31.10.2013 Aufrufe

Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...

Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...

Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Prinzipien der Selbstverwaltung im Übergang zum Sozialismus 349<br />

Entwicklung der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation (dem Taylorismus) verb<strong>und</strong>en<br />

sind. Denn die Rationalisierung, die in der Fließbandarbeit einen arbeitenden Menschen<br />

immer mehr zum leblosen Werkzeug macht, hat einen Effekt, der sich gegen die·<br />

Unternehmer selbst richtet. Der Beweis ist der sogenannte ~Dienst nach Vorschrift«.<br />

Wenn man all das wörtlich ausführt, was im Sinne größtmöglicher Rationalität der Organisation<br />

entschieden wurde, kommt alles zum Stillstand. Das bedeutet, daß die Produktion<br />

nur über tausende von kleinen unsichtbaren Initiativen funktioniert, die ebensoviele<br />

Ungehorsamkeiten sind.<br />

Ein anderer Begriff der Selbstverwaltung stammt von Marx. Er bezeichnet den Kommunismus,<br />

d.h. eine Gesellschaft, in der die scheinbar organische Teilung von Kopf<br />

<strong>und</strong> Hand verschw<strong>und</strong>en ist, also eine Gesellschaft ohne Klassen <strong>und</strong> Lohnarbeit. Das<br />

ist die theoretische Definition der Selbstverwaltung im Programm der Sozialistischen<br />

Partei von 1972. Aber diese Definition unterstellt das Problem bereits als gelöst. Denn<br />

es ist eine Perspektive, der noch keine historische Erfahrung entspricht <strong>und</strong> die von unserer<br />

eigenen historischen Perspektive weit entfernt ist. Wenn wir dem Wort .Selbstverwaltung«<br />

einen operativen Sinn geben wollen, müßte er einen Bezug zur wirklichen,<br />

aktuellen Situation des Klassenkampfes haben. In Bezug auf den Weg zwischen dem<br />

Heute <strong>und</strong> jenem Horizont muß das Wort einen Sinn bekommen - warum hätten wir<br />

es sonst gegen das Wort ~Sozialismus« austauschen sollen? Wörter wie Demokratie oder<br />

Selbstvetwaltung nutzen sich sehr schnell ab. Eine interessante Frage: warum hat man,<br />

seit 15 Jahren etwa, auf ein neues Wort zurückgegriffen? Ich glaube, daß dies mit einer<br />

historischen Erfahrung der Arbeiterbewegung zu tun hat. Lange Zeit war man zu sehr<br />

fasziniert von dem Gedanken, es würde genügen, die Macht zu übernehmen, um sie zu<br />

verändern <strong>und</strong> vielleicht den Klassenkampf zu beenden. Die Entwicklung der großen<br />

Parteien <strong>und</strong> Gewerkschaften rief die bisher unabgeschlossene Diskussion hetvor, ob<br />

die institutionalisierte Arbeiterbewegung,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!