Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...
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Gedanken über den .Dntten Weg zum Sozialismus« in Westeuropa 341<br />
kaum mehr als pragmatische, aus der Weiterentwicklung der vorgef<strong>und</strong>enen Kampfbedingungen<br />
gewonnene Antworten formuliert, die zudem häufig von einer Unterschätzung<br />
des .gesellschaftlichen« gegenüber dem unmittelbar politischen Bereich gekennzeichnet<br />
waren. So heißt es etwa im .Linzer Programme, daß man die revolutionäre<br />
staatliche Macht .in den Formen der Demokratie <strong>und</strong> unter allen Bürgschaften der Demokratie«<br />
ausüben werde l3 ; damit wird die Existenz mehrerer linker, aber auch bürgerlicher<br />
Parteien, sofern sie sich zu demokratischen Methoden der politischen Auseinandersetzung<br />
bekennen, selbst <strong>für</strong> den Aufbau des Sozialismus gewährleistet. Spätere<br />
Programm aussagen , wie beispielsweise das .Gemeinsame Regierungsprogramme, der<br />
französischen <strong>Linke</strong>n von 1972, ergänzen dies noch, indem sie ausdrücklich die Respektierung<br />
des Prinzips der .Alternanz«, der Abwahlmöglichkeit auch linker Regierungen<br />
hinzufügen. Aber von einer theoretischen Erfassung des Pluralismus als einer sinnvollen,<br />
sogar wünschenswerten gesellschaftlichen Ausdrucksform im politischen Selbstverständigungsprozeß<br />
bisher subaltern gehaltener .geschichtsloser« Volksrnassen war man<br />
damit noch weit enrfernt. 14<br />
Mit einiger Vergröberung läßt sich sagen, daß die westliche <strong>Linke</strong>, in diesem Bereich<br />
noch nicht über die Formulierung einiger, wenngleich höchst bedeutsamer Maximen<br />
hinausgekommen ist, die zwar zusammengenommen einen scharfen Kontrast zu überkommenen<br />
reformistischen wie marxistisch-leninistischen Konzepten enthalten, die<br />
aber mit einer gewissen Zwangsläufigkeit immer wieder provozierende Gegenfragen<br />
wie jene Norberto Bobbios .Gibt es überhaupt eine marxistische Staatstheorie? oder<br />
Louis Althussers nach der .Krise des Marxismus« auslösen müssen. Derartige Maximen<br />
sind die starke Betonung der Bedeutung gesellschaftlicher Masseninitiativen <strong>und</strong> die<br />
bewußte Bejahung des sich hierin ständig reproduzierenden Pluralismus, der als ein<br />
tragendes Organisationsprinzip vorn kulturellen <strong>und</strong> sozialen bis hin zum unmittelbar<br />
politischen Bereich verstanden wird <strong>und</strong> deshalb gleichermaßen <strong>für</strong> die .nachrevolutionären<br />
Zeitel'lc gelten soll. Dazu gehört weiter die Hervorhebung direkt-demokratischer<br />
Ansätze, so wie die gr<strong>und</strong>sätzliche Parteinahme <strong>für</strong> Selbsrverwaltung im gesellschaftlichen<br />
wie staatlichen Bereich; jedoch wird hierin keine Absage an das repräsentativ-parlamentarische<br />
System gesehen, weil man die Notwendigkeit einer institutionellen Synthese<br />
auf gesamtgesellschaftlicher <strong>und</strong> staatlicher Ebene ausdrücklich anerkennt, <strong>für</strong><br />
die sich historisch keine geeignetere Form als eben die parlamentarische gef<strong>und</strong>en hat.<br />
Deshalb bedeutet die häufig verwendete Formel, die Parlamente im Zuge der Reform<br />
des Staates wieder oder genaugenommen erstmals zu den eigentlichen .Herren der<br />
(volkswirtschaftlichen) Planung« werden zu lassen, keinen Gegensatz, sondern vielmehr<br />
die von Anfang an gewollte Ergänzung direkt-demokratischer, räteähnlicher<br />
Strukturen; entsprechend verhält es sich im engeren Feld der staatlichen Organisation<br />
mit der Unterstützung von Dezentralisierungstendenzen <strong>und</strong> der Förderung regionaler<br />
Autonomiebestrebungen.<br />
Scheinbar besser erforschtes Gelände betreten wir, wenn wir uns jetzt den Problemen<br />
der Erkämpfung einer neuen ökonomischen Logik zuwenden. Die Hauptstoßrichtung<br />
zur Entmachtung des privaten zunehmend international agierenden Monopolkapitals,<br />
zur Vergesellschaftung der Schlüsselindustrien, von Großbanken <strong>und</strong> -versicherungen,<br />
um auf der Gr<strong>und</strong>lage eines gesamrwirtschaftlich beherrschenden öffentlichen Wirtschaftssektors<br />
zum Aufbau einer volkswirtschaftlichen Rahmenplanung zu gelangen,<br />
die sich an den demokratisch ermittelten Bedürfnissen der Bevölkerung orientiert, ist in<br />
DAS ARGUMENT 12111980 ©