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Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...

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Gedanken über den »Dritten Weg zum Sozialismus< in Westeuropa 343<br />

sehen Machtausübung verständlich <strong>und</strong> auf dem Wege von Arbeitskämpfen zum Gegenstand<br />

massenhafter gewerkschaftlicher <strong>und</strong> politischer Lernprozesse gemacht werden.<br />

Gleichzeitig aber wirkt der .neue politische Horizont. der Gewerkschaft (Ingrao)<br />

in ihre eigenen Reihen zurück, nötigt sie ökonomisch bereits zu einer Art von .Produzentenverantwortung.<br />

(Trentin), obwohl der Kapitalismus noch keineswegs endgültig<br />

abgedankt hat, <strong>und</strong> läßt sie als Ganzes in eine viel direktere Konfrontation zu jenen politischen<br />

Kräften treten, die sich der Gesellschaftsveränderung widersetzen.<br />

Die bisherigen Überlegungen über die Besonderheiten des .dritten Wegs zum Sozialismus.<br />

in Westeuropa haben sich bewußt auf eine Betrachtung _von innen., allenfalls<br />

ergänzt um den Gesichtspunkt der Konkurrenz der kapitalistischen Industrieländer untereinander,<br />

beschränkt (die sich zumindest <strong>für</strong> den Bereich der EG-Staaten als zunehmende<br />

Begrenzung des Spiekaumes nationaler sozialistischer Experimente etweist).<br />

Dies erscheint insofern berechtigt, weil die hier be<strong>für</strong>wortete Strategie eben keinen<br />

Vorbildcharakter <strong>für</strong> andere geografische <strong>und</strong> gesellschaftliche Regionen beansprucht.<br />

Es greift aber andererseits zu kurz, weil der Einsatz, um den es der hiesigen Arbeiterbewegung<br />

gehen muß, nämlich schon in absehbarer Zeit wenigstens in einigen westeuropäischen<br />

Ländern den Weg zum Sozialismus zu öffnen, zwangsläufig eine internationale,<br />

bis zu einem gewissen Grade sogar weltweite Dimension enthält.<br />

Im Mittelpunkt steht der Gedanke, daß die Arbeiterbewegung in dem Maße, in dem<br />

sie im Westen mit dem Voranschreiten des revolutionären Prozesses die politische Verantwortung<br />

übernimmt, wird bereitsein müssen, <strong>für</strong> die immensen Kosten, Vergeudungen<br />

<strong>und</strong> Opfer einzutreten, die die auf ihrem Boden entstandenen <strong>und</strong> bis heute<br />

weltweit vorherrschenden kapitalistischen Produktionsverhältnisse anderen Völkern,<br />

unter ökologischen Gesichtspunkten sogar vielfach der Menschheit überhaupt auferlegt<br />

haben. Dies kann nicht im Sinne eines ohnehin unmöglichen Auslösehens der Vergangenheit<br />

oder einer schlichten Wiedergutmachung geschehen, was zumeist ebenso unmöglich<br />

sein wird. Wohl aber wird es die Bereitschaft einschließen müssen, auch zu Lasten<br />

des Wohlstands im eigenen Land auf sämtliche Privilegien zu verzichten, die im<br />

bestehenden System der internationalen Arbeitsteilung zugunsten der kapitalistischen<br />

Industrieländer wirken <strong>und</strong> die Nutzung der vorhandenen, unter sozialistischen Bedingungen<br />

weiterzuführenden Produktivkräfte in einem bisher unbekannten Ausmaß <strong>für</strong><br />

die Verminderung dieser Kosten zur Verfügung zu stellen.<br />

Die angesprochenen Probleme, die langfristige Umdenkprozesse großen Stils von<br />

den westlichen Arbeiterbewegungen verlangen, stellen die bisherigen Mechanismen<br />

der Nutzung. Verteilung <strong>und</strong> Verwendung der überhaupt vorhandenen Ressourcen unter<br />

mindestens drei Gesichtspunkten in Frage. Gegenüber den Völkern der 3. Welt gilt<br />

es, schrittweise, aber mit aller Konsequenz den vom Weltmarkt ständig reproduzierten<br />

Mechanismus des ungleichen Tauschs zu durchbrechen, der die Wertschöpfung menschlicher<br />

Arbeitskraft in den ärmsten Ländern auf einen winzigen Bruchteil dessen reduziert,<br />

wie gleiche Tätigkeiten in den fortgeschrittenen Ländern .bewertet« werden.<br />

Nicht mehr erträglich sind aber auch jene Formen unkontrollierten Kapitalexports, der<br />

Ausnutzung technologischer Vorsprünge, der Auspressung selbst noch der intellektuellen<br />

Kader jener Länder zugunsten fremd bestimmter Profitinteressen ihrer Konzerne,<br />

die sich hier wie dort als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die ökonomische <strong>und</strong> politische Machtstellung<br />

der internationalen Monopole erwiesen haben. Schließlich wird parallel zur sozialistischen<br />

Umstrukturierung der Wirtschaft in den Industrieländern der bisher mit horren-<br />

DAS ARGUMENT 121/1980 Cf)

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