Aufarbeitung der Heimerziehung in der DDR - Fonds Heimerziehung
Aufarbeitung der Heimerziehung in der DDR - Fonds Heimerziehung
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Was hilft ehemaligen Heimk<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>DDR</strong> bei <strong>der</strong> Bewältigung ihrer komplexen Traumatisierung?<br />
4. Schädigungsfolgen 372<br />
4.1 Materielle und soziale Schädigungsfolgen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372<br />
4.2 Schädigungsfolgen bezüglich <strong>der</strong> Persönlichkeitsentwicklung. . . . . . . . . . . . . . . . . . 373<br />
4.3 Typische Schädigungsfolgen auf <strong>der</strong> Ebene psychischer Störungen (ICD-10) . . . . . . . . . 375<br />
4.4 Potenzielle Schädigungsfolgen <strong>in</strong> den nachfolgenden Generationen . . . . . . . . . . . . . . 378<br />
5. Wie lassen sich die Schädigungsfolgen von <strong>Heimerziehung</strong><br />
l<strong>in</strong><strong>der</strong>n und behandeln? 379<br />
Direkte und <strong>in</strong>direkte Hilfen für ehemalige Heimk<strong>in</strong><strong>der</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379<br />
5.1 Gesellschaftliche Anerkennung <strong>der</strong> Schädigung und <strong>der</strong> Schädigungsfolgen . . . . . . . . . 380<br />
5.2 Entschädigung <strong>der</strong> materiellen Schädigungsfolgen und f<strong>in</strong>anzielle Hilfen. . . . . . . . . . . 380<br />
5.3 E<strong>in</strong>richtung spezieller Anlauf- und Beratungsstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 382<br />
5.4 Hilfen bei <strong>der</strong> sozialen Rehabilitation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384<br />
5.5 Psychotherapeutische Behandlung <strong>der</strong> Schädigungsfolgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Zugangsmöglichkeiten zu Psychotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388<br />
5.6 Öffentlichkeitsarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389<br />
5.7 Maßnahmen zur Prävention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389<br />
5.8 Qualifizierung und Weiterbildung von Beratern, Therapeuten und Gutachtern . . . . . . . . 389<br />
5.9 För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Vernetzung von Hilfsangeboten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390<br />
5.10 Evaluation <strong>der</strong> durchgeführten Hilfsmaßnahmen und Forschungsbedarf . . . . . . . . . . 390<br />
6. Zusammenfassung 391<br />
Anhang 393<br />
Standards für Ambulanzen (z. B. psychiatrische o<strong>der</strong> psychosomatische Institutsambulanzen),<br />
die <strong>in</strong> die Versorgung von Patienten mit Traumafolgestörungen e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d. . . . . . . . 393<br />
Literaturverzeichnis 394<br />
E<strong>in</strong>leitung<br />
Ehemalige Heimk<strong>in</strong><strong>der</strong> mussten lernen,<br />
unter oft sehr belastenden Bed<strong>in</strong>gungen<br />
und meist nur mit wenig Unterstützung und<br />
För<strong>der</strong>ung zu überleben. Ihre Erfahrungen<br />
und die Folgen von <strong>Heimerziehung</strong> waren <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Öffentlichkeit bislang kaum e<strong>in</strong> Thema,<br />
obwohl auf Missstände <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Heimerziehung</strong><br />
<strong>der</strong> Nachkriegszeit und entwürdigende pädagogische<br />
Maßnahmen von verschiedenen<br />
Seiten aufmerksam gemacht wurde (Kuhlmann<br />
2008, Kappeler 2008). Durch den Berl<strong>in</strong>er<br />
Senat wurde bereits im Dezember 2004<br />
für den geschlossenen Jugendwerkhof Torgau<br />
festgelegt, dass Aufenthalte dort grundsätzlich<br />
zu rehabilitieren seien, da die Menschenrechte<br />
<strong>der</strong> betroffenen Jugendlichen<br />
<strong>in</strong> Torgau schwerwiegend verletzt waren.<br />
Als Reaktion auf den Beschluss des Bundesverfassungsgerichtes<br />
vom 13.5.09 (2BvR<br />
780/08) wurden zahlreiche von vornhere<strong>in</strong><br />
offensichtlich aussichtslose Anträge gestellt.<br />
Denn aufgrund unrichtiger o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest<br />
missverständlicher Medienberichterstattung<br />
war <strong>in</strong> weiten Teilen <strong>der</strong> betroffenen Bevölkerung<br />
<strong>der</strong> unzutreffende E<strong>in</strong>druck erweckt<br />
worden, dass jedwede Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong><strong>der</strong>heim o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Jugendwerkhof<br />
<strong>der</strong> ehemaligen <strong>DDR</strong> rehabilitierungsfähig<br />
