Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...
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446 Besprechungen<br />
schließenden Aufsatz den theoretischen Funktionsbestimmungen der Literatur. Deren<br />
Schwierigkeiten, die in der Tat der gesamte Band veranschaulicht, will er vermeiden,<br />
indem er die betroffenen Autoren (vor allem Martin Walser) mit ihren Reflexionen auf<br />
den eigenen literarischen Schaffensprozeß zu Wort kommen läßt.<br />
Die Autoren verstehen sich als unmittelbar den Traditionen der Studentenbewegung<br />
verpflichtet, ihnen geraten die Organisationen der traditionellen Arbeiterbewegung<br />
nur als orthodox <strong>und</strong> dogmatisch in den Blick. So wird einer Beschäftigung mit Literatur,<br />
die in diesem Kontext steht (etwa des Werkkreises oder der Autorenedition), keine<br />
Bedeutung <strong>für</strong> die Auseinandersetzung beigemessen. Berücksichtigt man diese Einschränkung,<br />
so eignet sich der vorliegende Band gleichwohl aufgr<strong>und</strong> der weitgefaßten<br />
Thematik als Diskussionsgr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> eine Situationsanalyse der zeitgenössischen literatur.<br />
Ulrike Hick (Marburg /Lahn)<br />
Fischbach, Peter, Horst Hel,lSel <strong>und</strong> Uwe Naumann (Hrsg.): Zehn Jahre Werkkreis<br />
Literatur der Arbeitswelt. Dokumente, Analysen, Hintergründe.<br />
Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 1979 (236 S., bI., 7,80 DM).<br />
Die Herausgeber des Bandes wollen nach zehn Jahren »eine erste gr<strong>und</strong>legende <strong>und</strong><br />
gründliche Gesamtdarstellung des Werkkreises vorlegen. Wesentliche Aspekte der<br />
Werkkreis-Arbeit <strong>und</strong> -Geschichte werden hier aufgearbeitet <strong>und</strong> untersucht.« (8) Im<br />
ersten Teil beschreibt Peter Fischbach die Entstehung <strong>und</strong> den Werdegang des Werkkreises,<br />
erläutert den gesellschaftlichen Hintergr<strong>und</strong>, auf dem er entstehen konnte.<br />
»Die wirtschaftliche Rezession von 1966/67, die Studentenunruhen, die breite Protestbewegung<br />
gegen die Notstandsgesetze <strong>und</strong> schließlich die spontanen Streikbewegungen<br />
der Jahre 1968/69 bewirkten ein wachsendes Bewußtsein bei großen Teilen der<br />
Lohnabhängigen (...) <strong>und</strong> führte dazu, daß Arbeiter verstärkt zur Selbsttätigkeit <strong>und</strong><br />
Selbstdarstellung drängten.« (11) Der Werkkreis als politisch-literarische Kulturorganisation<br />
könne seine Aufgabe nicht von Erfordernissen einer Literaturtheorie, sondern<br />
aus den Erfordernissen der Arbeiterbewegung ableiten. Wolfgang Röhrer behandelt in<br />
seinem Beitrag - den er als Gespräch zwischen einem Werkkreis-Mitglied <strong>und</strong> einem,<br />
der sich <strong>für</strong> dessen Arbeit interessiert, gestaltet - interne Probleme des Werkkreises.<br />
So etwa die Auseinandersetzung mit der Dortm<strong>und</strong>er Gruppe '61 um die Nachfolge in<br />
der Tradition proletarisch-revolutionärer Literatur, aber auch um die Frage, ob Arbeiter<br />
überhaupt zu Literaturproduzenten werden können. In diesem unterhaltsamen, fiktiven<br />
Dialog benennt er alle wesentliche Kritik, die an den Werkkreis herangetragen<br />
wird, dokumentiert aber auch die Bereitschaft zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit<br />
den Rezipienten. Im Folgenden wird die Organisationsstruktur des Werkkreises anschaulich<br />
erläutert. So z.B. der Aufbau der Werkstätten, die Funktion der Delegiertenversammlungen,<br />
des Sprecherrates oder der Bildungsarbeit. Diese erachten die Werkkreis-Mitglieder<br />
als eine Voraussetzung, um auf »allgemeine gesellschaftliche Probleme,<br />
spezielle Sachfragen zu Buchthemen, Probleme der journalistischen <strong>und</strong> literarischen<br />
Gestaltung« (62) eingehen zu können. Der Band gibt Aufschluß über die Finanzlage,<br />
den eigenen Buchversand, die bisher erscl:lienenen Publikationen <strong>und</strong> die Auslandskontakte.<br />
Einen wichtigen Aufsatz steuert Silvia Moster zum Verhältnis Werkkreis<br />
<strong>und</strong> Gewerkschaften bei. Ohne eine intensive Kooperation mit den Gewerkschaften<br />
könne der Werkkreis seine politisch-literarische Tätigkeit überhaupt nicht verwirklichen.<br />
Den zweiten Teil des Bandes nimmt eine von Horst Hensel zusammengestellte<br />
Chronik des Werkkreises von 1968-1978 ein. Eine Bibliographie, Dokumente zur Programmatik,<br />
zur Satzung <strong>und</strong> der Abdruck wichtiger politischer Beschlüsse, U.a. zur<br />
»Aktionseinheit« r<strong>und</strong>en die Selbstdarstellung ab.<br />
Dieser Band bietet reichhaltiges Faktenmaterial. Vor allem die ausführliche Chronik<br />
<strong>und</strong> die Bibliographie ermöglichen eine weitergehende Beschäftigung mit Texten zur<br />
nAO;;; ARGIJMENT 121/1980 ©