21.07.2013 Aufrufe

DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...

DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...

DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

— 355 —<br />

Wird die Zeit der Konstruktion der Formen selbst betrachtet, kann anhand<br />

der Konstruktion einer Vorstellung (als die Konstitution ihrer reinen<br />

Gegenständlichkeit) gemäß den mathematischen Kategorien einmal als<br />

Kontinuität der Veränderlichkeit (Antizipation der Wahrnehmung:<br />

Intensität) die beliebig teilbar ist und einmal als Reihenfolge der<br />

Konstruktion, deren einzelne Schritte wechseln (Axiome der Anschauung)<br />

jeweils ein intellektuelles Substrat der reinen Anschauung gedacht<br />

werden. Was hindert nun, den naheliegenden Gedanken spekulativ<br />

auszuführen, als deren Vereinbarung ein gemeinsames intellektuelles<br />

Substrat der reinen Anschauung zu denken? Dazu sind im verschiedenen<br />

Außmaß die reinen Schematen aller (?) Kategorien notwendig, erlauben<br />

hier deshalb aber allein keinen Schluß auf ein selbst empirisches<br />

Substrat. 141 — Eben die Forderung nach der Vereinbarkeit von Kontinuität<br />

und Rekonstruierbarkeit kann nun auch im synthetischen Grundsatz der<br />

ersten dynamischen Kategorie als Kants Forderung gedacht werden: »So<br />

können wir, in einem etwas paradox erscheinenden Ausdruck, sagen: nur<br />

das Beharrliche (die Substanz) wird verändert, das Wandelbare erleidet<br />

keine Veränderung, sondern einen Wechsel, da einige Bestimmungen<br />

aufhören, und andere anheben.« 142 Substanz als Begriff der ersten Art der<br />

Beharrlichkeit der Zeit aus der Feststellung des Beharrlichen in den<br />

Erscheinungen ist somit gegenüber der Notwendigkeit einer Folge<br />

dadurch gekennzeichnet, daß sie in der Zeit sowohl einen Wechsel ihrer<br />

Akzidentien wie auch deren Veränderung erleidet. Allein aus dieser<br />

Differenz vermeint Kant den metaphysischen Begriff der Substanz bereits<br />

von anfang an auch formalontologisch (hier transzendentalanalytisch im<br />

rein restringierten Sinne von synthetisch-metaphysisch) rechtfertigen zu<br />

können. 143 Es erlaubt gerade die Verwendung der Verstandesbegriffe,<br />

sofern sie nicht auf Erscheinungen eines Dinges an sich (wie in der<br />

transzendentalen Analytik in der ersten Kritik), sondern auf die<br />

Bestimmung der Inhalte eines Urteilsaktes gehen, die Möglichkeit der<br />

Vereinbarung beider mathematischen Kategorien als Bestimmung einer<br />

Vorstellung zu denken, welche damit zur rein immanenten Vorstellung<br />

eines Gegenstandes überhaupt erklärt werden kann, was die Forderung<br />

141 K. r. V., B 269/A 220 f.<br />

142 B 230<br />

143 Das analytische Enthaltensein des Veränderlichen aus dem logischen Gegensatz von<br />

Beharrlichkeit und Veränderlichkeit ist so zwar mit der Definition des Beharrlichen<br />

gegeben, vermag diese aber auch allein nicht auszumachen: In Frage steht, wie kann<br />

dem bloßen Wechsel und wie kann dem bloß Veränderlichen Kontinuität<br />

zugesprochen werden?

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!