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Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...

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Probleme der Zusammenarbeit in der westeuropäischen <strong>Linke</strong>n 327<br />

zwischen den Völkern? Was hat die europäische Kultur, unser ererbter Schatz, zu diesen<br />

Problemen zu sagen? Welche Wissenschaft, in der Hand wessen? Was können die<br />

neuen Parameter einer Produktivität sein, die nicht Zunahme von Arbeitslosigkeit bedeutet?<br />

Die Veränderung in der Welrordnung <strong>und</strong> die notwendigen Übergänge werden große<br />

kollektive Operationen verlangen: sie erfordern Bewegungen, Initiativen, Experimente<br />

großer Menschenmassen, die Träger konkreter neuer Werte, solidarischer Anstrengungen,<br />

kreativer, bislang unentdeckter Kapazitäten sind. Angesichts einer solchen<br />

historischen Aufgabe muß die Arbeiterklasse die f<strong>und</strong>amentale Kraft des Fortschritts<br />

sein - ohne jegliche Mythologie, ohne mechanistische <strong>und</strong> messianische Vision<br />

-, sie muß ihre Fähigkeit zeigen, allgemeine Klasse zu werden. Führerin eines großen<br />

<strong>und</strong> gegliederten Fortschrittsblocks. Oder wir werden es in unseren Ländern nicht verhindern<br />

können, daß Spaltungen <strong>und</strong> Krisen in den arbeitenden Klassen auftreten, gerade<br />

weil die Dinge auf jeden Fall nicht stillstehen <strong>und</strong> es nicht möglich ist, wie vorher<br />

weiterzumachen.<br />

Ich sehe noch eine Notwendigkeit <strong>und</strong> eine Handlungsmöglichkeit, die mir zur Vermeidung<br />

unwiderruflicher Spaltungen entscheidend zu sein scheint: Der Kampf um<br />

neue Bedürfnisse <strong>und</strong> die Forderungen nach Freiheit, Kreativität <strong>und</strong> Selbstentfaltung,<br />

die in den neuen Generationen entstanden sind, soll in den Kampf um ein neues Modell<br />

<strong>für</strong> Entwicklung <strong>und</strong> Staatsveränderung einbezogen werden; ein Kampf, um zu<br />

verhindern, daß sich die Kluft vergrößert zwischen der Arbeit, die von den Jugendlichen<br />

als Knechtschaft, als etwas Negatives, als Arbeit <strong>für</strong> eine äußere Macht erlebt wird,<br />

<strong>und</strong> dem Kampf <strong>für</strong> die persönliche Freiheit <strong>und</strong> die Kreativität, die jetzt außerhalb<br />

der Arbeit <strong>und</strong> gegen sie gestellt werden. Wir wissen, wenn sich diese Kluft vergrößerte,<br />

könnten die alten herrschenden Klassen eine Mehrheit der Arbeitskräfte unter ihre<br />

Kontrolle zurückgewinnen, während Gruppen von Jugendlichen , Frauen <strong>und</strong> Intellektuellen<br />

in schreckliche Abenteuer mit Drogen <strong>und</strong> Gewalt <strong>und</strong> zu einer radikalen Ablehnung<br />

der Demokratie gedrängt werden.<br />

Daher sehe ich eine große Aufgabe der linken Kräfte darin, die Versuche demokratischer<br />

Planung, die Arten des Zusammenlebens, die Verteidigung der Arbeitsplätze, die<br />

Wachstumsqualitäten <strong>und</strong> die Demokratieerweiterung zu erforschen. Es hat sich gezeigt,<br />

daß in unseren Ländern eine autoritäre Planung <strong>und</strong> vollkommen zentralisierte<br />

Verstaatlichung der Produktionsmittel <strong>und</strong>urchführbar ist. Wir erleben gleichzeitig die<br />

Krise <strong>und</strong> die Verbrauchtheit der dirigistischen Wirtschaftsformen <strong>und</strong> der Strategien,<br />

die sich auf Nachfragesteuerung beschränken <strong>und</strong> nicht die Qualität des Angebots,<br />

d.h. die Ziele der Produktion in Frage stellen. Wenn wir dem Angriff <strong>und</strong> der Mystifizierung<br />

der neo-liberalen Ideologie nicht freie Hand geben wollen, dann müssen wir<br />

versuchen, aus den dramatischen Erfahrungen der Arbeiterbewegung zu lernen. Das<br />

macht meiner Meinung nach eine gemeinsame Suche nach einer möglichen Planungsstrategie<br />

nötig, die sich nicht auf eine <strong>und</strong>ifferenzierte Forderung nach Staatshilfe beschränkt.<br />

Diese Strategie sollte ermöglichen, auf die Inhalte der Produktionsbeschlüsse<br />

ohne despotische Zentralisierung Einfluß zu nehmen, ohne eine neue Erweiterung <strong>und</strong><br />

Verkomplizierung der bürokratischen Staatsmaschinerie im öffentlichen wie im halböffentlichen<br />

Sektor. Ist eine Staatsreform möglich, die wichtige Momente der Planung<br />

auf regionale <strong>und</strong> kommunale Organe dezentriert? Können Freiräume <strong>für</strong> eine öffentliche<br />

Planung, wie zum Beispiel im Verhältnis Schule - Produktion, Berufsbildung,<br />

DAS ARGUMENT 121/1980 ©

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