Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...
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Koloniale <strong>und</strong> faschistische Gewaltformen 385<br />
in 78 deutschen Groß- <strong>und</strong> Kleimtiidten9 organisiert waren, Besonders hinzugezogen<br />
werden müßten die kolonialen Offizierslisten, die mit einem Vergleich der Freikorpsoffiziere<br />
<strong>und</strong> SA-Führer die quantitative Rückwirkung näher statistisch belegen könnte, 10<br />
Zur strukturellen Affinitiit der Gewaltformen<br />
Die Struktur der Gewaltformen in der (rechtsradikalen) Gegenwart unter dem<br />
Aspekt ihrer Rückführbarkeit auf die koloniale Vergangenheit zu erfassen, erfordert zugleich,<br />
die zeitliche Besonderung dieser Gegenwart in den Raum des a/Igemetnen Verhiiltnisses<br />
von Kolonie <strong>und</strong> .Mutterland«, .Peripherie. <strong>und</strong> .Metropole. zu stellen, So<br />
läßt sich etwa die Situation der Nachkriegszeit mit Carl Schmitt treffend beschreiben,<br />
indem das .Wesen des Politischen. auf den seinsmäßigen Gegensatz von Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
Feind zurückgeführt wird. Es wäre hier zu entwickeln, inwiefern die im Rechtsdenken<br />
der deutschen Gegenrevolution verankerte These, daß politisches Handeln keiner Normierung<br />
unterliegen kann, implizit die realpolitische Situation des deutschen Reiches<br />
auf dem Weltmarkt reflektiert; d,h, inwiefern die Hypothese von der uneingeschränkten<br />
Souveränität, welche völkerrechtliche Normen prinzipiell in Frage stellte, aus dem<br />
interstaatlichen Bereich in den tnnerstaatlichen Bereich zurückverlängert wurde, In diesen<br />
Kontext ist auch die Feindbestimmung <strong>und</strong> Feindbekämpfung zu stellen, als deren<br />
Bestimmungsmerkmale die Kampf., Organisations- <strong>und</strong> Bewußtseinsformen figurieren:<br />
1. Die näheren Bestimmungen der Kampfform ergeben sich<br />
1. am Combattantenstatus (Anerkennung, Pardonvetweigerung; Vernichtung des<br />
Gegners durch Ausrottung, Südwestafrikanischer Kolonialkrieg; Teilnehmer Lettow<br />
Vorbeck, Maercker, Epp als Offizier; Ermordung der Parlamentäre der »Votwärtsbesetzung«<br />
1919 etc.),<br />
2, Hieraus sollte die Linie, der Übergang vom .partialen« (interstaatlichen) zum »totalen«<br />
(innerstaatlichen) Feind verfolgt werden, Der Übergang der Anerkennung zur<br />
Nichtanerkennung wäre der Übergang vom Gegner (inimicus) zum Feind (hostis),<br />
Erst die totale Feindschaft bestimmt qualitativ die totale Kriegssituation, Das jus in<br />
bello ist solange in kraft wie<br />
a) die Anerkennung des Feindes als Gegner gewährleistet ist (Haager Landkriegsordnung<br />
von 1907),<br />
b) individuelle, nicht kollektive Tätungsformen praktiziert werden (etwa Giftgas etc.),<br />
c) eine Differenzierung des Feindes vorgenommen wird (Unterscheidung von Offizieren<br />
<strong>und</strong> Mannschaften),<br />
d) schließlich die Trennung von militärischer <strong>und</strong> ziviler Organisation bestehen bleibt,<br />
3, Dieser Übergang ist zu verifizieren weithin an den Mtfteln des Kampfes als partiale<br />
oder totale (Einsatz bei Straßendemonstrationen vom Polizeiknüppel bis zum Maschinengewehr<br />
<strong>und</strong> Minenwerfer, Flammenwerfer im Kolonialkampf, Taktik der verbrannten<br />
Erde, Giftgas).<br />
4, Die Bestimmung der Mittel des Kampfes durch die Ziele (Verteidigung gegen den<br />
.Bolschewismus< im Innern <strong>und</strong> nach außen, Maercker komplementär mit der Verteidigung<br />
der .weißen Rasse« gegen farbige .Untermenschen. zugleich als Verteidigung der<br />
.Kultur <strong>und</strong> Zivilisation« gegen die .Barbarei«).<br />
DAS ARGUMENT 121/1980 @