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modifizierten Formen größtenteils auch heute vorhanden ist, aber in anderer<br />

diskursiver Konstellation und verbunden mit neuen Diskursen und in Folge dessen<br />

auch mit anderen Verschränkungseffekten, besteht. Um diese These zu begründen,<br />

muss ich etwas zu meinem Verständnis von Diskurs und den Effekten<br />

von Diskursverschränkungen sagen. Unter Diskurs verstehe ich im Anschluss an<br />

Foucault den Fluss von Wissen durch die Zeit. Dieser Wissensfluss durch die Zeit<br />

ist insofern mit Macht verbunden, als er Handeln zur Folge hat und damit die<br />

Konstituierung von Wirklichkeit. Diskurse verlaufen nicht getrennt voneinander,<br />

sondern verschränken sich und treten immer nur als Elemente komplexer diskursiver<br />

Konstellationen auf. Solche Verschränkungen haben bestimmte Wirkungen,<br />

die mehr oder minder brisant sein können. Wenn ich mich auf Foucault berufe,<br />

dann auf einen Philosophen, der Marx und andere Marxisten weiter gedacht hat<br />

und dessen Theorien ohne diese Vorläufer nicht denkbar gewesen wären. Ich will<br />

an einem Beispiel verdeutlichen, wie die Effekte von Diskursverschränkungen<br />

zu verstehen sind – der Verschränkung von Einwanderungsdiskurs und ökonomischem<br />

Diskurs. Ein Effekt dieser Verschränkung ist der, dass Arbeitslosigkeit<br />

als Problem eines Überangebotes an Arbeitskräften erscheint. Dies resultiert in<br />

dem komplexeren Wissen, dass Ausländer den Deutschen Arbeitsplätze wegnehmen.<br />

Arbeitsplatzmangel als Folge von Rationalisierung wird im ökonomischen<br />

Diskurs in Folge dessen nicht oder abgeschwächt thematisiert. Der Effekt solcher<br />

Verschränkungen besteht aber nicht alleine in diesem neuen Wissen, denn aus<br />

diesem Wissen leiten sich bestimmte Aktivitäten ab. Es handelt sich etwa um<br />

die Erschwerung des Zugangs von Einwanderern zum Arbeitsmarkt – sei dies in<br />

Gestalt von Gesetzen oder in der Einstellungspraxis von Unternehmen. Wir haben<br />

es also mit einem rassistischen Effekt zu tun, insofern als dass vor seinem<br />

Hintergrund Menschen anderer Herkunft, anderen Aussehens und/oder anderer<br />

Lebensgewohnheiten negativ gewertet und ausgegrenzt werden und dies ein bestimmtes<br />

Handeln zur Folge hat. Dieser rassistische Effekt wird dadurch weiter<br />

aufgeladen, dass er sich mit dem im Einwanderungsdiskurs vorhandenen rassistischen<br />

Wissen verbindet und dadurch weiter rassistisch aufgeladen wird.<br />

Zur weiteren Konkretisierung meiner Ausgangsthese beziehe ich mich auf<br />

ein Zitat des Historikers Ulrich Herbert, der in seinem Buch „Nationalsozialistische<br />

Vernichtungspolitik 1939 bis 1945“ zur Vorgeschichte des Völkermords<br />

an den Juden das Folgende ausführte: „Man kann zwei Hauptlinien der Ingangsetzung<br />

des Genozids herausheben. Auf der einen Seite solche Zielsetzungen<br />

oder Konzepte, die bei der Durchsetzung weitreichender kontinentalimperialistischer<br />

Zielsetzungen oder Konzepte das Schicksal der autortoden Bevölkerung<br />

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