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von neonazistischen Aktivisten, und zwar sowohl im Westen als auch im Osten<br />
profitiert hat. Seit 1990 können wir zwei Modernisierungsschübe innerhalb dieses<br />
Spektrums feststellen. Zum einen die Zeit von 1990 bis 1992, die eben dadurch<br />
gekennzeichnet ist, dass zum Teil massenhafte Angriffe und Übergriffe<br />
auf Ausländer und Ausländerwohnheime stattfanden. In dieser Zeit schafften<br />
es Organisationen wie die Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (GdNF) im<br />
Verbund mit rassistischen, nationalistischen Jugendlichen und im Windschatten<br />
letztendlich auch von einem Vereinigungsnationalismus, sich als eine Generation<br />
der extremen Rechten auf der Straße zu präsentieren und damit einen medialen<br />
Masseneinfluss zu gewinnen, von dem sie in den 80er Jahren nur haben<br />
träumen können. Eine zweite Phase setzte schließlich nach vielen Verboten und<br />
Repressionen gegenüber Neonazis ein. Sie waren gezwungen – nicht nur sie,<br />
sondern auch Teile des rechtsextremen Parteienspektrums – alte und überholte<br />
Strukturen und Konzepte endgültig ad acta zu legen und sich prinzipiell neu<br />
zu orientieren. Am Anfang, also in den Jahren 1990 bis 1992 hat sich alles<br />
darauf orientiert, was vom Westen als Organisationsmodelle importiert wurde.<br />
Es gab aber auch zu diesem Zeitpunkt authentische Organisationsmodelle im<br />
Osten. Dass der Import dieser Modelle unterschiedlich erfolgreich war, lag zum<br />
Teil daran, dass es viele interne Streitereien gab, was sich unter anderem auch<br />
an ideologischen Orientierungen deutlich machte. Einige wollten den Hitlerkult<br />
nicht mitmachen und setzten stattdessen auf die Gebrüder Strasser – eine so<br />
genannte linke Linie der NSDAP der 20er und 30er Jahre. Andere haben die rückwärtsgewandte<br />
Orientierung zum Beispiel auf so jemanden wie Rudolf Hess, der<br />
sich eben sehr gut als Integrationsfigur der West- und Ostnazis präsentiert hat,<br />
als Stellvertreter des Führers und jemand, der lange im Kriegsverbrechergefängnis<br />
Spandau saß. Eine zweite Geschichte, die diese verschiedenen Grüppchen<br />
früh zusammengebracht hat, war natürlich die Kampagne gegen das Asylrecht.<br />
Wobei deutlich zu sagen ist: Diese Kampagne haben die Unionsparteien und eine<br />
schwächliche bzw. einknickende Sozialdemokratie zu verantworten. Damals wurde<br />
erstmals eine massenhafte und auch durch die Medien getragene Kampagne<br />
gegen Ausländer und Flüchtlinge geführt, auf die sich die Nazis nur noch haben<br />
draufsetzen müssen.<br />
Die rechtsextremen Parteien hatten in dieser Zeit ihre eigenen Probleme. Die<br />
Republikaner boten nach einem ziemlich großen Mitgliederzuwachs schnell ein<br />
Bild der Zerstrittenheit und konnten eigentlich keine Wahlerfolge im Osten erzielen.<br />
Dadurch sind ihre Landesverbände dort entsprechend marginal und nicht<br />
arbeitsfähig. Die DVU hingegen erfuhr erst durch den großen Wahlerfolg in<br />
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