31.10.2013 Aufrufe

Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...

Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...

Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Soziologie 457<br />

Hondrich, Karl ütto, <strong>und</strong>Joachim Matthes (Hrsg.): Theorienvergleich in den<br />

Soz i al w is se n schaft e n. Luchterhand Verlag, Darmstadt <strong>und</strong> Neuwied 1978<br />

(367 S., br., 50,- DM). (d)<br />

Ohne Abschluß ging in den letzten Jahren der .Positivismusstreit. um die methodischen<br />

<strong>und</strong> theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen der Sozialwissenschaften in eine Diskussion verschiedener<br />

Ansätze über. in.deren Verlauf zunehmend der Anspruch auf ein angemessenes<br />

methodisches Instrumentarium <strong>und</strong> die zutreffenden begrifflichen Vorstellungen<br />

von sozialer Praxis suspendiert wurde. Ihn ersetzte die Anerkennung eines Nebeneinanders<br />

von gleich gültigen Positionen, welche trotz .ritualisierter Frontstellungen.<br />

(d 287) nur mehr mit Schwierigkeiten paradigmatischen Gr<strong>und</strong>orientierungen zugeordnet<br />

werden können. In den Beiträgen der hier diskutierten Sammelbände zum<br />

Stand der Theorie- <strong>und</strong> Methodendiskussion läßt sich daher nur grob <strong>und</strong> zuweilen<br />

willkürlich differenzieren zwischen (a) systemtheoretischen, (b) funktionalistischen, (c)<br />

verhaltenstheoretischen, (d) kommunikationstheoretischen, (e) syml'Olisch-imeraktionistischen,<br />

(f) hermeneutisch-interpretativen <strong>und</strong> (g) phänomenologisch-haudlungstheoretischen<br />

.Ansätzen., den drei Dimensionen analytischer Philosophie, die in den<br />

handlungstheoretischen Überlegungen der (h) Oxforder ordinary language philosophy,<br />

des (i) Kritischen Rationalismus <strong>und</strong> des (k) Konstruktivismus zum Tragen kommen,<br />

sowie der (I) historisch-materialistischen Position (welche in der soziologischen Literatur<br />

auch mit dem Etikett .konflikttheoretisch. versehen wird - vgl. d 197). Wie unscharf<br />

diese, als vorläufige Hilfestellung gleichwohl nötigen Unterscheidungen sind, zeigt sich<br />

u.a. darin, daß sie sowohl in gegenstands theoretischer wie auch in methodischer Hinsicht<br />

gelten, wobei es auf den verschiedensten Ebenen zu Überschneidungen kommtso<br />

ließen sich, sieht man vom sprachkritischen Verfahren ab, Gemeinsamkeiten zwischen<br />

dem phänomenologischen <strong>und</strong> einigen analytischen Ansätzen feststellen. Häufig<br />

werden auch der systemtheoretische <strong>und</strong> der funktionalistische Beitrag <strong>für</strong> die Soziologie<br />

identifiziert, während im Verlauf der Theoriediskussion zwischen beiden charakteristische<br />

Differenzen hervortraten.<br />

Will man nun nicht bei einer die Auseinandersetzung kaum weitertreibenden Aufzählung<br />

der Gr<strong>und</strong>positionen stehenbleiben, sondern zu einer zureichenden Bestimmung<br />

des aktuellen Niveaus der Theoriebildung gelangen, scheint ein anderer Weg<br />

sinnvoll: Man muß das Problem rekonstruieren, über welches sich die Wissenschaften<br />

vom gesellschaftlichen Handeln in ihrem neuzeitlichen Selbstverständnis konstituierten,<br />

<strong>und</strong> seine gegenwärtige Gestalt in den vorliegenden theoretischen <strong>und</strong> methodischen<br />

Versuchen aufdecken. Nur in einer derartigen problem- <strong>und</strong> damit sachbezogenen<br />

Sicht werden die Implikationen <strong>und</strong> Aporien der derzeit vertretenen Ansätze deutlich.<br />

Obwohl schon das antike philosophische <strong>und</strong> politische Denken nach dem zutreffenden<br />

Begriff von .Praxis. suchte, wird die methodologische Dimension dieser Bemühung<br />

erst mit der Kritik des Cartesianismus durch Gianbattista Vicos .Neue Wissenschaft.<br />

aufgezeigt, welche den historischen Charakter menschlicher Tätigkeit zum Thema<br />

hat. Die Kontroverse zwischen Positivismus <strong>und</strong> Historismus hat hier ihren Ursprung;<br />

systematisch als Methodenproblem wird sie allerdings erst im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

diskutiert. So zielt Diltheys Kritik der historischen Vernunft auf die Ausarbeitung einer<br />

Gr<strong>und</strong>wissenschaft vom menschlichen Handeln, die dessen Historizität als das tragende,<br />

unhintergehbare Konstituens anerkennt. Er konzipiert daher die Umrisse einer stets<br />

geschichtlich oriemierten .Logik der Geisteswissenschaften., welche sich auf die geschichtliche<br />

<strong>und</strong> soziale Praxis als Totalität bezieht. Weil Dilthey die Einheit der gesellschaftlichen<br />

Praxis als die eines Natur <strong>und</strong> Vernunft vermittelnden Prozesses denkt,<br />

wird es ihm möglich, die Unterscheidung von Natur- <strong>und</strong> Geisteswissenschaften .methodologisch,<br />

nämlich in der Differenz von Erklären <strong>und</strong> Verstehen als Auffassungs-<br />

DA':. AR(~'JMFNT 1?1/1QRO 12'

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!