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Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...

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Geschichte 467<br />

haft da<strong>für</strong> sind die Nachrufe auf verstorbene NS-Parteigänger in den wissenschaftlichen<br />

Zeitschriften. Entweder wird die NS-Zeit völlig übergangen oder es wird suggeriert, daß<br />

diese Zeit im gesamten Leben <strong>und</strong> Werk eines Mannes nicht wesentlich war.<br />

Anstelle einer Beschäftigung mit dem Faschismus entwickelte sich in der BRD in den<br />

50er Jahren eine spezifische <strong>und</strong> nur hier mögliche wissenschaftliche Literaturform (bei<br />

der eine z.T. auch personelle Kontinuität mit dem Faschismus nicht zu übersehen ist):<br />

die antikommunistische Wissenschaft, die auch <strong>für</strong> den Bereich Alte Geschichte den<br />

Marxismus zu widerlegen suchte.<br />

Von der Vor- <strong>und</strong> Nachgeschichte des Faschismus handelt Losemann nicht. Das mindert<br />

nicht sein Verdienst, endlich das Thema Faschismus auch <strong>für</strong> die deutsche Altertumswissenschaft<br />

wieder auf die Tagesordnung gesetzt <strong>und</strong> eine erste Bestandsaufnahme<br />

vorgelegt zu haben.<br />

Martin Schmidt (Hamburg)<br />

Spohn, Wilfried: W e I tm ar k t ko nk urre n z <strong>und</strong> I nd u s tr i al is ie ru n g<br />

Deutschlands 1870-1914. Eine Untersuchung zur nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Geschichte der kapitalistischen Produktionsweise. Mit einem VOtwort von Bernd<br />

Rabehl. Verlag Olle u. Wolter, Berlin IWest 1977 (452 S., br., 29,80 DM).<br />

Die Arbeit beansprucht, »die in der marxistischen Diskussion oft postulierte, aber in<br />

der empirisch-historischen Forschung selten material eingelöste systematische Vermittlung<br />

von Marxscher Theorie <strong>und</strong> konkreter Geschichte anzugehen <strong>und</strong> vorwärtszubringen.«<br />

(Vorwort, XVIII) Leitend ist die Fragestellung, »wie die wichtigsten nationalen<br />

Besonderheiten in der Entwicklungsgeschichte des deutschen Kapitalismus in dieser Periode<br />

auf Basis der Marxschen Kapitaltheorie interpretiert <strong>und</strong> erklärt werden können«<br />

(7). Da »die Marxsche Kapitaltheorie« beanspruche, die allgemeinen Gesetze der kapitalistischen<br />

Produktionsweise zu formulieren - wenn auch auf einem .bestimmten<br />

Abstraktionsniveau« (1) - ist nach Spohn die theoretische <strong>und</strong> empirische Begründung<br />

einer Stadientheorie der kapitalistischen Entwicklung mit diesem Anspruch unvereinbar.<br />

Seine Arbeit ist daher auch explizit gegen die Konzepte des Staatsmonopolistischen<br />

Kapitalismus (SMK), des Organisierten Kapitalismus <strong>und</strong> des Staatsinterventionismus<br />

als »unzulässigen« Versuchen der Modifikation der Marxschen Theorie gerichtet.<br />

Der Schwerpunkt seines Interpretationsversuchs liegt auf der Darstellung des Zusammenhangs<br />

zwischen der Herausbildung <strong>und</strong> Umstrukturierung des kapitalistischen<br />

Weltmarkts <strong>und</strong> der Entwicklung der verschiedenen Sektoren der Volkswirtschaft in<br />

Deutschland: Charakteristisch <strong>für</strong> die deutsche Entwicklung des Kapitalismus war die<br />

Herausbildung einer »dualen Akkumulationsstruktur« mit einerseits weltmarktorientierten<br />

<strong>und</strong> prosperierenden Industrien (Montan, Elektro, Chemie) <strong>und</strong> andererseits<br />

auf den Binnenmarkt beschränkte <strong>und</strong> daher auch relativ unterentwickelten Branchen<br />

wie die Textilindustrie <strong>und</strong> Agrarwirtschaft. Während dieser Teil der Untersuchung<br />

durch Material aus der einschlägigen Sek<strong>und</strong>ärliteratur f<strong>und</strong>iert ist, erschöpft sich die<br />

Behandlung der »Besonderheiten der Entwicklung des Kapitalismus in Deutschland<br />

1870-1914. (231-365) im wesentlichen darin, Monopolisierung, Imperialismus <strong>und</strong> den<br />

Funktionswandel des Staates ausschließlich aus der veränderten Weltmarktkonstellation<br />

zu erklären, wodurch der Text zwangsläufig red<strong>und</strong>ant <strong>und</strong> langweilig wird.<br />

Kapitalistische Entwicklung ist <strong>für</strong> Spohn ausschließlich ein Prozeß der sich immer<br />

Heiner« herausbildenden kapitalistischen Produktionsverhältnisse; anders kann er die<br />

notwendig abstrakte Theorie <strong>und</strong> die konkrete Wirklichkeit nicht miteinander vermitteln:<br />

»Bezogen ... auf die historische Analyse der Entwicklung des Kapitalismus in<br />

Deutschland 1870 bis 1914 heißt das, daß hier die gesellschaftlichen Verhältnisse nur<br />

soweit dargestellt sind, als sie dem allgemeinen Typus kapitalistischer Verhältnisse entsprechen,<br />

<strong>und</strong> daß sie eben soweit nicht dargestellt sind, als sie dem allgemeinen Typus<br />

nicht entsprechen .• (61a) So wird die »Marxsche Theorie« zum Prüfstein der deutschen<br />

DAS ARGUMENT 121/1980 ©

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