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Aufarbeitung der Heimerziehung in der DDR - Fonds Heimerziehung

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Erziehungsvorstellungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Heimerziehung</strong> <strong>der</strong> <strong>DDR</strong><br />

Heimplätze pro 1.000 M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige ihrer<br />

Altersgruppe <strong>in</strong> Spezialheimen<br />

4,5<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

Spezialheime<br />

Jugendwerkhöfe<br />

1958<br />

1963 1977 1988<br />

Archiv Sachse: db7810<br />

An den E<strong>in</strong>weisungen <strong>in</strong> Spezialk<strong>in</strong><strong>der</strong>heime<br />

waren die Bezirke <strong>in</strong> sehr unterschiedlicher<br />

Weise beteiligt.<br />

Für das Jahr 1977 s<strong>in</strong>d 38 Spezialk<strong>in</strong><strong>der</strong>heime<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>DDR</strong> nachgewiesen. Von den<br />

3.313 ausgewiesenen Plätzen waren durchschnittlich<br />

nur 2.506 belegt. Dadurch reduzierte<br />

sich die vorgesehene Gruppengröße<br />

von 17 auf 14 K<strong>in</strong><strong>der</strong>. E<strong>in</strong> Erzieher (e<strong>in</strong>schließlich<br />

Leiter und dessen Stellvertreter)<br />

war für 7 Insassen zuständig. Das Verhältnis<br />

verbesserte sich ger<strong>in</strong>gfügig, wenn man den<br />

Leiter und dessen Stellvertreter h<strong>in</strong>zurechnet<br />

(5,5), die jedoch nur stundenweise Gruppen<br />

betreuten. Die 2.500 Insassen wurden von<br />

268 Lehrern unterrichtet (12,3 Insassen pro<br />

Lehrer). 211<br />

Zehn Jahre später (1987) gab es 42 Spezialk<strong>in</strong><strong>der</strong>heime<br />

mit 3.833 Plätzen, von denen<br />

durchschnittlich nur 2.638 belegt waren.<br />

Der Grund für die ger<strong>in</strong>ge Belegung dürfte<br />

dar<strong>in</strong> zu suchen se<strong>in</strong>, dass die Spezialk<strong>in</strong><strong>der</strong>heime<br />

an<strong>der</strong>s als die Normalk<strong>in</strong><strong>der</strong>heime<br />

nur zum ger<strong>in</strong>gen Teil durch Neubauten<br />

ersetzt worden waren und daher nicht vollständig<br />

genutzt werden konnten. Die reale<br />

211 Belegungsmeldungen <strong>der</strong> Spezialk<strong>in</strong><strong>der</strong>heime<br />

1977–1978. In: BArch DR 2/60879.<br />

Gruppengröße betrug 12,6 K<strong>in</strong><strong>der</strong> (Normalk<strong>in</strong><strong>der</strong>heime<br />

13,1). Die Zahl <strong>der</strong> Erzieher und<br />

Lehrer ist aus dem Datenmaterial nicht für<br />

Spezialk<strong>in</strong><strong>der</strong>heime spezifizierbar. 212<br />

3.2.2.2 Jugendwerkhöfe<br />

Unter dem Begriff „Jugendwerkhof“ wurden<br />

1951 unterschiedliche E<strong>in</strong>richtungen für<br />

schwer erziehbare Jugendliche zusammengeführt<br />

und vere<strong>in</strong>heitlicht. 213 Damit wurden<br />

verschiedene Experimente <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> SBZ und <strong>DDR</strong> beendet, wie<br />

etwa die Übertragung des Strafvollzugs<br />

für M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige an die Jugendämter. 214<br />

Aufgenommen wurden <strong>in</strong> die Jugendwerkhöfe<br />

„erziehungsschwierige und straffällige<br />

Jugendliche“. Wie auch bei den Spezialk<strong>in</strong><strong>der</strong>heimen<br />

bestimmten die Aufnahme- und<br />

212 <strong>Heimerziehung</strong>. Statistik <strong>der</strong> Heime <strong>der</strong><br />

