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DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...

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— 366 —<br />

transzendentale Subsumtion geschieht aber auch bei Kant nicht selbst<br />

allein durch das einfache Enthaltensein des Bildes eines Gegenstandes im<br />

Schema der bestimmenden Einbildungskraft seines Begriffes, also nicht<br />

selbst durch die Unterstellung des sinnlichen Schemas unter einen<br />

empirischen Begriffes, sondern durch die Unterstellung eines Systems von<br />

empirischen Begriffen unter den reinen Verstandesbegriff der Kategorie.<br />

Jedoch beachtet Frege, wie in diesem Fragepunkt auch Kant, nur den Fall,<br />

daß die Relation der Mengenlehre sich mittels Begriffsmerkmale (also<br />

anhand einer Eigenschaft am Gegenstand) 167 auf Gegenstände bezieht, und<br />

nicht den freilich nur an Kant kritisch heranzubringenden Fall, daß die<br />

Einheit der Vorstellung allein anhand eines raumzeitlichen<br />

Zusammenseins verschiedener Gegenstände begründet werden könnte.<br />

Neben den alternativen Formulierungen, ein Begriff falle als diskursiver<br />

Teilbegriff in eine Vorstellung oder eine Vorstellung falle als intuitives<br />

Merkmalsprädikat in einen Begriff, schließlich, ein Begriff falle in einen<br />

Begriff, wie sie dann Kant ganz wie Frege auch im logischen Sinne<br />

gebraucht, bleibt also noch eine weitere Möglichkeit der Bedeutung der<br />

Mengenlehre offen, die auch die selbst rein theoretische Erörterung<br />

derselben übersehen muß: nämlich die Zugehörigkeit von Elementen zu<br />

einer Menge nicht wegen einer Eigenschaft, die begrifflich als Merkmal,<br />

das die Eigenschaft eines als Gegenstand gedachtes Elementes bedeuten<br />

soll, die allgemeine Bedingung (Regel) ausmacht, sondern bloß aus<br />

raumzeitlichen (im Sinne Kants ursprünglich formalen) Bedingungen. 168<br />

Frege versucht nun in einem anderen Aufsatz, die Zeitlichkeit, die<br />

analytisch im Begriff des Veränderlichen enthalten sein muß, in der Stelle<br />

der Variable als etwas außerhalb der Logik darzustellen, 169 indem er<br />

aufzeigt, daß das Veränderliche immer nur in einem konkreten Wert<br />

betrachtet werden kann, um den Wahrheitswert der Funktion jeweils zu<br />

bestimmen. M. a. W., um eine Funktion in einem bestimmten<br />

Wertebereich, also in einer bestimmbaren Abfolge von jeweils diskreten<br />

Werten in der Variablen einer Funktion betrachten zu können, darf der<br />

Verlauf des Veränderlichen nicht als Kontinuum, sondern bereits nur als<br />

Folge jeweil punktuell diskreter Momente gesetzmäßig zu denken möglich<br />

167 Gottlob Frege, Über Begriff und Gegenstand, in: Funktion, Begriff, Bedeutung, Hrsg.<br />

von Günther Patzig, Götting 4 1975, p. 76.<br />

168 Vgl. hier im ersten Abschnitt, insbesondere a), b)<br />

169 Was ist eine Funktion?, Festschrift f. Ludwig Boltzmann, 1904; cit. op., p. 81 ff.

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