sei. Dies führte zu e<strong>in</strong>er steigenden<br />
Nachfrage bei den Beratungsstellen und<br />
den zuständigen Rehabilitierungskammern.<br />
Über die Maßnahmen <strong>der</strong> Jugendhilfe und<br />
das Heimwesen <strong>der</strong> <strong>DDR</strong> entbrannten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Folge zunehmend Diskussionen. Aufgrund<br />
mehrerer Petitionen an den Deutschen<br />
Bundestag zum Thema <strong>Heimerziehung</strong> <strong>in</strong> den<br />
50er- und 60er-Jahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> alten Bundesrepublik<br />
wurde 2009 <strong>der</strong> Runde Tisch zu<br />
diesem Thema konstituiert. In fast zweijähriger<br />
Arbeit wurde die <strong>Heimerziehung</strong> dieser<br />
Zeitperiode <strong>der</strong> Bundesrepublik untersucht<br />
und abschließend beurteilt (Run<strong>der</strong> Tisch<br />
<strong>Heimerziehung</strong> 2010).<br />
Die Problematik <strong>der</strong> <strong>DDR</strong>-<strong>Heimerziehung</strong><br />
war bis zu den Empfehlungen des Runden<br />
Tisches nicht <strong>in</strong> die <strong>Aufarbeitung</strong> e<strong>in</strong>bezogen<br />
worden. Aufgrund zunehmen<strong>der</strong><br />
Proteste ehemaliger <strong>DDR</strong>-Heimk<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Öffentlichkeit erg<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Beschluss des<br />
Bundestages zur Gleichstellung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frage<br />
möglicher Entschädigungsleistungen. Die<br />
Bundesregierung entschied sich zum Thema<br />
<strong>der</strong> <strong>DDR</strong>-Heime im Juni 2011, ke<strong>in</strong>en neuen<br />
runden Tisch zu gründen, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e<br />
Arbeits gruppe mit Beteiligung <strong>der</strong> Bundesm<strong>in</strong>isterien<br />
und <strong>der</strong> betroffenen neuen<br />
Bundeslän<strong>der</strong> zu beauftragen, um die Situation<br />
<strong>der</strong> <strong>DDR</strong>-Heimk<strong>in</strong><strong>der</strong> zu untersuchen<br />
und ebenfalls Lösungen zu möglichen Hilfen<br />
zu erarbeiten (Deutscher Bundestag Drs.<br />
17/6143).<br />
Der Auftrag zur Erstellung unserer Expertise<br />
„Was hilft ehemaligen Heimk<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />
<strong>DDR</strong> bei <strong>der</strong> Bewältigung ihrer komplexen<br />
Traumatisierung“ wurde Ende September<br />
2011 erteilt. Da e<strong>in</strong>e Abgabe Ende Dezember<br />
2011 vere<strong>in</strong>bart war, blieben nur gut<br />
drei Monate Zeit für die Literaturrecherche,<br />
Durchführung und Auswertung <strong>der</strong> Befragungen<br />
und zur Erstellung <strong>der</strong> Expertise<br />
selbst. Wir bitten daher um Nachsicht, wenn<br />
vielleicht nicht je<strong>der</strong> Aspekt ausreichend<br />
beleuchtet werden konnte. Zielsetzung<br />
unserer Expertise war, die verschiedenen<br />
Erfahrungen <strong>der</strong> Heimk<strong>in</strong><strong>der</strong> unter beson<strong>der</strong>er<br />
Berücksichtigung von Folgeschäden,<br />
wie Traumatisierungen, soziale Benachteiligungen<br />
und Brüchen <strong>in</strong> Erwerbsbiografien,<br />
herauszuarbeiten und <strong>der</strong>en mögliche Bewältigungsstrategien<br />
darzustellen. Dabei sollte<br />
von E<strong>in</strong>zelfallbeschreibungen abstrahiert<br />
werden, um e<strong>in</strong>e verallgeme<strong>in</strong>erte Überblicksdarstellung<br />
zu ermöglichen. Aufbauend<br />
auf den Ergebnissen <strong>der</strong> Expertise von Gahleitner<br />
(2010) mit <strong>der</strong> gleichen Fragestellung<br />
für den Bereich <strong>Heimerziehung</strong> <strong>der</strong> BRD,<br />
sollte die Frage beantwortet werden, welche<br />
Unterstützungen für die Folgen <strong>der</strong> <strong>Heimerziehung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>DDR</strong> notwendig s<strong>in</strong>d.<br />
Die vorliegende Expertise stützt sich dabei<br />
auf verschiedene Informationsquellen. Auf<br />
sorgfältiger Quellenrecherche basierende<br />
Informationen zu den politischen und gesell<br />
schaftlichen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> <strong>Heimerziehung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>DDR</strong> und zu den Bed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>in</strong> den Heimen wurden überwiegend den<br />
Publikationen von Zimmermann (2004),<br />
Sachse (2010) und Jahn (2010) entnommen.<br />
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