Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...
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450 Besprechungen<br />
deutlich, die <strong>für</strong> die Erforschung der Ideologie im Faschismus eminente Bedeutung haben:<br />
1) die Materialitii! von Ideologie, die sich in den architektonischen Objektivierungen<br />
ausdrückt, welche das Amt .Schönheit der Arbeit« im betrieblichen <strong>und</strong> Freizeit<br />
Bereich durchzusetzen versuchte; 2) die wichtige Erkenntnis, .daß sogar in einem Bereich<br />
der staatlichen Sozialpolitik der widersprüchliche, aber synthetische Charakter der<br />
ästhetischen Objektivierung bei der faschistischen Machtausübung offen zutage liegt«<br />
(58). Rabinbachs Beitrag ist ein überzeugender Gegenentwurf zu monolithischen Erklärungsansätzen<br />
faschistischer Ideologie, die zumeist in die diversen Varianten der Totalitarismustheorie<br />
münden.<br />
Gegenüber den genannten Texten relativ unbrauchbar sind die Beiträge, welche den<br />
Sammelband einrahmen. Sowohl B. Weyergrafs .Aspekte faschistischer Demagogie<br />
<strong>und</strong> Volkstümlichkeit«, als auch W. W. Sauers Überlegungen .zum Problem der<br />
Sprachkritik während der Zeit des Faschismus« lassen klare Formulierungen des Erkenntnisinteresses<br />
vermissen, sind recht willkürlich in der Auswahl ihrer Quellen <strong>und</strong><br />
ignorieren wichtige, <strong>für</strong> ihren Gegenstandsbereich vorhandene, Ansätze. Insgesamt jedoch<br />
stellt der Band wohl den entwickeltsten Stand von Analysen faschistischer Kultur<br />
dar, die in der Tradition der Ideologie-Kritik stehen. Eine Kommunikation zwischen<br />
seinen Autoren <strong>und</strong> dem .Projekt Ideologie-Theorie« schiene mir sehr fruchtbar; <strong>für</strong><br />
beide Seiten <strong>und</strong> insbesondere <strong>für</strong> die .Rezipienten. künftiger Forschungsergebnisse<br />
zur Ideologie des deutschen Faschismus.<br />
Siegfried Zielinski (Berlin IWest)<br />
Reiss, Erwin: .Wir senden Frohsinn«. Fernsehen unterm Faschismus.<br />
Elefanten Press Verlag, Berlin/West 1979 (2315., m.zahlr.Abb., br., 21,80 DM) .<br />
• Ob Hitler zur Macht gekommen wäre, hätte es das Fernsehen schon gegeben?<br />
(35,116) - diese <strong>für</strong> den Historiker ebenso unergiebige Frage wie die, ob der Faschismus<br />
ohne Hörfunk möglich gewesen wäre, beschäftigt E. Reiss allenfalls mittelbar: in<br />
dem Zusammenhang nämlich, welchen propagandistischen Stellenwert die Nationalsozialisten<br />
dem Fernsehen beimaßen, wie <strong>und</strong> mit welchen Motiven sie seine Entwicklung<br />
förderten, tolerierten oder gar vernachlässigten <strong>und</strong> welche Direktiven die Programmgestaltung<br />
bestimmten bzw. wie das Fernsehprogramm zwischen 1935 <strong>und</strong> 1944 tatsächlich<br />
aussah.<br />
Hingegen setzt sich der Autor zwei andere Ziele <strong>für</strong> die Rekonstruktion des verdrängtesten<br />
Kapitels der Fernsehgeschichte (wie ja das Medium überhaupt noch einer gesamt-historischen<br />
Verortung harrt): Einmal könnte die .Darstellung des Fernsehens im<br />
deutschen Faschismus. der seit Sommer 1977 wieder einmal aufgeblühten .publizistisehen<br />
Nazi-Renaissance« kategoriale Einordnungen <strong>und</strong> Erklärungen liefern; zum andern<br />
seien <strong>für</strong> die aktuelle medienpolitische Situation, <strong>für</strong> die .Zerschlagungskampagnen<br />
<strong>und</strong> Zersetzungstendenzen der bestehenden Medienorganisation., .Kontinuitäten,<br />
Differenzen oder Kontrapositionen in der Entwicklung vom faschistisch-zentralstaatlichen<br />
zum bürgerlich-demokratischen, öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu ermitteln.,<br />
um .Erfahrungswerte von damals ( ... ) <strong>für</strong> die Erhaltung, Bekräftigung <strong>und</strong> Verstärkung<br />
der nach 1945 erlangten R<strong>und</strong>funkfreiheit. bereitzustellen (17). Dahinter<br />
stecken natürlich eine bestimmte .faschismustheoretische Position., die Reiss allerdings<br />
nur vage als .Revision eines monolithischen Faschismusbildes. andeutet, wie auch eine<br />
medientheoretische, die .ausgeht von einem historischen Prozeß des Bedingungszusammenhangs<br />
ökonomischer <strong>und</strong> technischer, politischer <strong>und</strong> ideologischer, sozialer<br />
<strong>und</strong> kultureller Faktoren in seinen Widersprüchlichkeiten, in den auch die Fernsehentwicklung<br />
mit inbegriffen ist« (19).<br />
So plausibel <strong>und</strong> wohl auch konzeptionell notwendig solch ausgreifende Zielsetzungen<br />
sein mögen, sie übersteigen doch unzweifelhaft die Kapazität wohl jeder Einzelarbeit<br />
<strong>und</strong> schmälern den Wert des Erforschten: nicht nur weil von dem fraglichen Fern-<br />
DAS ARGUMENT 12111980