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Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...

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338 Detlev Albers<br />

zuschlagen, zu Hilfe genommen werden, um sich des Rückhalts der auf gr<strong>und</strong>legende<br />

Gesellschaftsveränderungen vorwärtsdrängenden Massen <strong>für</strong> den beschwerlicheren,<br />

langwierigeren aber einzig erfolgversprechenden Weg der Transformation von innen<br />

heraus zu vergewissern. Was aber drückt sich darin anderes aus als das Problem, noch<br />

auf kein eigenes Beispiel einer erfolgreichen sozialistischen Revolution in den westlichen<br />

Industrieländern verweisen zu können, jedoch gleichzeitig vor der Orientierung<br />

an anderen .Vaterländern. warnen zu müssen?<br />

Ein zweites Problem, das sich häufig als Hemmnis der Strategien des .dritten Wegs«<br />

erwiesen hat <strong>und</strong> erweist, liegt in der Schwierigkeit, zu einer überzeugenden Klärung<br />

ihres Verhältnisses gegenüber den Anhängern des oersten. wie des .zweiten Weges., zu<br />

reformistischen wie traditionell marxistisch-leninistischen Auffassungen verpflichteten<br />

Teilen der internationalen Arbeiterbewegung zu gelangen. So eindeutig die kritische<br />

Distanz zu beiden Richtungen in jede Positionsbestimmung eines .dritten Wegs« eingeht,<br />

ja hier<strong>für</strong> in gewisser Weise konstitutiv ist, so unfruchtbar wäre es, diesen als<br />

schlichten Mittelweg zwischen Reformismus <strong>und</strong> Leninismus begreifen zu wollen <strong>und</strong><br />

seine Anhänger dann wie es gerade paßt als verkappte Parteigänger der jeweils entgegengesetzten<br />

ideologischen Strömung zu identifizieren.<br />

Gr<strong>und</strong>legend bleibt die Differenz zu reformistischen Positionen, die - selbst wenn<br />

sie in abstrakten Fernzielformulierungen am Eintreten <strong>für</strong> den Aufbau des Sozialismus<br />

festhalten (was in bestimmten Prosperitätsphasen des Kapitalismus keineswegs selbstverständlich<br />

ist, wie die b<strong>und</strong>esdeutsche Nachkriegsenrwicklung lehrt) - sich diesen<br />

doch als bruchlosen Übergang, als gradlinige Verlängerung schon unter kapitalistischen<br />

Verhältnissen erreichter Teilerfolge vorstellen. Denn gerade, wenn sich der revolutionäre<br />

Übergang zu einer neuen ökonomischen Logik im Westen nur unter den Bedingungen<br />

umfassender demokratischer Freiheitsrechte vollziehen kann <strong>und</strong> wenn dazu mit<br />

großer Wahrscheinlichkeit längere Phasen des Nebeneinander kapitalistischer <strong>und</strong> sozialistischer<br />

Gesellschaftselemente erforderlich sind, die Revolution im Sinne des .dritten<br />

Wegs« also viel .langsamer. als die vergangenen bürgerlichen <strong>und</strong> sozialistischen<br />

vorankommen wird, benötigt sie ein umso ausgeprägteres Klassenbewußtsein der Arbeiterbewegung<br />

wie ihrer Verbündeten aus anderen sozialen Schichten. Je weniger<br />

.Abkürzungen« auf dem Wege der Gesellschaftsveränderung möglich sein werden, je<br />

ausdrücklicher der Konsens der großen Bevölkerungsmehrheit <strong>für</strong> alle Etappen des revolutionären<br />

Prozesses zum Maßstab zu nehmen ist, um so bewußter muß in den politischen<br />

<strong>und</strong> gewerkschaftlichen Organisationen der Arbeiterbewegung das ganze Projekt<br />

der Veränderung, das Hineinwirken der sozialistischen Zielsetzung in jeden einzelnen<br />

Teilabschnitt des Tageskampfes noch auf dem Boden des Kapitalismus verankert werden.<br />

Das aber heißt nicht weniger, sondern mehr klassenbewußte marxistische Orientierung,<br />

heißt unvermeidlich auch ideologische Konkurrenz zwischen reformistischen<br />

<strong>und</strong> konsequent sozialistischen Positionen, heißt natürlich auch Arbeiten an der geistigen<br />

Hegemonie eines <strong>für</strong> die heutigen gesellschaftlichen Verhältnisse mit all ihren<br />

komplexen Strukturen, nationalen, internationalen, ja welrweiten Abhängigkeiten erneuerten<br />

Marxismus.<br />

Gleichzeitig gilt: die Anhänger des .dritten Wegs« können es sich nicht leisten, ihre<br />

Differenz zu reformistischen Auffassungen weiterhin an oberflächlichen oder gar moralisierenden<br />

Gegenüberstellungen zutreffend belegen zu wollen. Weder der Gegensatz<br />

von friedlichem oder gewaltsamem Weg zum Sozialismus, parlamentarischer oder

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