Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...
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438 Besprechungen<br />
Engels, Friedrich: Über die Dialektik der Naturwissenschaft.<br />
Zusammengestellt <strong>und</strong> herausgegeben von B.M. Kedrow. Pahl-Rugenstein Verlag,<br />
Köln 1979 (612 S., br., 32,- DM).<br />
Die Editionsgeschichte der .Dialektik der Natur« von Friedrich Engels ist nicht zuletzt<br />
ein Reflex auf die Herausgebertätigkeit von Engels selbst, die ihm einen wenigstens<br />
vorläufigen Abschluß seiner Arbeiten an der Dialektik der Natur nicht gestattet<br />
hatten. Nun liegt eine Textzusammenstellung vor, die einen Fortschritt <strong>und</strong> eine Weiterentwicklung<br />
gegenüber der bekannten Zusammenstellung .Dialektik der Natur«<br />
(MEW 20) darstellen soll. Das Buch gliedert sich nach einem kurzen Vorwort in die<br />
Textzusammenstellung (17-392), Textanhänge mit Briefen, nichtverwendeten Materialien<br />
<strong>und</strong> Exzerpten (393-421) sowie den Apparat des Herausgebers Kedrow: Die Rede<br />
.Engels <strong>und</strong> die Naturwissenschaft«, das Nachwort mit den editorischen Prinzipien dieser<br />
Ausgabe <strong>und</strong> der Anmerkungsapparat. Die Gliederung innerhalb der Textzusammenstellung<br />
stützt sich auf Pläne von Engels <strong>und</strong> Rekonstruktionen durch den Herausgeber.<br />
Wer die Dialektik der Natur (MEW 20) kennt, wird vom Aufbau <strong>und</strong> der Darstellungsweise<br />
dieser Ausgabe zunächst verwirrt sein, vielleicht vor allem deshalb, weil man<br />
die in der bekannten Ausgabe angeordneten Notizen viel zuwenig beachtet hatte (im<br />
Gegensatz zu den größeren Abschnitten, wie etwa der .Menschwerdung«) <strong>und</strong> oft<br />
.aphoristischc mißverstehen könnte. Die Edition von Kedrow legt einen strengen Aufbau,<br />
größtmögliche Konsistenz <strong>und</strong> neue mögliche Verbindungen vor, in diesem Sinn<br />
ist sie eine echte Weiterentwicklung. Die bekannten .naturwissenschaftlichenc Aufzeichnungen<br />
sind so sinnvoll ergänzt <strong>und</strong> angeordnet, daß sich als Zusatzeffekt eine<br />
bessere Übersicht über die Erkenntnisse von Engels in seiner Zeit einstellt. Darüber hinaus<br />
wird ganz deutlich, wie differenziert Engels Dialektik in bezug auf Natur <strong>und</strong> Wissenschaft<br />
verstehen will: einerseits als notwendige historisch entwickelte <strong>und</strong> in Denkformen<br />
mögliche Methode (z.B. 58ff.), besonders aber als Wissenschaft selbst (62ff.);<br />
andererseits als Prinzip der Bewegungs- <strong>und</strong> Erscheinungsformen von Materie. zweideutig<br />
unter dem Gesetzesbegrifffallend (u.a. im 3. Abschnitt. 288ff.). Das Erkenntnis-<br />
<strong>und</strong> das Wesens-Problem finden sich allerorten verschränkt, so daß man geradezu<br />
von einem Beispiel dialektischen Diskurses sprechen kann. Insofern ist die Analogie zur<br />
.Kritik der politischen Ökonomie« bzw. zur Logik des .Kapitalc. wie sie Kedrow sieht<br />
(451. 497 u.a.), berechtigt. auch was die Totalität der Zugänge <strong>und</strong> Aspekte betrifft.<br />
Die Problem zugänge des heute so aktuellen Verhältnisses von Natur <strong>und</strong> Gesellschaft.<br />
von Natutwissenschaft <strong>und</strong> Gesellschaftskritik werden jedenfalls bei Engels nachvollziehbarer<br />
<strong>und</strong> Möglichkeiten-schaffenderweise so dargestellt. daß es sich bei seiner Arbeit<br />
um einen breit verwendbaren wissenschaftlichen Einführungstext auch an den naturwissenschaftlichen<br />
Fachbereichen unserer Universitäten handeln sollte, nicht zuletzt.<br />
um die Überheblichkeit der Wissenschaftstheorie, von Systemtheoretikern <strong>und</strong><br />
Logikern zu irritieren.<br />
Im Nachwort werden sowohl die Geschichte der Engels'schen Aufzeichnungen als<br />
auch die Prinzipien der vorliegenden .Chrestomatischen Ausgabec übersichtlich darge·<br />
stellt. Die Leser erfahren so auch die Hintergründe der bekannten Ausgabe der .Dialektik<br />
der Natur« <strong>und</strong> die Konsistenz der auf das Ziel.Dialektik der Naturwissenschaft«<br />
zusammengestellten Beiträge. In diesem Sinn ist die Ausgabe von Kedrow m.E. eine<br />
gute Mischung aus popularisiertem Text <strong>und</strong> textkritischer Ausgabe; eine Einschränkung<br />
muß allerdings bezüglich der vielen Fußnoten von Kedrow gelten. die allzu häufig<br />
keine Information. sondern bloße Affirmation der editorischen Einschätzungen<br />
beinhalten.<br />
Hingegen ist die abgedruckte Rede Kedrows .Engels <strong>und</strong> die Naturwissenschaft« wenig<br />
hilfreich. Im ersten Teil bringt sie eine widersprüchliche <strong>und</strong> zugleich Engels unnön.&