Landesplanerische Beurteilung Vorlage RVS - Moeller-Meinecke.de

Schutzgut Mensch Seite 107
er auf Grund der Verschattung als nicht erheblich zu bezeichnen sei. Die Berechnungen
des Deutschen Wetterdienstes würden für heitere Tage im Winter eine mittlere maximale
Beschattungsdauer von 100 Minuten je Tag in einer Entfernung von 1.200 m nordwestlich
des Kraftwerks (Band C II, Kapitel 6.6, Seite 19) ergeben. Dies sei für Bewohner Großau-
heims keinesfalls unerheblich. Gerade bei geringer natürlicher durchschnittlicher Son-
nenscheindauer (in den Wintermonaten) würde sich eine weitere Beeinträchtigung be-
sonders negativ auf die Gesundheit des Menschen auswirken. Im Winter sei Licht und
insbesondere der Sonnenschein für den Menschen enorm wichtig für sein uneinge-
schränktes körperliches Wohlempfinden. Die mögliche zusätzliche Verschattung durch
die Kühlturmemissionen der geplanten Maßnahme würde von den Bürgerinnen und Bür-
gern als „Sonnenscheinraub“ durch die Trägerin der Maßnahme empfunden.
Der Bevollmächtigte angrenzender Kommunen hat für die Bestimmung der Zumutbar-
keitsgrenze für Verschattungen auf ein Urteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs vom
30.10.1974 (Az.: IV OG 24/74) verwiesen.
3. Bewertung
Die meteorologischen Auswirkungen des Kühlturmbetriebs wurden gutachterlich abge-
schätzt. Für die gutachterliche Einschätzung wurden die Daten der Klimastation des Deut-
schen Wetterdienstes Schaafheim- Schlierbach verwandt. Die Beurteilung beruht auf den
Richtlinien VDI 3784 Blätter 1 und 2 sowie auf den in Gutachten zusammengefassten
Emissionsdaten des Naturzug- Nasskühlturms.
Beeinträchtigungen der Gesundheit durch Verschattungswirkungen von Naturzug- Nass-
kühltürmen sind nach Untersuchungen an vergleichbaren Kühltürmen und ihrer Umge-
bung nicht zu besorgen. Es gibt keine belastbaren Hinweise, dass die Lebensbedingun-
gen unter veränderten Lichtverhältnissen zu einer messbar höheren Inzidenz saisonab-
hängiger Depressionen, Rachitis oder bestimmbaren Karzinomen führen. Ferner sind kei-
ne Hinweise für einen Zusammenhang zwischen einer Verschattung durch Kühlturm-
schwaden und adversen gesundheitlichen Effekten bekannt.
Ein Potenzial für Belästigungen (Einschränkung der Lebensqualität, optische Bedrohung,
Wertminderung) ist nicht auszuschließen. Erhebliche Belästigungen sind nach dem ge-
genwärtigen Erkenntnisstand und der im Raumordnungsverfahren gebotenen Betrach-
tung der Auswirkungen unter überörtlichen Gesichtspunkten jedoch ebenfalls nicht zu
erwarten.
Landesplanerische Beurteilung