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Einfluss auf unsere Partei hatte der spontane Druck des Volkes von unten. Es<br />

lehnte die liberalen Reformen Jelzins ab, weil diese zur Herausbildung eines kriminellen<br />

Mafiaregimes im Lande, zum Zerfall der Wirtschaft, dem Absinken der<br />

Bevölkerungszahl, zum Anwachsen der Arbeitslosigkeit, zum Krieg im Kaukasus<br />

und zur Entstehung einer kleinen privilegierten Schicht führten. Das konnte nicht<br />

ohne Einfluss auf die Weltsicht einzelner Mitglieder unserer Partei bleiben, die<br />

auf komplizierte politische und ökonomische Fragen einfache Antworten zu geben<br />

suchten und sich zu sehr unreifen Äußerungen hinreißen ließen.<br />

Aber auch die demokratische Staatsmacht selbst scheut sich nicht, die nationalistischen<br />

Hebel anzusetzen. Sie macht permanent Stimmung gegen Personen<br />

kaukasischer Herkunft. Deshalb ist es nicht übertrieben, zu behaupten, dass das<br />

Jelzin-Regime wesentlich dazu beigetragen hat, die Situation in Russland so zu<br />

gestalten wie sie heute ist. Ein in Glaubensfragen tolerantes, multinationales<br />

Land, in dem die Menschen sich vor kurzem noch als ein Sowjetvolk verstanden,<br />

ist zum Nährboden für extremen Nationalismus, Rassismus und Intoleranz geworden.<br />

Daher die Übergriffe faschistoider Skinheads gegen kaukasische Händler auf<br />

den Moskauer Märkten, die Schändung jüdischer Friedhöfe in einigen Städten,<br />

die Brandschatzung von Synagogen und vieles andere, was zur Sowjetzeit unvorstellbar<br />

war. Das ist offenbar der Preis, den unsere russischen Reformer zu zahlen<br />

bereit waren, um in der Russischen Föderation in den letzten zehn Jahren eine<br />

Spielart des wilden Kapitalismus einführen zu können. Immer wieder werden von<br />

verschiedenen Seiten Vorwürfe gegen uns laut. Einigen sind wir zu sozialdemokratisch,<br />

anderen zu orthodox, Dritte wiederum glauben, die Neigung zu einer<br />

gewissen Überbetonung der nationalen Geschichte und Kultur in unserer Politik<br />

zu erkennen. Ich kann hier versichern, dass keine dieser Defi nitionen die wahre<br />

Sachlage trifft, obwohl es bei uns – wie in jeder anderen großen Partei – Vertreter<br />

der verschiedensten Strömungen und Ansichten gibt. Unumstritten ist nur<br />

eines: Die Kommunistische Partei der Russischen Föderation ist eine neue kommunistische<br />

Partei, die sich bemüht, alles aufzunehmen, was die russische und<br />

die weltweite kommunistische Bewegung, die Linke insgesamt in Jahrhunderten<br />

des Kampfes an Wertvollem angesammelt hat. Dabei nimmt die Auseinandersetzung<br />

mit dem Rechtsextremismus und dem Nationalismus einen zentralen Platz<br />

ein, denn wenn man nichts gegen diese Erscheinungen tut, zerfressen sie die<br />

Einheit der linken Kräfte wie Rost das Metall, vor allem aber lenken sie die arbeitenden<br />

Menschen vom Kampf für ihre wahren, brennenden Interessen ab.<br />

Konzeption: Martin Handtke, Mitarbeiter von Sylvia-Yvonne Kaufmann<br />

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