Landesplanerische Beurteilung Vorlage RVS - Moeller-Meinecke.de

Seite 108 Umweltverträglichkeitsuntersuchung
Um die Auswirkungen der planungsbedingten Verschattung durch Kühlturmschwaden
und Bauwerke zu bewerten, wurde die Schwankungsbreite der Sonnenscheindauer an der
oben genannten Messstelle von 2002 bis 2006 bewertet. Die jahreszeitlichen Schwan-
kungen der Tageslänge und des Bewölkungsgrades spiegeln sich in den Werten der mo-
natlichen Sonnenscheindauer wider. Die Wintermonate November bis Februar sind die
sonnenscheinärmste Jahreszeit, die Sonnenscheindauer in den Sommermonaten ist etwa
viermal höher. Die natürliche Schwankungsbreite der Sonnenscheindauer liegt je nach
Monat zwischen 7 und 39 %, basierend auf dem genannten Fünfjahres- Zeitraum.
Zusätzlich zur direkten Sonneneinstrahlung ist die diffuse Globalstrahlung zu betrachten,
ebenso die Art und Dichte der natürlichen Wolkenbedeckung, das heißt der Wolkenbe-
deckungsgrad. Dabei zeichnen sich „heitere“ Tage durch einen Bedeckungsgrad von
20 % aus, „trübe“ Tage durch einen Bedeckungsgrad von über 80 %. An der Beobach-
tungsstation Kahl, die für die Betrachtung des Bedeckungsgrads ausgewählt wurde, wur-
den in den Jahren 1977 bis 2006 im Mittel 37 heitere Tage gezählt, hingegen 167 trübe
Tage.
Sichtbare Kühlturmschwaden werden nur dann als Schatten auf den Boden projiziert,
wenn die Sonne nicht durch Wolken verdeckt ist. Am Kraftwerksstandort Staudinger be-
deutet dies eine maximale jährliche Verringerung der Sonnenscheindauer von 90 bis 180
Stunden pro Jahr in Entfernungen bis 1 km im nördlichen Halbraum. In Entfernungen zwi-
schen 1 und 2 km im nördlichen Halbraum beträgt die jährliche Verringerung 35 bis 75
Stunden pro Jahr. In einer Entfernung von 1,2 km nordwestlich des Kühlturmstandortes
der geplanten Maßnahme kann es zu einer maximalen Verringerung der Sonnenschein-
dauer von 100 Minuten pro Tag an heiteren Tagen kommen. Eine Besonnung von Wohn-
gebäuden von ein bis zwei Stunden pro Tag, wie während des Erörterungstermins gefor-
dert, wäre damit entsprechend der oben genannten Werte auch an heiteren Wintertagen
gewährleistet.
Die prognostizierte maximale Verminderung der Sonnenscheindauer und der Globalstrah-
lung liegt nach gutachterlichen Annahmen, bestätigt durch Annahmen des Deutschen
Wetterdienstes, unterhalb der normalen jährlichen Schwankungsbreite der Sonnenein-
strahlung und Globalstrahlung von 20 % im Jahresgang.
Beeinträchtigungen der Gesundheit durch Verschattungswirkungen von Naturzug- Nass-
kühltürmen sind nach Untersuchungen an vergleichbaren Kühltürmen und ihrer Umge-
Regierungspräsidium Darmstadt, Juni 2009