Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...
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Gedanken über den »Dritten Weg zum Sozialismus« in Westeuropa 345<br />
bereitung auf ein erfolgreiches Beschreiten dieses Weges gehört deshalb auch die Ausarbeitung<br />
einer Konzeption revolutionärer Sparpolitik 16 , in der sich die Bereitschaft zur<br />
Begrenzung berechtigter Konsumbedürfnisse der arbeitenden Massen mit dem konsequenten<br />
Abbau klassenmäßiger <strong>und</strong> berufsständischer Privilegien sowie einer umfassenden<br />
demokratischen Kontrolle der beim Aufbau einer neuen ökonomischen Logik<br />
durch Zugeständnisse der Lohnabhängigen ermöglichten Umverteilungen nach innen<br />
<strong>und</strong> außen verbinden.<br />
Anmerkungen<br />
Auf die Mißlichkeit der Verwechslungsmöglichkeiten mit einem .dritten Weg zwischen Kapitalismus<br />
<strong>und</strong> Sozialismus« angesprochen, anrwortet beispielsweise Pietro Ingrao: Der Begriff<br />
des dritten Wegs ist .lediglich ein Bild, eine Metapher. die jedoch mit Macht auf eine politische<br />
Norwendigkeit verweist - <strong>und</strong> als solche bin ich da<strong>für</strong>«. Er fügt hinzu. im übrigen werde<br />
man wahrscheinlich später ebensogut von .einem vierten oder fünften Weg« sprechen können;<br />
Pietro Ingrao: Crisi e terza via, Rom 1978, S. 118; deutsch jetzt auszugsweise in: Annäherungen<br />
an den Sozialismus. Strategien eines Dritten Weges. Hamburg 1979, S.35ff.<br />
Zitiert nach Herbert Steiner: Am Beispiel Otto Bauers - Die Oktoberrevolution <strong>und</strong> der Au<br />
Stfomarxismus, in: Monatsschrift <strong>für</strong> Fragen der Demokratie <strong>und</strong> des wissenschaftlichen Sozialismus,<br />
Sondernummer, Wien, Juli 1967. S. 3/4.<br />
Der Text des Linzer Programms ist abgedruckt in: Hans-)örg Sandkühler/Rafael de la Vega:<br />
Ausrromarxismus, Frankfurt 1970, S. 378ff. Vgl. auch Bauers Einleitungsreferat auf dem Linzer<br />
Parteitag, in: Werke Bd.5, Wien 1978, S. 391ff.<br />
4 Vergleiche als noch immer einzige deutschsprachige Textauswahl: Antonio Gramsci: Philosophie<br />
der Praxis, Frankfurt 1967. Zur hiesigen. rasch an Umfang gewinnenden Gramsci-Diskussion<br />
vgl. etwa Karin Priester: Zur Staatstheorie bei Antonio Gramsci; in: Das Argument,<br />
Nr.104(1977),S.515ff<br />
Die italienischen Kommunisten, Auslandsbulletin, Sonderausgabe 1978, Thesenentwurf <strong>für</strong><br />
den XV. Parteitag der IKP, S.9.<br />
6 Zu den Positionen des CERES-Flügels in der französischen PS vgl. M. Charzat, Gh. Toutain,<br />
].P. Chevenement: CERES, Strategie <strong>für</strong> den Sozialismus, deutsch: Hamburg 1977 <strong>und</strong>J.P.<br />
Chevenement: Ende der Spaltung', deutsch: Hamburg 1978. Zum Selbstverständnis der marxistischen<br />
Gruppierungen in der SPD vgl. die .Herforder Thesen zur Arbeit von Marxisten in<br />
der SPD., Berlin 1978 <strong>und</strong> .Göttinger Thesen. Arbeiterbewußtsein, Gewerkschaften <strong>und</strong> Sozialdemokratie<br />
•. Göttingen 1979.<br />
Neben dem offiziellen, am Marxismus festhaltenden Selbstverständnis der spanischen, italienischen<br />
oder griechischen Sozialisten sei als Beleg <strong>für</strong> die genannte These beispielsweise auf<br />
Gr<strong>und</strong>satzartikel des früheren Generalsekretärs der PSI, Francesco Oe Martino verwiesen, in<br />
denen er den spezifischen Charakter seiner Partei im Unterschied zu den nordeuropäischen<br />
Sozialdemokratien wie zu den traditionellen kommunistischen Positionen mit einer dem hier<br />
erörterten .dritten Weg. sehr verwandten Begrifflichkeit zu erklären versucht; vgl. Oe Martino:<br />
Ideologie <strong>und</strong> Politik, deutsch in: Detlev Albers: Demokratie <strong>und</strong> Sozialismus in Italien,<br />
Frankfurt 1978, S. 172ff. Und ist im übrigen ausgemacht, daß sich nicht auch die Politik eines<br />
Francois Mitterand in eine derartige Konzeption einfügen würde?<br />
8 Otto Bauer: Die österreichische Revolution, Nachdruck Wien 1965; auch enthalten in: Werke,<br />
Bd.2, S.489ff.<br />
9 Am deutlichsten findet sich diese Auffassung in den folgenden Sätzen: .Er (der Marxismus,<br />
D.A.) begreift den Reformismus als die Anpassung der Arbeiterbewegung an eine bestimmte<br />
Entwicklungsstufe, als das Produkt einer bestimmten Entwicklungsstufe. als das notwendige<br />
Resultat einer bestimmten Entwicklungsstufe. Aber gerade weil er ihn als das Resultat einer<br />
bestimmten Entwicklungsstufe versteht, versteht er, daß seine Notwendigkeit nur transitorisch,<br />
nur vorübergehend ist, die überw<strong>und</strong>en werden muß, sobald die Entwicklungsstufe, der<br />
er entspricht, selbst überw<strong>und</strong>en wird. Und er setzt sich die Aufgabe, auf der reformistischen<br />
Entwicklungsstufe selbst schon die revolutionären Ideen zu entwickeln <strong>und</strong> zu verbreiten, die<br />
DAS ARGUMENT 121/1980 ©