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Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...

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Probleme der Zusammenarbeit in der westeuropäischen <strong>Linke</strong>n 325<br />

oder Welfare State zusammengefaßt werden, nur eine Täuschung waren. Sie haben<br />

auch zu Zugeständnissen der führenden kapitalistischen Gruppen geführt. In den letzten<br />

dreißig Jahren haben die Kämpfe der Massen in den Ländern des reifen Kapitalismus<br />

<strong>und</strong> in der Dritten Welt Breschen geschlagen auch in nationale <strong>und</strong> internationale<br />

politische Systeme, mit welchen die führenden kapitalistischen Gruppen die Errungenschaften<br />

der Dritten Welt kontrolliert <strong>und</strong> an die Stelle der alten Reiche den Neokolonialismus<br />

gesetzt haben.<br />

Heute sind die Breschen so groß geworden, daß die Instrumente nicht mehr greifen.<br />

Die Mechanismen der internationalen Währungsregulierung versagen <strong>und</strong> die Inflation<br />

in den Vereinigten Staaten breitet sich aus. Die Bilanzen vieler Staaten weisen erschreckende<br />

Defizite auf <strong>und</strong> deshalb gelingt es der sogenannten .Wohlfahrtspolitik«<br />

nicht, <strong>für</strong> Gebiete, die am Rande des Fortschritts stehen <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Schichten der Bürger,<br />

die keine Aussicht auf eine stabile Beschäftigung haben, geeignete Auswege <strong>und</strong><br />

Mittel zu finden. Auch bestimmte politische Parteien interklassistischen Typs <strong>und</strong> neokapitalistischer<br />

Ideologie, die sich den Massen als Garanten <strong>für</strong> Fortschritt, W eiterentwicklung<br />

<strong>und</strong> Stabilität präsentierten, sehen ihre Position in Wählerschichten von Konsumenten<br />

<strong>und</strong> Produzenten geschwächt.<br />

Wir dürfen jedoch keine Interpretationsfehler begehen, wie die linken Kräfte in den<br />

Zwanziger <strong>und</strong> Dreißiger Jahren. Ich habe absichtlich von Krise im Plural gesprochen,<br />

aus zwei Gründen: um die Vielfalt <strong>und</strong> das Ineinandergreifen der Phänomene zu unterstreichen<br />

<strong>und</strong> die Modifikationen, die Bewegung, die sie mit sich bringen. Die Krisen,<br />

die sich vor uns mit von Land zu Land verschiedener Intensität entfalten, bedeuten<br />

weder den .katastrophalen« Zusammenbruch des Kapitalismus, noch seinen Stillstand.<br />

Wir können schon die Antworten erkennen, zu denen die kapitalistischen Hauptgruppen<br />

greifen. Sie schreiten zu einer gigantischen Internationalisierung der Produktion<br />

mit neuen Verschiebungen in Gebiete Asiens, Lateinamerikas, des Arabischen Golfs,<br />

wo sie Arbeitskraft zu niedrigsten Kosten finden <strong>und</strong> ein niedriges Niveau politischer<br />

<strong>und</strong> gewerkschaftlicher Organisation. Die Multis wollen aus den wichtigsten Metropolen<br />

die .Gehirne« der Produktion machen, indem sie die Handarbeit in bestimmte Peripherien<br />

der Welt dezentralisieren <strong>und</strong> die großen Fortschritte an sich reißen, das Monopol<br />

der fortgeschrittenen Technologie, die neuen Avantgarde-Sektoren der Industrie.<br />

So wurde ein harter Kampf begonnen um eine neue internationale Arbeitsteilung. Die<br />

Wirtschaftskriege, die militärischen Spannungen, die konservativen <strong>und</strong> ultraradikalen<br />

Vorstöße verschärfen sich.<br />

In diesem Zusammenhang eine weitere Überlegung: zwar reproduziert die moderne<br />

Produktion mit ihrem spezialisierten Wissen <strong>und</strong> ihrem System von Intellektuellen bestimmte<br />

Machtverhältnisse - die Trennung von geistiger <strong>und</strong> körperlicher Arbeit, von<br />

Dirigenten <strong>und</strong> Dirigierten. Aber unter dem Dtuck der Arbeiterbewegung regt sich in<br />

vielen Zweigen der Wissenschaft Widerstand gegen ihr Schicksal <strong>und</strong> ein Bewußtsein<br />

über ihre Stellung im Kampf um Fortschritt. So bekommt die Hegemonie der herrschenden<br />

Klassen einen Sprung, es wird schwer <strong>für</strong> sie, die Zustimmung zu ihrem Staat<br />

<strong>und</strong> zu allgemeinen Werten wiederherzustellen.<br />

Aus diesem Zerfallen der Gesellschaft, aus diesem Niedergang von allgemeinen Werten<br />

ziehen einige schon den Schluß des Untergangs der Demokratie; <strong>und</strong> es gibt welche,<br />

die die Fassung verlieren oder geradezu mit der Konfusion <strong>und</strong> Verzweiflung spekulieren<br />

<strong>und</strong> zu schießen beginnen. So sind in Italien nicht nur auf der faschistischen<br />

DAS ARGUMENT 121/1980 If·

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