download
download
download
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
und Einstellungen auch in Taten münden. Aber wir sollten uns nichts vormachen:<br />
Selbst wenn die Zahlen derjenigen, welche sich in den zitierten Parteien<br />
organisieren, gar in Kameradschaften oder in anderen Zusammenhängen gewalttätig<br />
werden, vergleichsweise klein ist. Die Einstellungen in der Gesamtbevölkerung<br />
sind sehr viel umfassender verbreitet. Wenn ich sage, das wird aus der<br />
Mitte der Gesellschaft gespeist, dann wissen wir ja, dass hier vorne auch praktizierende<br />
Politiker sitzen. Wir müssen uns also die Frage stellen: Welche Verantwortung<br />
auch wir – mit unserer Sprache, mit der Art und Weise des Umgehens<br />
mit gesellschaftlichen Problemen – haben? Ob man nicht mit Schlagworten diesen<br />
verbreiteten Denkweisen noch entgegenkommt.<br />
Ich denke, der Kampf gegen Rechtsextremismus muss dort stattfinden, wo<br />
er sich konkret zeigt. Die Zivilgesellschaft ist genauso wie staatliche Institutionen<br />
gefordert, sich vor Ort nicht nur zu Zivilcourage, zu einem Dagegensein zu<br />
bekennen, sondern auch Maßnahmen dagegen zu treffen. Das heißt, dass die<br />
Politik konkret gefordert ist, dort wo auch institutionell Rassismus, Ausgrenzung<br />
gefördert wird, dagegen aufzutreten. Das sind Dinge, die zum Teil seit<br />
Jahrzehnten in der Debatte sind. Das betrifft die Ausländergesetzgebung der<br />
Bundesrepublik, das Asylbewerberleistungsgesetz, das immer wieder diskutierte<br />
und kritisierte Flughafenverfahren, wo Menschen, die in unser Land kommen,<br />
unter unwürdigsten Bedingungen darauf warten, dass ihr Anliegen entschieden<br />
wird. Hier sind zuallererst Politikerinnen und Politiker gefordert, aber natürlich<br />
auch jeder andere. Auch die Frage von Aufklärung und Bildung, dass dafür auch<br />
Geld zur Verfügung stehen muss, gehört dazu.<br />
Antifaschismus muss endlich heraus aus dem Katalog der Bedrohung der Verfasstheit<br />
diese Landes und muss als gesellschaftlicher Wert und als Motivation<br />
zum Handeln in diese Gesellschaft eingebracht werden. Das heißt, auch Menschen,<br />
die sich in Initiativen oder auch allein engagieren, dürfen nicht kriminalisiert<br />
werden. Sie dürfen nicht unter den Generalverdacht gestellt werden, dass<br />
sie eigentlich Hand an die Wurzeln unserer Gesellschaft legen. Dieses Engagement<br />
gehört gefördert, aber auch in der Gesellschaft entsprechend geachtet.<br />
Ganz wichtig ist es, in breiteste Bündnisse nicht nur gegen Rechtsextremismus<br />
zu kommen, sondern entsprechend dem Motto unserer heutigen Veranstaltung<br />
deutlich zu machen, wofür sich Menschen mit so ganz unterschiedlicher<br />
Herkunft in dieser Gesellschaft engagieren und welches Bild von einer toleranten<br />
und menschlichen Gesellschaft sie haben.<br />
Ich denke, eine Verkürzung möglicher Maßnahmen gegen den Rechtsextremismus<br />
auf Repression und Verbote ist höchst gefährlich, weil das auch in der<br />
173