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Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...

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-Massenhaftigkeit von Krankheit, ihre Selbstverständlichung. Therapie: Beruhigen<br />

statt Heilen. Generalisierung der Ursachen / Diagnosen: alles ist Streß, hierin zugleich<br />

Individualisierung / Subjektivierung - Schutz des Einzelnen vor den Anforderungen,<br />

die bei Nicht-Veränderung der Verhältnisse nicht erfüllbar = »Belasrungen« sind.<br />

-- Individualisierungsschub im Heilen: jeder wird sein eigener Arzt, Selbstmedikation.<br />

Ständige Selbstbeobachtung, Herumdoktern an sich selbst. Tablettenkonsum.<br />

Darin zugleich das Positive: Wiederaneignung medizinischer Kompetenz durch die<br />

Massen, Verwissenschaftlichung der Lebensführung. Darin mischen sich antiwissenschaftliche<br />

Tendenzen, Rückgriff auf Volksmedizin.<br />

- Beim Arzt mehr Einsicht in die gesellschaftlichen Ursachen von Krankheiten ohne<br />

Erweiterung der Heilmittel - Indikationswandel derselben: Pillen gegen die Krise,<br />

Hilflosigkeit. Arzt in der Zerreißprobe zwischen seinen Funktionen als .Priester«, Wissenschaftler<br />

<strong>und</strong> .Sozialbeamter«.<br />

- Krise der Reform des Ges<strong>und</strong>heitswesens durch die ökonomische Krise. Rückzüge<br />

der <strong>Linke</strong>n bei Übernahme ihrer Programme durch die Rechten (z.B. bei Humanisierung<br />

des Krankenhauses). Das übliche Hase-<strong>und</strong>-Igel-Spiel.<br />

- Gewerkschaftliche <strong>und</strong> sozialistische Gegenstrategien. Z.B. Demokratische Psychiatrie,<br />

wo die Krise der medizinischen Instanzen positiv gewendet wird in einer Vergesellschaftung<br />

/ Kommunalisierung des Heilens. Gefahr von Rückschlägen / Diskreditierung<br />

durch die Beschränkung von Möglichkeit I Bereitschaft zum sozialen Experiment<br />

in der ökonomischen Krise.<br />

- Todesthemen: Verschiebung vom Ges<strong>und</strong>bleiben aufs Heilen <strong>und</strong> von dort aufs<br />

ruhige Sterben. Diese Verschiebungen macht der Wunsch auf Selbstbestimmung mit:<br />

statt Selbstbestimmung über das Leben. Selbstbestimmung über das Wann <strong>und</strong> Wie<br />

des Todes. Tod als Bewußtseinserweiterung (Berichte von Leuten, die wiederbelebt<br />

wurden); gleichzeitig Euthanasiediskussion, Arzt soll töten dürfen. Erstaunlich dabei<br />

ist, wie das seit dem Faschismus tabuisierte Thema, was der Enrwicklung einer rationalen,<br />

fortschrittlichen, präventiv orientierten Genetik hierzulande geschadet hat, nun<br />

plötzlich an einer irrationalen Stelle wieder ausbricht. Versuch, die Probleme an den<br />

'Rändern zu regeln, zu beschneiden, damit Ordnung im vermeintlich nicht ordenbaren<br />

Chaos zu schaffen.<br />

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