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Aufarbeitung der Heimerziehung in der DDR - Fonds Heimerziehung

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Erziehungsvorstellungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Heimerziehung</strong> <strong>der</strong> <strong>DDR</strong><br />

Jugendwohnheim <strong>in</strong> Potsdam entstand 1987<br />

aus e<strong>in</strong>em ehemaligen Durchgangsheim.<br />

Berichte über das Heim belegen, dass hier<br />

Jugendliche zwar unbeliebte, aber reguläre<br />

Berufe erlernen konnten. Zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Potsdam<br />

durften sie sich aus dem Heim entfernen,<br />

hatten aber an <strong>der</strong> „gelenkten Freizeit“<br />

teilzunehmen. 197<br />

Insgesamt s<strong>in</strong>d die Jugendwohnheime noch<br />

wenig erforscht. Sie standen auch wenig im<br />

Fokus von Überprüfungen. In verschiedenen<br />

Statistiken werden sie nicht erwähnt. E<strong>in</strong>zelne<br />

Berichte können e<strong>in</strong>en ersten E<strong>in</strong>druck<br />

vermitteln.<br />

3.2.2 Spezialheime<br />

Das System <strong>der</strong> Spezialheime entstand 1965.<br />

Es umfasste die bereits seit 1951 e<strong>in</strong>gerichteten<br />

Spezialk<strong>in</strong><strong>der</strong>heime und Jugendwerkhöfe<br />

sowie die neu gegründeten Son<strong>der</strong>heime und<br />

e<strong>in</strong> Aufnahmeheim (Eilenburg). Koord<strong>in</strong>iert<br />

wurde das System über die Zentralstelle für<br />

Spezialheime. 198 Spezialk<strong>in</strong><strong>der</strong>heime und<br />

Jugendwerkhöfe werden im folgenden Abschnitt<br />

beschrieben. Das Komb<strong>in</strong>at <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>heime<br />

wird wegen <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Strukturen<br />

im übernächsten Abschnitt behandelt.<br />

Das System <strong>der</strong> Spezialheime zur Um erzieh<br />

ung von M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen entstand nicht<br />

zufällig im Jahr 1965. Anfang <strong>der</strong> 1960er-<br />

Jahre war die SED-Führung von e<strong>in</strong>er durch<br />

kurzfristige Kampagnen geprägten Politik zu<br />

e<strong>in</strong>er systematischen Gestaltung <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Gegebenheiten übergegangen.<br />

Der Begriff des Spezialheimes dürfte auf<br />

das Vorbild <strong>der</strong> sowjetischen Spezialschulen<br />

zurückzuführen se<strong>in</strong>. In den sowjetischen<br />

Spezialschulen wurden, wie auch <strong>in</strong> den<br />

Spezialheimen <strong>der</strong> <strong>DDR</strong>, schwer erziehbare<br />

M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige mit speziellen Methoden<br />

Durchgangsheim Schwer<strong>in</strong> vom 4. Februar 1964. In:<br />

BArch DR 2/60997.<br />

197 Information über die politisch-ideologische<br />

Situation im Jugendheim Potsdam vom 21. Dezember<br />

1987. In: BLHA Rep. 401 RdB Pdm, Nr. 25100.<br />

198 Erste Durchführungsbestimmung zur<br />

Verordnung über <strong>Heimerziehung</strong> von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen vom 27. November 1951. In: BArch DR<br />

2/60997.<br />

umerzogen. 199 Seit <strong>der</strong> 1. Zentralen Konferenz<br />

<strong>der</strong> Heimerzieher im Dezember 1951<br />

galt Anton Semjonowitsch Makarenko<br />

mit se<strong>in</strong>er autoritär gestützten Kollektiverziehung<br />

als geistiger Vater <strong>der</strong>artiger<br />

E<strong>in</strong>richtungen. 200<br />

Für die Spezialheime wurde im Zuge ihrer<br />

Reform 1965 e<strong>in</strong>e geson<strong>der</strong>te Anordnung<br />

erlassen. 201 Als Aufgabenbeschreibung wurde<br />

festgehalten: „Spezialheime s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>der</strong> Jugendhilfe zur Umerziehung<br />

