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DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...

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— 545 —<br />

elliptischer Satz, der zur Bestimmung der Wirklichkeit allein mittels<br />

Sinnlichkeit transzendentalphilosophisch nicht zureichend ist. Das dritte<br />

Postulat sagt nach näherer Analyse nichts anderes aus als das erste<br />

Postulat; mit einer einzigen Ausnahme: die sinnliche Assertion als Reales<br />

(hier auf unbefriedigende Weise als Wirkliches gekennzeichnet) weist den<br />

Aussagegehalt des ersten empirischen Postulates nicht unbestimmt wie die<br />

allgemeine Aussage desselben auf den ganzen Bereich empirischmöglicher<br />

Aussagen an, sondern hebt eine ausgezeichnete empirische<br />

Aussage anhand der darin enthaltenen Beziehung auf eine sinnliche<br />

Beziehung aus der Menge aller empirisch-möglicher Aussagen heraus. Da<br />

die konstitutive Kategorie anhand der Antizipation die Intensität einer<br />

Empfindung bereits beinhaltet, wird ansonsten vom dritten empirischen<br />

Postulat nicht mehr ausgesagt als vom ersten Postulat, außer eben die<br />

Aktualität einer bestimmten sinnlichen Empfindung, worüber ausgesagt<br />

wird, bzw. welche in der jeweiligen empirischen Aussage als<br />

Bedeutungselement enthalten ist. Der modale Unterschied zwischen<br />

erstem und dritten empirischen Postulat beschränkt sich demnach darauf,<br />

daß ersteres allgemein über Allgemeines, letzteres allgemein über<br />

besonderes aussagt. Gemeint war von Kant aber vermutlich etwas ganz<br />

anderes: Nämlich im Schlußsatz den Zusammenhang zwischen den<br />

transzendentalen und realmöglichen Sätzen (dem ganzen Denken), die als<br />

erstes empirisches Postulat gelten könnten, durch Verknüpfung der Sphäre<br />

der ganzen Sinnlichkeit anhand der empirischen Assertation im Untersatz<br />

auch die Geltung des Schlußsatzes im Zusammenhang mit der ganzen<br />

Erfahrung zu behaupten (drittes empirisches Postulat).<br />

Der Satz vom ausgeschlossenen Dritten hingegen kann bezüglich der<br />

Kontingenz nicht ohne vorhergehende Abstraktion, die auf das<br />

Allgemeine geht, das als Prinzip in Vernunftschlüssen dienen kann,<br />

angewendet werden. Wie schon Aristoteles deutlich gemacht hat: von<br />

Allgemeinen allgemein aussagen betrifft streng genommen das<br />

Notwendige und das Unmögliche, aber nicht das Mögliche. 492 Das ist<br />

zwischen folgenden Zitaten Kants durchaus nachzuvollziehen: Die<br />

Gegenüberstellung von »Alles ist notwendig, schlechthin oder bedingt.« 493<br />

492 Aristoteles Definition des Satzes vom ausgeschlossenen Dritten lautet bekanntlich:<br />

»Handelt es sich um das, was ist, und um das, was gewesen ist, so ist es notwendig,<br />

daß entweder dei Bejahung oder die Verneinung wahr oder falsch sei,;und bei dem,<br />

was vom Allgemeinen allgemein [ausgesagt wird], daß das eine immer wahr, das<br />

andere falsch ist.« (Hermeneia, 9, 18a28-31)<br />

493 Rfl. 5196, AA XVIII, p. 115, etwa 1776-78

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