Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...
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Philosophie 439<br />
tig idealisierende Darstellung in seiner Bedeutung <strong>für</strong> die Gr<strong>und</strong>legung der Naturwissenschaften<br />
selbst. Im zweiten Teil wird ein hinter den dialektischen Gehalt von Engels<br />
zurückgehender Schematismus von Wissenschaft dargestellt, der dem Anspruch auf eine<br />
differenzierte Einheit menschlicher Erkenntnis <strong>und</strong> der Erscheinungsformen von<br />
Materie nicht gerecht wird. Logische, methodologische <strong>und</strong> praktische Differenzierungsmöglichkeiten<br />
werden weder adäquat wahrgenommen noch in ihrer positivistisch<br />
vorherrschenden Lehre kritisiert; so werden gänzlich verschiedenartige Ordnungskriterien<br />
(z.B. 426, 429, 435 u.a.) kaum miteinander vermittelt, die verdächtig häufige Erwähnung<br />
dessen, was Engels .voraussah., wird dessen Forschungsprogramm ebenso wenig<br />
gerecht wie dem dargestellten editorischen Ziel. Kedrow greift auch längst verfestigte<br />
<strong>und</strong> auch in der marxistischen Wissenschaft zuwenig beachtete Postulate wie das<br />
der Teilbarkeit innerhalb der Naturwissenschaft in keiner Weise an, obwohl sich hier<br />
der gesellschaftliche Bezug besonders deutlich zeigen ließe (430ff.).<br />
Michael Daxner (Osnabrück)<br />
Poser, Hans (Hrsg.): Philosophie <strong>und</strong> Mythos. Ein Kolloquium. Verlag de<br />
Gruyter, Berlin/New York 1979 (245 S., Ln., 88,- DM).<br />
Die in diesem Bande zusammengefaßten Vorträge eines im Wintersemester 1977 I 78<br />
an der Technischen Universität Berlin abgehaltenen Forschungskolloquiums umfassen<br />
Beiträge zum Verhältnis von mythischem <strong>und</strong> wissenschaftlichem Denken (Topitsch,<br />
K. Hübner, Hubig, Rapp), zur Bestimmung des Mythos (Burkert, Brand), zur Kritik<br />
des Mythos in der Aufklärung <strong>und</strong> dessen Wiederkehr in der Philosophie der Romantik<br />
(Poser, Meier) sowie zum Begriff des Mythos in der Philosophie von Nietzsche, Husserl<br />
<strong>und</strong> Cassirer (Salaquarda, Brand, Krois) <strong>und</strong> schließen mit einer Auseinandersetzung<br />
mit Horkheimersl Adornos These des Umschlagens von Aufklärung in Mythologie (Hubig).<br />
Gemeinsam ist allen Beiträgen nur die .Gegenwärtigkeit des Mythos«, hierbei<br />
stützen sich fast alle auf ethnologische <strong>und</strong> religionswissenschaftliche Untersuchungen<br />
(Levi-Strauss, M. Eliade, W.F. Otto u.a.); aber schon bei der Behandlung der Frage, ob<br />
es sich bei dieser Gegenwärtigkeit des Mythos um noch nicht aufgeklärte Restbestände<br />
mythischen Denkens (Topitsch) oder um eine auf einer gr<strong>und</strong>sätzlichen .Mythenpflichtigkeit«<br />
des Menschen (0. Marquard) basierende Wiederkehr des Mythos handelt, weichen<br />
die Autoren erheblich voneinander ab. Es besteht auch keine Einigkeit sowohl<br />
über das, was Mythos, <strong>und</strong> ebensowenig über das, was Philosophie sei. Dies zeigt sich<br />
z.B. darin, daß K. Hübner .im Begriff der Arche <strong>und</strong> der mit ihrem Inhalt zur Einheit<br />
verschmolzenen Zeitvorstellung ... gleichsam die Gr<strong>und</strong>figur mythischen Denkens; im<br />
Begriff des Gesetzes <strong>und</strong> der von allem Inhalt unterschiedenen Zeitvorstellung ... diejenige<br />
wissenschaftlichen Denkens« sieht (86), G. Brand aber .die Rückkehr zum Ursprung«<br />
als .das gr<strong>und</strong>legende Element aller 'Erklärung'« bezeichnet, welches .in der<br />
Philosophie zur Suche nach den' Archai', 'Prinzipien'« wird (102), so daß vom Standpunkt<br />
Hübners aus Brands Anwendung der Phänomenologie auf den Mythos selber als<br />
Mythos erscheint (Brand bezeichnet denn auch das .Im-Mythos-sein« als .eine gr<strong>und</strong>legende<br />
Seinsweise des Menschen., 106). Dieser Widerspruch zwischen einerseits dem<br />
Versuch, mit Hilfe der Vernunft die Vernunft zu begrenzen, Rationalität auf die<br />
Zweck-Mittel-Beziehung zu verkürzen, damit z.B. die Frage nach den Zielen <strong>und</strong> Werten<br />
einer vernünftigen Auseinandersetzung zu entziehen <strong>und</strong> an dieser Stelle den Mythos<br />
dann als .Letztbegründungsinstanz. (Fr. Rapp, 120) einzusetzen, <strong>und</strong> andererseits<br />
dem Festhalten an dem (bescheidener, als es das Pathos <strong>und</strong> die Tradition dieses Ausdrucks<br />
nahelegt, gemeinten) Universalanspruch der Vernunft - wenn auch nicht einer<br />
positivistisch reduzierten - <strong>und</strong> mithin an der Kritik des Mythos durch die Philosophie,<br />
ist kaum ausgetragen; es wäre interessant, die an die Vorträge sich anschließenden<br />
Diskussionen ebenfalls dokumentiert zu haben. Auch fehlt eine zureichende Themati-<br />
DAS ARGUMENT 12111980 ©