von M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen.“ E<strong>in</strong>zuweisen waren<br />

schwer erziehbare K<strong>in</strong><strong>der</strong> sowie straffällige<br />

und schwer erziehbare Jugendliche. E<strong>in</strong>schränkend<br />

wurde h<strong>in</strong>zugefügt, dass „<strong>der</strong>en<br />

Umerziehung <strong>in</strong> ihrer bisherigen Erziehungsumgebung<br />

trotz optimal organisierter erzieherischer<br />

E<strong>in</strong>wirkung <strong>der</strong> Gesellschaft nicht<br />

erfolgreich“ verlaufen se<strong>in</strong> musste.<br />

Sowohl die e<strong>in</strong>schlägigen normativen Texte<br />

als auch die Zeugnisse <strong>der</strong> Verwaltung weisen<br />

das System <strong>der</strong> Spezialheime als geschlossene<br />

Struktur aus, die eng an das M<strong>in</strong>isterium für<br />

Volksbildung angebunden war. Kreise und<br />

Kommunen hatten ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Spezialheime. In den Referaten für Jugendhilfe/<strong>Heimerziehung</strong><br />

<strong>der</strong> Bezirke arbeiteten<br />

Referenten für Spezialheime, welche die<br />

E<strong>in</strong>richtungen überwachten und die E<strong>in</strong>weisungen<br />

<strong>in</strong> ihrem Gebiet koord<strong>in</strong>ierten. 202<br />

Sie waren <strong>in</strong> fachlichen Fragen direkt dem<br />

M<strong>in</strong>isterium für Volksbildung unterstellt<br />

(Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> doppelten Unterstellung). Über<br />

die E<strong>in</strong>weisungen selbst entschied ebenfalls<br />

199 Kotschetow, 1975, S. 87.<br />

200 Blask/Geißler, Berl<strong>in</strong> 1997, S. 46.<br />

201 Anordnung über die Spezialheime <strong>der</strong><br />

Jugendhilfe vom 22. April 1965 (und Berichtigung<br />

vom 4. September 1965). In: GBl. <strong>DDR</strong> II, Nr. 53 vom<br />

17. Mai 1965, S. 368.<br />

202 M<strong>in</strong>isterium für Volksbildung: Dienstbesprechung<br />

am 19. April 1966, TOP 3: Bericht über<br />

den Stand <strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong> den Jugendwerkhöfen<br />

und Maßnahmen zur weiteren Stabilisierung <strong>der</strong><br />

Erziehungssituation <strong>in</strong> diesen E<strong>in</strong>richtungen (mit<br />

Vorlage). In: BArch DR 2/7879.<br />

System <strong>der</strong> Spezialheime<br />

Referenten<br />

für Spezialheime<br />

<strong>der</strong> Bezirke<br />

Kontrolle<br />

Anleitung<br />

Koord<strong>in</strong>ation <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>weisungen<br />

Spezialk<strong>in</strong><strong>der</strong>heime<br />

Jugendwerkhöfe<br />

M<strong>in</strong>isterium für Volksbildung<br />

Abteilung Jugendhilfe/<strong>Heimerziehung</strong><br />

Geschlossener<br />

Jugendwerkhof<br />

Torgau<br />

Zentrale für Spezialheime<br />

Beschlüsse über alle E<strong>in</strong>weisungen <strong>in</strong> Spezialheime<br />

„Zweifelsfälle“<br />

Aufnahmeund<br />

Beobachtungsheim<br />

Eilenburg<br />

Kontrolle<br />

Anleitung<br />

Formale Umstellung e<strong>in</strong>er<br />

Son<strong>der</strong>struktur<br />

Komb<strong>in</strong>at<br />

<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>heime<br />

Aufnahmeheim<br />

Son<strong>der</strong>heime<br />

C. Sachse 2011<br />

186 187

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