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Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...

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Probleme der Zusammenarbeit in der westeuropäischen <strong>Linke</strong>n 331<br />

Bewegungen ist keineswegs ein Zugeständnis vonseiten der politischen Partei, sie ist<br />

vielmehr eine bewußte Konstruktion einer gegliederten Frontstellung, die dem Reichtum<br />

<strong>und</strong> der Komplexität des Transformationsprozesses adäquat sein muß. Es muß immer<br />

deutlicher werden, daß die kollektiven Anstrengungen, die wir als linke Kraft verlangen,<br />

um die Gesellschaft verändern zu können, darauf abzielen, Kreativität hervorzubringen,<br />

die Kompetenzen zu erweitern, den Anstoß zur Erneuerung vorzubereiten<br />

- das heißt aber auch: subjektive Entfaltung des Individuums - gegen jede bürokratische<br />

Verflachung. Diesen Kampf wollen wir in dieser historischen Phase führen, nicht<br />

nur gegen Korruption <strong>und</strong> Manipulation mit öffentlichen Geldern, auch gegen die<br />

Engstirnigkeit <strong>und</strong> die Armut der Ideen. Wir brauchen Parteien, die sich als die Fördernden<br />

einer breit angelegten Emanzipation, einer Erziehung zur Selbstregierung , eines<br />

Strebens nach einer allgemeinen Synthese verstehen, die ständig mit den Massen<br />

gebildet <strong>und</strong> geprüft werden muß.<br />

Sicher: das heißt einen Fortschritt auf eine sozialistische Gesellschaft hin machen, die<br />

wesentlich verschieden ist von der, die in den osteuropäischen Ländern besteht, die<br />

heute von Kommunisten regiert sind. Wir sagen dies offen. Wir anerkennen die Bedeutung<br />

des historischen Bruches, der aus den Umwälzungen im Gefolge der Oktoberrevolution<br />

entstanden ist. Wir wissen, daß die Oktoberrevolution der erste Versuch war,<br />

mit der herrschenden kapitalistischen Logik zu brechen. Sie hat <strong>für</strong> den Kampf gegen<br />

den Faschismus eine entscheidende Kraft freigemacht. Betrachten wir die Veränderungen,<br />

die die Oktoberrevolution im Kräfteverhältnis auf globaler Ebene hervorgebracht<br />

hat: diese Länder sind ein Bezugspunkt <strong>für</strong> die Länder der Dritten Welt in ihrem<br />

Kampf um Unababhängigkeit. Auch in unseren Ländern haben wir die politische Leidenschaft,<br />

die Hingabe an den Kampf, die Liebe zur Freiheit gesehen, die eine so große<br />

Organisation wie die Dritte Internationale genährt haben, wir sahen dies bei Millionen<br />

von Menschen <strong>und</strong> in Zeiten, in denen der finsterste <strong>und</strong> schwerste Stalinismus herrschte.<br />

Wir sind uns genau bewußt, daß die Lösungen, die in jenen Ländern gef<strong>und</strong>en wurden,<br />

keine Anrwort auf die neuen Fragen geben, die sich die Menschheit selbst in der<br />

Folge der Kämpfe eines ganzen Jahrh<strong>und</strong>erts gestellt hat.<br />

Wir glauben nicht, daß es nur um uns in Westeuropa geht: wenn wir uns vom Phänomen<br />

der Autorität in Osteuropa distanzieren, wenn wir gegen Gerichtsptozesse, wie<br />

jenem, der vor einigen Tagen in Prag stattfand, <strong>und</strong> der alle Gr<strong>und</strong>freiheiten negiert,<br />

protestieren, dann fühlen wir, daß wir im gleichen Moment eine internationalistische<br />

Pflicht erfüllen, auch im Namen dessen, das uns mit jenen Ländern verbindet. Es ist<br />

nicht Überheblichkeit, die uns gestattet, uns in die Angelegenheiten anderer einzumischen.<br />

Wir glauben zutiefst an die Autonomie unserer Partei <strong>und</strong> respektieren die der<br />

anderen kommunistischen Parteien. Jedoch, Autonomie heißt nicht Indifferenz.<br />

Schläue <strong>und</strong> Scheinheiligkeit schweigen: das wäre das Schlimmste unter Kommunisten<br />

<strong>und</strong> unter Genossen überhaupt. Keine Partei, kein Individuum kann sich retten, indem<br />

es sich in ein Provinz gärtchen zurückzieht. Deshalb haben wir das Bedürfnis, über<br />

die Fragen der Ost-Länder zu diskutieren, nicht um die Auseinandersetzungen oder die<br />

Propaganda anderer Kräfte zu unterstützen, sondern weil dies gerade <strong>für</strong> uns Kommunisten<br />

nützlich ist. Ich habe ein tiefes Bedürfnis, die strenge Unterscheidung zwischen<br />

den Gruppen aufzuheben: die Unterscheidung, nach der wir den Sozialisten die Fehler<br />

der Sozialdemokratie vorwerfen, während sie uns die Fehler der osteuropäischen Länder<br />

nA, ARr..T1MPNT 121/t9RO ©

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