Jugendhilfe 1987 und 1989. In: BArch DR 2/12676.<br />

213 Erste Durchführungsbestimmung zur<br />

Verordnung über <strong>Heimerziehung</strong> von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen vom 27. November 1951. In: BArch DR<br />

2/60997.<br />

214 Brief von Paul Wandel an das Zentraljugendamt<br />

den Strafvollzug von Jugendlichen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Kompetenz <strong>der</strong> Jugendämter betreffend vom<br />

21. Dezember 1948. In: BArch DR 2/375.<br />

Beobachtungsheime über E<strong>in</strong>weisung,<br />

Verlegung und Entlassung. Ab 1952 sah das<br />

Jugendgerichtsgesetz ebenfalls E<strong>in</strong>weisungen<br />

<strong>in</strong> Jugendwerkhöfe vor. 215 An<strong>der</strong>s als<br />

bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n waren die Jugendwerkhöfe<br />

ursprünglich nicht für „schwererziehbare bildungsfähige<br />

schwachs<strong>in</strong>nige“ Jugendliche zuständig.<br />

Für diese Gruppe wurde e<strong>in</strong> eigener<br />

Heimtyp e<strong>in</strong>gerichtet, für den allerd<strong>in</strong>gs die<br />

gleichen E<strong>in</strong>weisungsmodalitäten galten. 216<br />

Typ<br />

Anzahl <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>richtungen<br />

Plätze für Jungen<br />

Plätze für<br />

Mädchen<br />

Summe<br />

Jugendwerkhof Typ A 20 1.606 855 2.461<br />

Jugendwerkhof Typ B 8 392 210 532<br />

Summe 28 1.998 1.065 3.063<br />

215 Jugendgerichtsgesetz (JGG) vom 23. Mai<br />

1952. In: GBl. <strong>DDR</strong>, Nr. 66/1952.<br />

216 Erste Durchführungsbestimmung zur<br />

Verordnung über <strong>Heimerziehung</strong> von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen vom 27. November 1951. In: BArch DR<br />

2/60997.<br />

Da dieser Typ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Statistik vom April 1952<br />

nicht auftaucht, ist zu vermuten, dass er sehr<br />

schnell <strong>in</strong> das System <strong>der</strong> Jugendwerkhöfe <strong>in</strong>tegriert<br />

wurde. Im Jahr 1953 wurde nach den<br />

Typen A und B unterschieden. Jugendwerkhöfe<br />

des Typs A boten e<strong>in</strong>e Berufsausbildung<br />

an, Jugendwerkhöfe des Typs B nicht. 217 Die<br />

spätere Unterteilung <strong>in</strong> die Typen A und C<br />

wird hier nicht geschil<strong>der</strong>t.<br />

Im Jahr 1952 weist e<strong>in</strong>e Zusammenstellung<br />

3.031 Plätze <strong>in</strong> 38 Jugendwerkhöfen<br />

aus. 218 An<strong>der</strong>s als bei den Spezialk<strong>in</strong><strong>der</strong>heimen,<br />

<strong>der</strong>en Zahl auf 150 Prozent gestiegen<br />

war, war damit die Kapazität <strong>der</strong> Jugendwerkhöfe<br />

gegenüber 1950 nur um 9 Prozent<br />

gestiegen. Von den späten 1950er-Jahren bis<br />

1988 nahm die Zahl <strong>der</strong> Plätze <strong>in</strong> Jugendwerkhöfen<br />

bezogen auf jeweils 1.000 Jugendliche<br />

von 3,8 auf 4,4 zu.<br />

In diesem Jahr 1953 wurde die Belegung<br />

<strong>der</strong> Jugendwerkhöfe wie folgt angegeben. 219<br />

217 Aufstellung <strong>der</strong> Jugendwerkhöfe <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>DDR</strong><br />

um 1953 (II). In: BArch DR 2/6218.<br />

218 Haushaltsmittel 1952 für K<strong>in</strong><strong>der</strong>heime und<br />

Spezialheime, E<strong>in</strong>zelplan 25, Kapitel 871/72 vom<br />

1. April 1952. In: BArch DR 2/1153.<br />

219 Aufstellung <strong>der</strong> Jugendwerkhöfe <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>DDR</strong><br />

um 1953 (II). In: BArch DR 2/6218.<br />

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