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Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...

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328 Pietra Ingrl10<br />

Mobilität der Arbeiterschaft, etc., geschaffen werden, die von gesellschaftlichen, nichtstaatlichen<br />

Organen, z.B. von den Gewerkschaften verwaltet werden? Wieweit könnten<br />

die Information der Arbeiter <strong>und</strong> ihre Kontrolle über die Pläne des Unternehmens gehen,<br />

<strong>und</strong> welche Funktion könnten sie haben? In welchem Verhältnis zu den allgemeinen<br />

staatlichen Planungsentscheidungen könnten sie stehen?<br />

Eine Planung kann zukünftig nicht mehr den staatlichen Stellen überlassen werden.<br />

In Italien ist der öffentliche Wirtschaftssektor sehr groß. Der Kampf ist noch im Gange,<br />

durch den dieser Sektor tatsächlich zu Gunsten der historischen Bedürfnisse der Massen<br />

eingesetzt werden kann, <strong>und</strong> wodurch ein Prozeß der Vergesellschaftung <strong>und</strong> der Entfaltung<br />

der substantiellen Demokratie in Gang gebracht werden kann. Eine solche Entwicklung<br />

der Demokratie <strong>und</strong> der kollektiven Kreativität kann nur weitergeführt werden,<br />

wenn sich das Verhältnis zwischen Mensch <strong>und</strong> Arbeit ändert. Daher kann eine<br />

geplante Umschaltung der Wirtschaft nur zustandekommen, wenn wir Mittel zur<br />

Überwindung der Enrfremdung innerhalb des Betriebes <strong>und</strong> an jedem Arbeitsplatz finden.<br />

Diese Frage wurde in Italien von Millionenjugendlichen <strong>und</strong> Frauen aufgeworfen,<br />

die ihre Arbeit in Betrieb <strong>und</strong> Büro mit einem neuen Bewußtsein ihrer Stellung <strong>und</strong> ihrer<br />

Qualifikation beginnen; <strong>und</strong> die nicht akzeptieren, auf ein kleines Glied in einem<br />

Mechanismus oder einem Programm reduziert zu werden, die sie weder kontrollieren<br />

noch durchschauen können.<br />

Schließlich: die Änderung der Richtung der wirtschaftlichen Enrwicklung ist eng mit<br />

dem fortschrittlichen Kampf um die Transformation des Staates <strong>und</strong> der gesamten Organisation<br />

der Macht verb<strong>und</strong>en. Ist es utopisch, auf eine solche Entwicklung der Demokratie,<br />

auf eine solche Entfaltung der Autonomie, auf eine solche Tendenz zur<br />

Selbstregierung abzuzielen? Ich will auf keinen Fall die Schwierigkeiten verschweigen,<br />

aber ich möchte zwei Fragen stellen: Kann man sich über Schwierigkeiten w<strong>und</strong>ern,<br />

wenn man die absolute Neuheit des Weges bedenkt, wo tatsächlich zum erstenmal in<br />

der Geschichte versucht wird, den :.einfachen Menschen«, den Massen von Arbeitern<br />

<strong>und</strong> Werktätigen zu zeigen, daß sie sich nicht Zurückhaltung auferlegen müssen, politische<br />

Entscheidungen nicht an andere delegieren, den Staat nicht außerhalb von sich<br />

selbst auffassen, <strong>und</strong> sich selbst zu Protagonisten der allgemeinen Sache machen sollten~<br />

Die zweite Frage: Ist es <strong>für</strong> die Demokratie unserer Zeit möglich, den riesigen<br />

Machtkonzentrationen, von denen ich vorhin gesprochen habe, zu widerstehen, <strong>und</strong><br />

sich im Herzen eines Volkes einzugraben, ohne daß immer wieder Wege <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

gesucht werden, die es dem Bürger <strong>und</strong> Arbeiter erlauben, die großen kollektiven<br />

Entscheidungsprozesse zu durchschauen <strong>und</strong> sich einzumischen?<br />

In Italien ist eine Kluft zwischen dem einfachen Mann <strong>und</strong> der Sphäre der politischen<br />

Entscheidungen. Zweifellos ist durch die Diskriminierung, durch die die KPI aus<br />

der Regierung ausgeschlossen ist, das Erneuerungsvermögen der <strong>Institut</strong>ionen schwer<br />

verletzt <strong>und</strong> die Monopolisierung der Macht durch die DC begünstigt worden, was zu<br />

einer schwetwiegenden Degeneration <strong>und</strong> Korruption des öffentlichen Lebens führte,<br />

<strong>und</strong> sogar das bloße Auswechseln führender Gruppen verhindert: die Namen der Minister<br />

scheinen <strong>für</strong> den einfachen Mann immer dieselben zu bleiben, höchstens sind sie<br />

einmal an einer anderen Stelle zu lesen. Wir kämpfen gegen diese Degeneration.<br />

Es sind neue Fragen aufgekommen über den Sinn der politischen Tätigkeit, über die<br />

Art <strong>und</strong> Weise, Politik zu machen <strong>und</strong> über die politisch Aktiven. Es stellt sich die Frage<br />

der Funktion der Repräsentation, der Art, in der die politischen Parteien diese aus-<br />

DAS ARGUMENT 12111980 ©

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