Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...
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340 DeI/eil A/bers<br />
politischer Interessenvertretung <strong>und</strong> insbesondere zu einer unzureichenden gewerkschaftlichen<br />
Handlungsautonomie geführt haben. Die Kritik hieran - so notwendig<br />
sie nicht zuletzt deshalb ist, weil sie, ob gewollt oder nicht, ein wichtiges Glaubwürdigkeitskriterium<br />
<strong>für</strong> die Zielsetzung bildet, im Westen tatsächlich andere Wege zu beschreiten<br />
- darf jedoch niemals übersehen, aus welchen spezifischen geschichtlichen<br />
Entwicklungsbedingungen die bislang erprobten sozialistischen Experimente hervorgegangen<br />
sind <strong>und</strong> daß ihre Unzulänglichkeiten zu einem wesentlichen Teil auch davon<br />
herrühren, daß die Arbeiterbewegung in den Zentren des Kapitalismus ihre .historisehe<br />
Mission. noch nicht erfüllen konnte.<br />
Fassen wir zusammen: Die Positionen des .dritten Wegs zum Sozialismus« befinden<br />
sich in einer langfristigen Kon~.Ifrenz zum Reformismus, dem sie nach aller geschichtlichen<br />
Erfahrung die Fähigkeit absprechen, aus eigener Kraft zu sozialistischen Gesellschaftsveränderungen<br />
vorzustoßen. Da sich beide auf dem Boden der Länder des entwickelten<br />
Kapitalismus bewegen, wird das Spannungsverhältnis zwischen ihnen perspektivisch<br />
nur im Zustandekommen gemeinsamer Anstrengungen <strong>für</strong> den Aufbau des<br />
Sozialismus, mithin in einer zumindest faktischen Übetwindung bisheriger Gr<strong>und</strong>merkmale<br />
reformistischer Auffassungen, aufzuheben sein. Zwischen den Anhängern<br />
des .zweiten« <strong>und</strong> des .dritten Wegs« ist im Kern strittig, ob tatsächlich zwei prinzipiell<br />
verschiedene Gr<strong>und</strong>typen revolutionärer Strategien auszuarbeiten sind, von denen keine<br />
einen generellen Anwendungsbereich beanspruchen kann. Hält man diese Unterscheidung<br />
mit den Anhängern des .dritten Wegs« <strong>für</strong> f<strong>und</strong>amental, dann wird deutlich,<br />
daß damit in Ermangelung historischer Vorbilder nur der allererste Schritt in Richtung<br />
auf einen über weite Strecken neu .zu erfindenden Sozialismus« (Lombardo Radice<br />
)10 getan ist. Vetwirft man sie dagegen, muß einen ständig die Sorge plagen, daß über<br />
der Ausarbeitung neuer Wege das Allgemeingültige des eigenen revolutionären Modells<br />
leichtfertig vergessen werden könnte. Allemal aber ergibt sich, daß Positionen des<br />
.dritten Wegs«, gleichgültig ob linkssozialistischen oder eurokommunistischen Ursprungs,<br />
trotz ihrer gemeinsamen Berufung auf marxistische Traditionen auf dem Boden<br />
der kapitalistischen Industrieländer in einern wechselseitigen Ausschließlichkeitsverhältnis<br />
zu den vorn Leninismus vorgezeichneten Auffassungen des .zweiten Wegs.<br />
stehen. 11<br />
11.<br />
Ich möchte abschließend an drei zentralen Fragestellungen die Richtung etwas näher<br />
skizzieren, in der jede Strategie des demokratischen Wegs zum Sozialismus einen guten<br />
Teil neuer Antworten entwickeln muß: Die Transformation des Staates, die Einleitung<br />
einer neuen ökonomischen Logik <strong>und</strong> die Anforderungen .von außen«, denen sich<br />
die .Revolution im Westen. gerade im Falle ihres Gelingens gegenübersieht. - Die sozialistische<br />
Transformation des kapitalistischen Staates wird gerade dann, wenn man<br />
den >etweiterten« Staats begriff Antonio Garnscis zugr<strong>und</strong>elegt, also nicht nur nach den<br />
Veränderungsmöglichkeiten der politischen Staats- <strong>und</strong> Repressionsorgane fragt, sondern<br />
auch den notwendigen Funktionswandel der von ihm als <strong>Institut</strong>ionen der .bürgerlichen<br />
Gesellschaft« bezeichneten, auf das Massenbewußtsein einwirkenden .privaten.<br />
Einrichtungen, wie Schule, Medien, Kirchen oder Parteien mit einschließt, zum<br />
entscheidenden strategischen Prüfstein jeder .Revolution im Westen«. 12 Die Ausarbeitungen<br />
über den .demokratischen Weg zum Sozialismus< haben hierzu lange Zeit<br />
DAS ARGUMENT 12111980 @