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Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...

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382 Peter Schmitt-Egner<br />

Ien der letzteren Bedingungen (2 <strong>und</strong> 3) ist die erste infragegestellt.<br />

Werttheoretisch ausgedrückt ergibt sich <strong>für</strong> den Gesamtarbeiter folgende Dynamik:<br />

Durch die Revolutionierung der Arbeitsmittel wird die Intensivierung der Mehrarbeit<br />

möglich, was nicht nur die Steigerung der Mehrwertmasse, sondern auch der Mehrwertrate<br />

ermöglicht (im Innern). Können diese Wertmassen infolge einer Verwertungskrise<br />

nicht mehr realisiert werden, ist das Ventil nach außen durch den Zusammenbruch des<br />

Weltmarktes <strong>und</strong> den hieraus folgenden Protektionismus verschlossen (die Rohstoffmärkte<br />

werden durch Zölle abgeriegelt), so bleiben nur zwei Möglichkeiten kapitalistischer<br />

Krisenlösung offen: Einerseits die Intensivierung der Mehrarbeit durch Extensivierung<br />

zu ergänzen (d.h. Senkung des Preises der Ware Arbeitskraft unter ihren Wert,<br />

Ausweitung des Arbeitstages), andererseits auf gewaltsame Neuverteilung der<br />

Rohstoff- <strong>und</strong> Absatzmärkte zu drängen. Während letzteres den Krieg nach außen bedeutet,<br />

ergibt sich, wie schon oben entwickelt, der Krieg nach innen durch die Vernichtung<br />

der politischen Form. Die historische Möglichkeit, den Widerspruch der Entfaltung<br />

durch koloniale Expansion zu lösen, scheiterte in der Wirklichkeit der ungleichzeitigen<br />

Staaten. Durch die Abschneidung von der Peripherie oder deren Untauglichkeit,<br />

die Funktionen von Stufe 2 <strong>und</strong> 3 zu vollziehen, verlagerte sich dieser Widerspruch<br />

in die Metropole selbst. Der widersprüchlichen strukturellen Einheit von Staat<br />

<strong>und</strong> Gesellschaft, Imperium <strong>und</strong> Dominum, stehen in diesem Fall nur zwei historische<br />

Lösungsmöglichkeiten offen: entweder löst sich »der Staat« gewaltsam in »die Gesellschaft«<br />

(soziale Revolution) oder die »Gesellschaft« in den »Staat« auf (Doppelstaat).<br />

Die Wirklichkeit zeigte wiederum, daß in den genannten Staaten zur letzteren »Lösung«<br />

gegriffen wurde. Genau in dieser objektiven Möglichkeit ist die historische Relevanz<br />

des kolonialen Gewalttransfers angesiedelt. Dieser verstärkt den Trend zur zweiten<br />

Lösung. Das Scheitern der mittelbar »ökonomischen Gewalt« hat die unmittelbar<br />

»politische Gewalt« zur Folge, die dann nach innen (Verfolgung von Staats- <strong>und</strong> Volksfeinden,<br />

welche die »Lösung« in Frage stellen) <strong>und</strong> nach außen eklatiert (gewaltsame<br />

politische Schaffung der Bedingungen 2 <strong>und</strong> 3).<br />

Die sozialen Kräfte dieses Doppelstaates hoffen, daß ihr »Antikapitalismus« auf der<br />

Basis der Warenproduktion lösbar sei. Der Widerstand gegen das Kapital als Ding<br />

(Geldkapital in der Form des Banken- <strong>und</strong> Börsenkapitals) erzeugt den realen Schein<br />

des Widerstandes gegen das Kapital als Verhaltms. Diese Revolte gegen »das Kapital«<br />

vom Standpunkt seiner Voraussetzung, der Warenproduktion, erzwingt die scheinrevolutionäre<br />

»Aufhebung« dieses Widerspruchs. Die Realität dieses Scheins findet sich im<br />

Korporativen Staat oder der NS-Volksgemeinschaft, in dem nicht nur Arbeit <strong>und</strong> Kapital,<br />

sondern ihre verschiedenen stofflichen Träger Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft, Großbetrieb<br />

<strong>und</strong> Kleinbetrieb, Gutsbesitzer <strong>und</strong> Kleinbauer, »organisch aufgehoben« sind.<br />

Da jedoch die Realität des Weltmarktes diesen Schein immer wieder als solchen präsentiert,<br />

versucht der faschistische Doppelstaat, den Widerspruch zu exportieren, indem er<br />

die »ökonomische« Konkurrenz mit »politisch-militärischer« Gewalt vollzieht, die auf<br />

eine Neuverteilung des Weltmarktes abzielt.<br />

Zusammenfassend ist die Problematik struktureller Bedingungen des kolonialen Gewalttransfers<br />

wie folgt zu beschreiben: Sieht man die Entfaltung der Nationalstaaten<br />

im Kontext der Entstehungsgeschichte des Weltmarktes, so ist in den Ländern, in denen<br />

sich faschistische Formen des Doppelstaates durchgesetzt haben, ein »zu frühes«<br />

(Spanien / Portugal) oder ein »zu spätes« Erscheinen (Deutsches Reich, Italien, Japan)<br />

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