Aufarbeitung der Heimerziehung in der DDR - Fonds Heimerziehung
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Erziehungsvorstellungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Heimerziehung</strong> <strong>der</strong> <strong>DDR</strong><br />
Als Heimträger blieben 1959 nur drei Institutionen<br />
übrig: öffentliche, betriebliche und<br />
konfessionelle. Zu den Heimen <strong>in</strong> öffentlicher<br />
Trägerschaft zählten alle Heime, die e<strong>in</strong>er<br />
staatlichen Institution zuzuordnen waren<br />
(Geme<strong>in</strong>den, Kreise, Bezirke). Die Zahl <strong>der</strong><br />
konfessionellen Heime war von 19 Prozent auf<br />
14 Prozent zurückgegangen. Dies entsprach<br />
13 Prozent <strong>der</strong> Heimkapazitäten <strong>in</strong>sgesamt.<br />
Auch die konfessionellen Träger haben<br />
Heime für schwer erziehbare M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige<br />
betrieben, u. a. auch Spezialheime mit angeschlossenem<br />
Jugendwerkhof. Re<strong>in</strong>e Jugendwerkhöfe<br />
gab es allerd<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong> staatlicher<br />
Trägerschaft.<br />
Unabhängig von <strong>der</strong> Trägerschaft<br />
<strong>der</strong> Heime hatte das M<strong>in</strong>isterium für<br />
Volksbildung die Verantwortung für die Sicherung<br />
<strong>der</strong> Erziehungsziele und die Aufsicht<br />
über das pädagogische Personal. Die prozentuale<br />
Verteilung <strong>der</strong> Plätze nach Heimtyp<br />
zeigt die folgende Grafik.<br />
E<strong>in</strong> die Arten <strong>der</strong> Heime erfassen<strong>der</strong> Vergleich<br />
<strong>der</strong> Heimplätze <strong>der</strong> Jahre 1950 und<br />
1952 zeigt, dass <strong>in</strong> dieser Zeit Kapazitäten<br />
für – <strong>in</strong> <strong>der</strong> damals üblichen Term<strong>in</strong>ologie –<br />
„bildungsfähige schwachs<strong>in</strong>nige“ K<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />
Jugendliche abgebaut wurden. Die wenigen<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>dörfer, die e<strong>in</strong>em reformpädagogischen<br />
Ansatz folgten, wurden im Zeitraum<br />
geschlossen. Im Gegenzug s<strong>in</strong>d Plätze <strong>in</strong><br />
Heimen für schwer erziehbare K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf 150<br />
Prozent ausgeweitet und die Jugendwerkhofkapazitäten<br />
erweitert worden. 176<br />
Es wäre zu untersuchen, ob diese Umschichtung<br />
zugunsten <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong>are<strong>in</strong>richtungen<br />
im Kontext politischer Entwicklungen erklärbar<br />
werden, etwa durch die <strong>in</strong> dieser Zeit<br />
auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Zusammenhängen erkennbaren<br />
Betonung <strong>der</strong> stal<strong>in</strong>istischen Seite des<br />
Sozialismus. Die Umschichtung wurde <strong>in</strong> den<br />
folgenden Jahren teilweise zurückgenommen,<br />
wie aus e<strong>in</strong>em Vergleich <strong>der</strong> beiden folgenden<br />
Grafiken hervorgeht. Dabei wurde die<br />
Zahl <strong>der</strong> Plätze <strong>in</strong> den Spezialk<strong>in</strong><strong>der</strong>heimen<br />
drastisch gekürzt, während die Kapazitäten<br />
<strong>der</strong> Jugendwerkhöfe ausgeweitet wurden. Die<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> obigen Tabelle fehlenden Heime für<br />
„bildungsfähige schwachs<strong>in</strong>nige“ K<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />
Jugendliche wurden dem Druck des Bedarfs<br />
folgend <strong>in</strong> den nächsten Jahren erneut e<strong>in</strong>gerichtet<br />
(vgl. obige Grafiken von 1959). 177<br />
Die zweite Reform wurde im Jahre 1965<br />
durchgeführt. Die Resultate dieser Reform<br />
werden vere<strong>in</strong>facht durch das folgende<br />
Schema wie<strong>der</strong>gegeben. (Diesem Schema<br />
folgten auch die Verordnungen von 1951, sie<br />
enthielten darüber h<strong>in</strong>aus auch e<strong>in</strong>ige Beson<strong>der</strong>heiten,<br />
die hier aber nicht geschil<strong>der</strong>t<br />
werden können.)<br />
Bereits das 1951 entstandene Heimsystem<br />
<strong>der</strong> Jugendhilfe erlaubte die Zuordnung e<strong>in</strong>es<br />
E<strong>in</strong>zuweisenden zu e<strong>in</strong>em Heimtyp nach nur<br />
drei Kriterien:<br />
• Wie alt ist <strong>der</strong> M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige?<br />
• Welchem Schultyp wird er zugeordnet?<br />
• Wird er als „schwer erziehbar“ o<strong>der</strong><br />
„normal erziehbar“ e<strong>in</strong>gestuft?<br />
Heimplätze nach Typ und Trägerschaft (1959)<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0 %<br />
konfessionell<br />
Betriebe<br />
öffentlich<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>heime<br />
Hilfsschülerheime<br />
Jugendwohnheime<br />
Jugendwohnheime–Hilfsschüler<br />
Heime für ausländische K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
Durchgangsheime<br />
Spezialheime<br />
Jugendwerkhöfe<br />
Quelle: BArch DR 2/29399 C. Sachse/2011<br />
1950 April 1952<br />
Art <strong>der</strong> Heime Anzahl Plätze Plätze Anzahl Art <strong>der</strong> Heime<br />
Normalk<strong>in</strong><strong>der</strong>heime 444 22.610 21.259 456 Normalk<strong>in</strong><strong>der</strong>heime<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>dörfer 4 432 – – –<br />
Heime für erziehungsgefährdete<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
77 6.384 9.364 168 Spezialheime<br />
Heime für erziehungsgefährdete<br />
Jugendliche<br />
46 2.784 3.031 38 Jugendwerkhöfe<br />
Heime für bildungsfähige<br />
schwachs<strong>in</strong>nige 6 663 – – –<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
Heime für bildungsfähige<br />
schwachs<strong>in</strong>nige 4 211 – – –<br />
Jugendliche<br />
– – – 2.040 57 Jugendwohnheime<br />
Aufnahme- und<br />
Beobachtungsheime<br />
3 265 o. A. o. A.<br />
Durchgangsheime 18 482 o. A. o. A.<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>erholungsheime 326 15.028 14.447 138 K<strong>in</strong><strong>der</strong>erholungsheime<br />
Summe 928 48.859 50.141 857<br />
176 K<strong>in</strong><strong>der</strong>heim-Statistik (undatiert, 1950). In:<br />
BArch DR 2/1154. Und: Haushaltsmittel 1952 für<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>heime und Spezialheime, E<strong>in</strong>zelplan 25, Kapitel<br />
871/72 vom 1. April 1952. In: BArch DR 2/1153.<br />
177 Statistik <strong>der</strong> Heime <strong>der</strong> Jugendhilfe von<br />
1958. In: BArch DR 2/29399.<br />
178 179