Landesplanerische Beurteilung Vorlage RVS - Moeller-Meinecke.de

Seite 92 Umweltverträglichkeitsuntersuchung
Freiwerden großer Mengen von CO2 und die damit einhergehende Verdrängung von
Sauerstoff braucht in diesem Zusammenhang nicht eingegangen zu werden. Die geplante
Maßnahme ist nicht in der Lage, solche Freisetzungen hervorzurufen.
Die Auswirkungen der am Standort Staudinger geplanten Maßnahme auf die Gesamt-
emissionsbilanz der Stromerzeugung in der Bundesrepublik Deutschland (beziehungswei-
se darüber hinaus) sind deutlich komplexer als ein bloßer Vergleich der spezifischen CO2-
Emissionen. Wie zuvor bereits dargelegt, ist es als feststehende Tatsache anzusehen, dass
Kohlekraftwerke mit einem höheren Wirkungsgrad (aufgrund der geringeren variablen
Kosten) ältere Kohlekraftwerke, neue Gaskraftwerke dagegen ältere (weniger effiziente)
Gaskraftwerke vom Markt verdrängen (werden).
a) CO2- Frachten
Dem prognostizierten Ausstoß von Kohlendioxid (rund 8.000.000 statt bisher 5.000.000
Tonnen CO2 pro Jahr) am Standort Staudinger steht eine Verdoppelung der erzeugten
Strommenge gegenüber, sodass sich je erzeugter Kilowattstunde Strom eine deutlich ver-
ringerte CO2- Emission ergibt. Da diese höhere Stromproduktion an anderen Erzeu-
gungsstandorten aufgrund der Gesetze des Strommarktes eingespart wird, ergibt sich
deutschlandweit für den Bereich der Energieerzeugung eine Verringerung der Umweltbe-
lastung. Eine rein auf die Region Südhessen bezogene Betrachtung der CO2- Emissionen
ist nach Überzeugung des Regierungspräsidiums Darmstadt nicht angezeigt. Entschei-
dend sind in Bezug auf Kohlendioxid die Auswirkungen auf das (Welt-)Klima.
Durch die geplante Maßnahme werden rund 7,7 TWhel Bruttostromerzeugung im deut-
schen Kraftwerkspark verdrängt. Die verdrängte Bruttostromerzeugung wird im Jahr 2013
zu 66 % aus bestehenden (alten) Steinkohlekraftwerken, zu 26 % aus alten Braunkohle-
kraftwerken und zu 8% aus Erdgaskraftwerken stammen. Der Wirkungsgrad der Kohle-
kraftwerke, die aufgrund der bestehenden Marktgesetze verdrängt werden, liegt mit 34 %
(für Braunkohle) beziehungsweise 37 % (für Steinkohle) über ein Jahr gesehen deutlich
unter dem von der verfahrensgegenständlichen Maßnahme erreichten Wirkungsgrad von
45 %. Der hohe Wirkungsgrad der verdrängten 8 % Erdgaskraftwerksleistung und der
niedrige spezifische CO2- Gehalt des Brennstoffs Erdgas schlagen in der Bilanz negativ zu
Buche. Im Saldo werden durch die geplante Maßnahme aber 1.400.000 Tonnen CO2 im
Jahr 2013 eingespart. Die GuD- Variante würde lediglich andere Erdgaskraftwerke ver-
drängen; in Summe würden dadurch (nur) 400.000 Tonnen CO2 im Jahr 2013 vermieden.
Das Regierungspräsidium Darmstadt hat weder aus den Anregungen und Bedenken noch
Regierungspräsidium Darmstadt, Juni 2009