 f.<br />
235 Wie anfangs der Axiome der Anschauung die reine Anschauungsform auf die<br />
formale Anschauung gebracht worden ist.<br />
236 Das wird in der Methodenlehre der K.r.V. deutlicher ausgedrückt: »Alle unsere<br />
Erkenntnis bezieht sich doch zuletzt auf mögliche Anschauungen: denn durch diese<br />
allein wird ein Gegenstand gegeben. Nun enthält ein Begriff a priori (ein nicht<br />
empirischer Begriff) entweder schon eine reine Anschauung in sich, und alsdenn<br />
kann er konstruiert werden; oder nichts als die Synthesis möglicher Anschauungen,<br />
die a priori nicht gegeben sind, und alsdenn kann man wohl durch ihn synthetisch<br />
und a priori urteilen, aber nur diskursiv, nach Begriffen, und niemals intuitiv durch<br />
die Konstruktion des Begriffes.« (B 747/A 719)