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lands Schande! Sie grenzen aus: Frauen und Männer mit und ohne deutschen<br />

Pass, sogar deren Kinder, Junge wie Alte, Kranke und Gesunde, Menschen mit<br />

Behinderungen und solche, die in anderer Weise als sie formiert sind. Eine Minderheit<br />

maßt sich an, uns alle zu erpressen. Dazu setzt sie nicht nur Gewalt<br />

ein, sondern den Sog ihrer Ideologien, ihrer Musik, eingeschworene Kameradschaft<br />

für Anlehnungs- und Führungsbedürftige, das gedruckte Wort, Internet<br />

und öffentliche Kundgebungen, die wegen ihres juristischen Vor- und Nachgeplänkels<br />

immer wieder für Schlagzeilen und Fernsehbilder sorgen. Das genau<br />

wollen sie! Ihr Ziel ist es, sich im öffentlichen Bewusstsein als ordentlich, sauber<br />

und deutsch zu positionieren.<br />

Ich möchte hier einen Gedanken des Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz,<br />

Heinz Fromm, aufnehmen: „Der Rechtsextremismus ist kein einheitliches<br />

ideologisches und organisatorisches Gebilde. Besonders bedrohlich<br />

ist das aktionistische, zum Teil spontan gewaltbereite Spektrum der rechtsextremistischen<br />

Szene, die wegen ihrer Spontaneität schwer zu erfassen und im<br />

Wachsen begriffen ist.“ Demgegenüber verzeichnen die rechtsextremen Parteien<br />

einen Mitgliederschwund und spielen, wie wir mit Erleichterung feststellen, zumindest<br />

im Augenblick, bei Wahlen kaum eine Rolle.<br />

Immer wieder beschäftigt mich diese sonderbare Akzeptanz. Damit meine ich<br />

jene schweigende Mehrheit, die sich fast reflexartig ans Wegsehen gewöhnt hat.<br />

Ebenso beschäftigt mich die Frage, in welche besondere Pflicht sich die sozialistische<br />

Linke begeben muss. Wir brauchen eine Grundhaltung, in der die Verantwortung<br />

für das Ganze das Handeln jedes Einzelnen motiviert. Wo diese Breite<br />

fehlt, findet rechte Ideologie ihren Nährboden. Rechtes Denken entmündigt die<br />

Menschen. An die Stelle humanistischer Werte rücken Verleumdungen und vorurteilsbelastete<br />

Halbwahrheiten, schiebt sich ein Unbehagen. Des Weiteren legitimiert<br />

man mit platten, süffigen Unterstellungen von nationaler Überfremdung,<br />

vom Aussterben des deutschen Volkes, von der Kriminalisierung ethnischer Gruppen<br />

eine dumpfe nationale Arroganz und den offenbar anheimelnden Herdentrieb.<br />

Jedes Mittel, auch Gewalt gegen Menschen und Dinge, wird aus dem<br />

rechtsextremen Blickwinkel zur sozial gerechtfertigten Lösung wirklicher und<br />

vermeintlicher Probleme erklärt. Warum aus den Erfahrungen mit deutscher Geschichte<br />

keine massenhaft wütende Abkehr und lautstarke Zurückweisung dieser<br />

demagogischen Zumutung wird, setzt zumindest bei mir ein Räderwerk aus<br />

Fragen und Erklärungsansätzen in Bewegung. Eines schient mir deutlich, politische<br />

Schlagworte sprechen nur für sich. Was wir aber brauchen sind Kenntnisse<br />

über sozialpsychologische, biografische und in die Alltagskultur eingeflossene<br />

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