Westeuropäische Linke und "dritter Weg" - Berliner Institut für ...
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472 Besprechungen<br />
stische Reduktion einer marxistischen Theorie, von der Sartre gesagt hat, sie sei durch<br />
die .Austreibung des Menschen« charakterisiert, <strong>und</strong> gegen die sich auch im Feld der<br />
Faschismusanalyse der Wunsch nach Erkenntnis der Handlungsspielräume , -schranken<br />
<strong>und</strong> Gestaltungsmöglichkeiten von Subjekten richtet. Kühnl aber zeigt nicht, wie subjektive<br />
<strong>und</strong> objektive Strukturen in Verbindung gebracht werden können.<br />
Eike Hennig (Frankfurt IM.)<br />
Habermehl, Werner; S in d die D eu ts ehe n fase his t 0 i d? Ergebnisse einer<br />
empirischen Untersuchung über die Verbreitung rechter <strong>und</strong> rechtsextremer Ideologien<br />
in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Hoffmann <strong>und</strong> Campe Verlag, Hamburg<br />
1979 (256 S., br., 14,80 DM) .<br />
.45 Prozent der Befragten stimmen der Meinung zu, daß 'gegen diejenigen, die die<br />
freiheitliche demokratische Gr<strong>und</strong>ordnung bedrohen, alle Mittel recht sind' (bei 21<br />
Prozent 'Enthaltungen' <strong>und</strong> 34 Prozent 'Gegenstimmen').• (62) .Zwei Fünftel der Befragten<br />
glauben, der im Fragebogen unterstellte 'moralische Verfall unserer Gesellschaft'<br />
könne 'nur dann aufgehalten werden, wenn die Gerichte härter urteilen'.« (75)<br />
Die Hälfte der Befragten stimmt der Auffassung zu: .Der Staat muß über seine Bürger<br />
genau Bescheid wissen. Jedermann hat deshalb die Pflkht, die Polizei bei all ihren<br />
Nachforschungen so gut es geht zu unterstützen. (75) <strong>und</strong> >ein Drittel der Befragten<br />
findet, daß 'die Polizei jeden Verdächtigen solange festhalten können muß, bis dessen<br />
Unschuld erwiesen ist. '. (76) Dies sind einige Ergebnisse der Untersuchung Habermehls,<br />
die jener bewußt kurzschlüssigen Logik der Verfassungsschutzberichte widersprechen,<br />
derzufolge die geringen Stimmenanteile der NPD bei Wahlen die verbreitete<br />
Ablehnung rechtsextremistischen Gedankenguts in der BRD beweisen. Habermehl vertritt<br />
eine .Auffassung vom Faschismus, die darin ein Syndrom erblickt, das sich im wesentlichen<br />
aus drei f<strong>und</strong>amentalen Einstellungskomplexen zusammensetzt: Autoritarismus,<br />
Militarismus, Ethnozentrismus« (33). Ob er damit die faschistische Ideologie mit<br />
der nötigen Trennschärfe gegenüber anderen rechten <strong>und</strong> rechtsextremen Ideologien<br />
erklärt hat, ist zu bezweifeln. Daß der Faschismus nicht bloß in den Köpfen stattfindet,<br />
wie seine Formulierung nahelegt, weiß Habermehl selbst.<br />
Für seine schriftliche Befragung hat er .insgesamt sechs zum Teil recht unterschiedliche<br />
Fragebogen verwendet. (225), ohne deren Unterschiede allerdings im Buch mitzuteilen.<br />
Die Fragen sind zum Teil nahezu wörtlich aus der schon als .klassisch« zu bezeichnenden<br />
Untersuchung von Adorno u.a. über die autoritäre Persönlichkeit entnommen,<br />
doch hat Habermehl fünf Antwortmöglichkeiten vorgegeben <strong>und</strong> damit den<br />
Befragten größere Differenzierungsmöglichkeiten geschaffen. Problematisch sind besonders<br />
die acht offenen Fragen, denen der Verfasser großes Gewicht beimißt. Wenn<br />
Habermehl etwa fragt: .Wie stehen Sie gr<strong>und</strong>sätzlich zu Diktatur <strong>und</strong> Demokratie?«<br />
<strong>und</strong> sich 90 Prozent der Befragten .gr<strong>und</strong>sätzlich« <strong>für</strong> die Demokratie aussprechen, so<br />
ist dies nicht mehr als ein wohlfeiles Bekenntnis der gr<strong>und</strong>sätzlichen Übereinstimmung<br />
mit dem bestehenden politischen System. Aber: .Über vierzig Prozent glauben, daß eine<br />
Diktatur in mindestens einem der folgenden Punkte einer Demokratie überlegen<br />
ist: - Bekämpfung der Arbeitslosigkeit; - Bekämpfung der Kriminalität, insbesondere<br />
des Terrorismus; - schnelles, effizientes Operieren in Krisensituationen; - Lösung<br />
der Probleme von Entwicklungsländern. Häufig wird auch darauf hingewiesen, daß in<br />
Diktaturen ganz einfach 'mehr Ordnung' herrsche. (38). An dieser Stelle wäre nötig<br />
gewesen zu analysieren, was die betreffenden Befragten sich unter .Diktatur. <strong>und</strong> .Demokratie«<br />
vorstellen - schließlich will Habermehl die Verbreitung faschistoider Einstellungen<br />
<strong>und</strong> nicht die Reaktion auf die schlagwortartige Frage .Diktatur oder Demokratie«<br />
untersuchen. Die Antwort auf die zum Titel erhobene Frage bleibt er aber nicht<br />
nur an dieser Stelle schuldig. Die Ergebnisse der einzelnen Fragenkomplexe stehen<br />
DAS ARGUMENT 12111980 '"