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Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...

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398 DierkJoachim <strong>und</strong> Uwe Naumann<br />

storischen Nationalsozialismus/Faschismus identifiziert werden sollten,<br />

- drittens gehen sie davon aus, daß der Begriff .Rechtsextremismus. eine fließende<br />

Grenze zur sogenannten politischen .Mitte. besitzt <strong>und</strong> dadurch die Nähe mancher<br />

Unionspolitiker zu ultrarechten Gruppen im Begriff mit erfaßt wird.<br />

Das erste Argument ist zu defensiv - weder darf die <strong>Linke</strong> sich ihre Begriffe von anderen<br />

politischen Kräften nehmen lassen, noch sind Diskussionen untereinander ein<br />

Gr<strong>und</strong>, bestimmte Begriffe nicht mehr zu verwenden. Sollen wir als Sozialisten nicht<br />

mehr von .Freiheit. reden, nur weil die Unions-Demagogen einen Gegensatz zwischen<br />

Freiheit <strong>und</strong> Sozialismus behaupten? Soll die DKP sich nicht mehr »kommunistisch.<br />

nennen, weil auch andere Organisationen <strong>und</strong> Gruppen sich so bezeichnen? Gerade<br />

.Faschismus« ist einer der Kernbegriffe des ideologischen Klassenkampfes dieses Jahrh<strong>und</strong>erts,<br />

ein zentraler Kampfbegriff der Arbeiterbewegung - an ihm gilt es festzuhalten.<br />

Zum zweiten <strong>und</strong> dritten Argument. (Neo-)Nazis, also (neue) Nationalsozialisten,<br />

kann man in der Tat nur diejenigen nennen, die in Ideologie <strong>und</strong> politischen Zielen<br />

unmittelbar an den deutschen Faschismus der Jahre 1933 bis 1945 anknüpfen. Dies<br />

trifft, wie Meyer /Rabe überzeugend belegen, <strong>für</strong> erhebliche Teile der heutigen Rechtsextremen<br />

nicht zu. »Neonatismus« ist also in der Tat eine zu enge, zu stark ausgrenzende<br />

Kategorie. Sie suggeriert zudem (ähnlich wie »Ewiggestrige« u. ä.) durch ihre Wendung<br />

zur Vergangenheit, daß es um alte Probleme von gestern gehe, die nur noch einmal<br />

von Unbelehrbaren aufgewärmt werden - während alle Bücher (außer Pomorin/Junge)<br />

nachdrücklich zeigen, daß die Anhänger rechtsextremer Gruppen aus sehr<br />

gegenwärtigen Gründen politisch aktiv werden.<br />

»Faschismus« dagegen ist ein von der historischen deutschen Ausformung abstrahierender<br />

Begriff. »Neofaschismus« umfaßt daher ein eher breites Spektrum extrem rechter<br />

Kräfte, die ideologisch, ihren politischen Zielen wie auch ihren Organisations- <strong>und</strong><br />

Kampfformen nach als faschistisch charakterisiert werden können. »Rechtsextremismus«<br />

ist noch weiter gefaßt - zu Recht benutzt Schwager! ihn als »Sammelbegriff, der<br />

alle Erscheinungsformen <strong>und</strong> Inhalte des Nationalismus erfassen soll« (PauIlSchoßig,<br />

19). Auch Teile der CDUJCSU sind darunter subsumierbar. Die Neofaschisten selbst<br />

machen also den Kern des Rechtsextremismus aus.<br />

Daß »Rechtsextremismus« (ebenso wie »Rechtsradikalismus«) auch zum sprachlichen<br />

Arsenal der Verfassungsschützer gehört <strong>und</strong> dort wie in Teilen der Öffentlichkeit mit<br />

den begrifflichen Pendants »Linksextremismus«J »-radikalismus« eng verknüpft ist. also<br />

in den Kontext totalitarismustheoretischen Denkens gehöft, macht beide Begriffe problematisch.<br />

Doch läßt sich dies auch offensiv als Aufgabe <strong>für</strong> die <strong>Linke</strong>n begreifen, die<br />

diffamierende Parallelisierung von Sozialisten <strong>und</strong> Faschisten noch stärker ideologisch<br />

zu bekämpfen.<br />

Von »Rechtsradika/tsmus« sollte man aus einem anderen Gr<strong>und</strong> nicht sprechen: steht<br />

doch der »Radikalen«-Begriff in der progressiven Tradition der bürgerlichen Aufklärung<br />

<strong>und</strong> kann daher einen Rang als Ehrenbegriff der fortschrittlichen Bewegung beanspruchen;<br />

auf Kräfte des äußersten Rückschritts dagegen paßt er durchaus nicht. -<br />

Einige Autoren versuchen, innerhalb des rechtsextremen Lagers Strömungen auszumachen<br />

<strong>und</strong> diese auch begrifflich einzugrenzen. Meyer J Rabe plädieren nachdrücklich<br />

da<strong>für</strong>, Differenzierungen unter den Rechtsextremen genau wahr- <strong>und</strong> ernstzunehmen;<br />

ein zu pauschales Bild verhindert jede erfolgreiche Strategie gegen diese Kräfte. Unter-<br />

DAS ARGUMENT 121/1980 ({)

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