Landesplanerische Beurteilung Vorlage RVS - Moeller-Meinecke.de

Seite 104 Umweltverträglichkeitsuntersuchung
Kraftwerksstandortes und eine Belastung des Mains über das Abschlämmwasser verur-
sacht werden. Nachteilige gesundheitliche Auswirkungen durch gesundheitsschädliche
Agenzien (Keime, Legionellen, Kühlwasserbeimischungen) in den Kühlturmschwaden sei-
en nicht zu erwarten.
2. Anregungen und Bedenken
Es wird eingewandt, dass durch den Betrieb des geplanten Kühlturms hohe Emissionen an
Keimen und Legionellen die Gesundheit der Bevölkerung beeinträchtigen könnten. Ge-
sundheitliche Beeinträchtigungen werden auch durch die Bildung von Bakterien und de-
ren Freisetzung sowie durch die Freisetzung von Bioziden befürchtet. Diese Auswirkun-
gen seien in den Raumordnungsunterlagen nur unzureichend untersucht worden.
Hervorgehoben wird, dass es bislang zwar keine Publikation über Epidemien aus Kühlan-
lagen von Kraftwerken gäbe, Warnungen der staatlichen französischen Aufsichtsbehörde
vor hohen Legionellen- Konzentrationen in Kühltürmen von Kraftwerken könnten jedoch
nicht ohne Weiteres ignoriert werden. Auch die Kommission der Europäischen Union ge-
he davon aus, dass viele Kühltürme mit einer hohen Zahl an krankheitserregenden Legio-
nellen verseucht seien. Für die in der Nähe wohnenden Menschen könnten die über den
entweichenden Wasserdampf aus ihren Brutstätten im Kühlturm gelangenden Legionellen
ein unmittelbares Gesundheitsrisiko darstellen. Studien im schottischen Glasgow würden
belegen, dass die im Umkreis von 0,5 km eines jeden Kühlturms lebende Bevölkerung im
Vergleich zur Bevölkerung in 1 km Entfernung ein mehr als dreifach höheres Risiko habe,
an einer Legionellose zu erkranken.
3. Bewertung
Nach dem vorgelegten Gutachten ist von den verschiedenen Konstruktionen von Nass-
kühlanlagen aus medizinisch- hygienischer Sicht der Naturzug- Nasskühlturm der geplan-
ten Maßnahme sowie der GuD- Variante zu bevorzugen. Durch diese Konstruktion sind
keine mechanischen oder beweglichen Einbauten wie zum Beispiel Ventilatoren oder ähn-
liches erforderlich, die der Ausgangspunkt von Keimvermehrungen sein können. Die Hö-
he der Emissionsquelle der geplanten Maßnahme (180 m über Grund) führt zudem durch
den thermischen Auftrieb des Schwadens zu einer deutlichen Überhöhung der Abgasfah-
ne. Mit einem Keimaustrag ist allenfalls durch die mitgerissenen Tröpfchen aus dem Kreis-
laufwasser oberhalb des Tropfenabscheiders zu rechnen. Auch hier wirkt sich die Quell-
höhe von 180 m über Grund als vorteilhaft aus, weil eine dauerhafte bodennahe Schwa-
Regierungspräsidium Darmstadt, Juni 2009