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Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...

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Geschichte 469<br />

Maßnahmen sieht Abelshauser vor allem in ihren .sozialpsychologischen <strong>und</strong> politischen<br />

Wirkungen. (16). Im Gegensatz zu Abelshauser betont Knapp die große politische<br />

Bedeutung des Marshallplans als Antriebsmoment <strong>für</strong> die Weststaatgründung, als<br />

Einfluß- <strong>und</strong> Steuerungsmoment zur Durchsetzung der »sozialen Marktwirtschaft. sowie<br />

als außenpolitischen Orientierungsrahmen (43). Den Marshallplan insgesamt charakterisiert<br />

er als .Verbindungskonzept zwischen der amerikanischen Europa- <strong>und</strong><br />

Deutschlandpolitik«, dessen Ziel - zusammen mit der NATO - die »umfassende<br />

ökonomische <strong>und</strong> politische Stabilisierung der von den USA reklamierten Einflußsphäre<br />

in Europa. (42/43) gewesen sei. Angesichts des sich verschärfenden Systemkonflikts<br />

habe der Marshallplan »um so mehr antikommunistische <strong>und</strong> antisowjetische Wirkungen.<br />

gehabt <strong>und</strong> insoweit den Ost-West-Konflikt verstärkt (43). Link untersucht anhand<br />

reicher Materialien die Mitwirkung amerikanischer Gewerkschafter <strong>und</strong> Geschäftsleute<br />

an der westdeutschen Stabilisierung <strong>und</strong> konstatiert maßgeblichen<br />

praktisch-politischen <strong>und</strong> konzeptionellen Einfluß: die Gewerkschaften, besonders die<br />

AFL, hätten erheblich zur »Verankerung einer demokratisch-pluralistischen Ordnung«<br />

beigetragen (59), wobei die .gemeinsame demokratische, antikommunistische Gr<strong>und</strong>halrung<br />

'" ein wesentlicher Impuls der Zusammenarbeit« mit den westdeutschen Gewerkschaftern<br />

gewesen sei (49). Die Geschäftsleute hätten - bei eindeutiger Favorisierung<br />

<strong>und</strong> Forcierung einer marktwirtschaftlichen Ordnung - auch eine .demokratisehe<br />

Entscheidung zugunsten der Sozialisierung der Gr<strong>und</strong>stoffindustrie« respektiert,<br />

vermutet Link (59). Die Behauptung eines harmonischen Zusammenwirkens von amerikanischen<br />

Gewerkschaftern <strong>und</strong> Geschäftsleuten bei der Installierung des »demokratischen<br />

<strong>und</strong> verkehrswirtschaftlich organisierten Gemeinwesens« (45) B<strong>und</strong>esrepublik<br />

provoziert jedoch einige - leider unbeantwortete - Fragen nach der Vereinbarkeit gewerkschaftlicher<br />

<strong>und</strong> unternehmerischer Zielsetzungen, nach den Auswirkungen der<br />

Aktivitäten der US-Gewerkschaften auf die westdeutsche Unternehmerschaft bzw. der<br />

amerikanischen Geschäftsleute auf die westdeutschen Gewerkschaften. Die Diskrepanz<br />

zwischen den 1945 formulierten Zielen der französischen Deutschlandpolitik <strong>und</strong> den<br />

1949 erreichten Ergebnissen thematisiert Kiersch. Dabei greift er auf die bekannte These<br />

vom f<strong>und</strong>amentalen Widerspruch zwischen .traditioneller <strong>und</strong> nationaler Großmachtpolitik«<br />

<strong>und</strong> einer wirtschaftlich <strong>und</strong> politisch schwachen, »auf die Hilfe von außen<br />

angewiesenen Mittelmacht« (61) zurück. Das von ihm festgestellte Defizit der bisherigen<br />

Erklärungsansätze, die Vernachlässigung oder Ignorierung »ökonomischer Faktoren<br />

<strong>und</strong> Prozesse., will er mit dem Penetrationsansatz überwinden. Sein Fazit lautet,<br />

daß die französische Deutschlandpolitik .im Zuge der seit 1946 wachsenden ökonomischen<br />

Abhängigkeit. von den USA .in letzter Analyse lediglich als Wurmfortsatz der<br />

amerikanischen Deutschland- <strong>und</strong> Westeuropapolitik. verstanden werden könne (76).<br />

Mit dieser überpointierten These vereinfacht Kiersch den Zusammenhang zwischen<br />

amerikanischer <strong>und</strong> französischer Politik in realitätsverzerrender Weise, obwohl er gerade<br />

dahingehend seinerseits einige zeitgenössische Arbeiten .marxistisch ausgerichteter<br />

Wissenschaftler« meint kritisieren zu müssen (73). Eine Deutschlandkonzeption der<br />

britischen Labour Party hat es nach May / Paterson nicht gegeben, da sie sich in erster Linie<br />

um die schnelle Durchsetzung .innerer Reformen. in Großbritannien bemüht habe.<br />

So sei der institutionelle <strong>und</strong> der politisch-ideologische Einfluß auf die westdeutsche<br />

Entwicklung gering gewesen, nicht zuletzt wegen des zum Teil inkompetenten<br />

Personals der britischen Besatzungsbehörden. Mit der - allerdings noch breiter zu belegenden<br />

- These .• daß keines der wichtigen Ziele der Labour-Regierung in Deutschland<br />

... ideologischer Natur. gewesen sei, daß zu keiner Zeit eine »sozialistische Lösung.<br />

angestrebt worden sei (91), widersprechen May / Paterson dem Bild von den sozialisierungswilligen,<br />

jedoch von den Amerikanern gebremsten Briten <strong>und</strong> relativieren<br />

somit die These von der .verhinderten Neuordnung •.<br />

DAS ARGLMENT 121/1980

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