Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...
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344 Detlev Albers<br />
den Extraprofiten verb<strong>und</strong>ene Export bestimmter Destruktivkräfte, sei es allgemein im<br />
Bereich der Rüstungsproduktion, sei es beispielsweise der Nukleartechnologie, einzustellen<br />
sein.<br />
Verglichen mit einer solchen die Arbeit ganzer Generationen umfassenden Aufgabe<br />
erscheint die ökonomische <strong>und</strong> moralische .Verschuldung« des Westens gegenüber den<br />
bereits existierenden sozialistischen Ländern, dank deren früher geglücktem Ausbruch<br />
aus dem System des internationalen Kapitalismus, weniger erdrückend. Hier ist es seit<br />
dem Ende des 2. Weltkriegs vor allem der diesen Völkern jahrzehntelang auferlegte Tribut<br />
des Rüstungswettlaufs, der sie an einer ungestörten wirtschaftlichen Entwicklung<br />
gehindert hat <strong>und</strong> weiter hindert. Ohne Zweifel müßte daher eine der Hauptaufgaben<br />
fortschrittlicher Regierungen in Westeuropa darin bestehen, unter voller Wahrung des<br />
Rechts auf nationale Unabhängigkeit <strong>und</strong> Verteidigung <strong>für</strong> eine rasche <strong>und</strong> möglichst<br />
weitgehende Reduzierung des beiderseitigen militärischen Potentials zu sorgen. Anders<br />
als bei den notwendigen Umverteilungsmaßnahmen zugunsten der dritten Welt würden<br />
sich aus derartigen Abrüstungsvereinbarungen sogar bestimmte Entlastungen <strong>für</strong><br />
die soziale Lage der arbeitenden Bevölkerung in den westlichen Ländern ergeben, auch<br />
wenn deren kurzfristige Auswirkung infolge der hier besonders komplizierten Umstellungsprogramme<br />
(zumal wenn sie mit einer drastischen Reduktion der Rüstungsexporte<br />
einhergehen) nicht überschätzt werden dürfen.<br />
Werden die berechtigten Anforderungen der dritten Welt wie der sozialistischen<br />
Länder an die westeuropäische Arbeiterbewegung als künftige Erbin eines der wichtigsten<br />
Zentren des kapitalistischen Systems von außen herangetragen, so wirkt die Verantwortung,<br />
die es <strong>für</strong> die Bewahrung <strong>und</strong> Wiederherstellung eines lebenswerten Austauschverhältnisses<br />
zwischen Mensch <strong>und</strong> Natur zu übernehmen gilt, von drinnen <strong>und</strong><br />
draußen gleichermaßen. Dabei spiegelt es nur die strukturelle Abhängigkeit der heutigen<br />
dritten Welt von den westlichen Industrieländern wider, wenn die immer unübersehbarer<br />
werdenden Folgen der Umweltbelastung durch die vorhandene Produktions<br />
weise, wie das .Umkippene von Flüssen <strong>und</strong> Seen, zunehmende Bodenerosion <strong>und</strong> die<br />
Erhöhung von Schadstoffemissionen bis zur menschlichen Belastungsgrenze, als das<br />
vordringliche innere Problem begriffen werden, wogegen die Herkunft der verbrauchten<br />
Rohstoffe, ihr Umfang <strong>und</strong> die Intensität ihrer Nutzung vielfach lediglich als lästige<br />
Abhängigkeit von äußerer Willkür erscheint. Dagegen wird das übergreifende Kernproblem<br />
der Ökologie, dem sich alle drei hier unterschiedenen .Weltene gegenübersehen,<br />
nämlich das wachsende Gewicht absoluter Grenzen konsumierbarer Rohstoffe<br />
<strong>und</strong> Nahrungsmittel wie der Reproduktionsfähigkeit der natürlichen Umwelt (oder was<br />
davon allenfalls noch erhalten ist), erst mit großer Verzögerung erkannt. Die Existenz<br />
solcher Grenzen aber wird ungeachtet weiterer Fortschritte der Produktivkraftentwicklung<br />
spätestens dann unbestreitbar, wenn man an dem elementaren Anspruch der Völker<br />
der dritten Welt wie künftiger Generationen festhält, einen dem hiesigen Lebensstandard<br />
der großen Bevölkerungsmehrheit zumindest vergleichbaren Grad der materiellen<br />
Bedürfnisbefriedigung zu erreichen.<br />
Bereits heute ist absehbar, vor welchen enormen Erwartungen <strong>und</strong> Verpflichtungen<br />
der .dritte Weg zum Sozialismus« im Inneren wie nach Draußen, im Beseitigen des kapitalistischen<br />
Nachlasses auf dem eigenen Boden, gegenüber der dritten Welt <strong>und</strong> den<br />
sozialistischen Ländern, aber eben auch in der Bewältigung der unaufschiebbar gewordenen<br />
ökologischen Probleme stehen wird. Zu den unabdingbaren Aufgaben der Vor-<br />
DAS ARGUMENT 12111980 ©