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diesem Punkt nichts von Denunziation. Antifaschismus ist Kampf, kein Selbstzweck.<br />
In diesem Sinne sollten wir versuchen, alte Tabus und Vorbehalte abzulegen.<br />
Ellen Brombacher, SprecherInnenrat der Kommunistischen<br />
Plattform in der PDS<br />
Gestern rief mich Genossin Erika B. an und sagte mir, sie käme heute nicht zur<br />
Konferenz, da sie in Lichtenberg gegen die Nazis auf die Straße ginge. In Lichtenberg<br />
marschiert heute die Kameradschaft „Germania“. Erika wollte hier heute<br />
etwas über die Verbrechen der deutschen Industrie in Auschwitz sagen, ihr Mann<br />
war dort gewesen. Es ist eine unglaubliche Situation, dass eine Antifaschistin,<br />
die schon einmal gegen Nazis kämpfte, heute wieder dagegen protestieren muss,<br />
dass Nazis die Straße für sich erobern wollen. Die Ungeheuerlichkeit wird dadurch<br />
unterstrichen, dass eine linke Demonstration am 1. Mai verboten wurde,<br />
während die Polizei die Rechten schützt. Die Nazis seien bei ihren Demonstrationen<br />
ordentlich. Das ist bekannt. Sie vergasen auch ordentlich und schlagen in<br />
der Regel auch ordentlich tot. Es gehört langsam zum Alltag, dass die braunen<br />
Rechten Demonstrationen anmelden und letztlich demonstrieren dürfen. Noch<br />
sind es relativ wenige, die da marschieren. Die dagegen auf die Straße gehen,<br />
sind auch nicht sehr viele. Aber dennoch meist mehr. Scheinbar Faschismus und<br />
Antifaschismus in kleinen Dosen, am Rande der eigentlichen politischen Geschehnisse<br />
im Land. Alle paar Jahre, wenn zu viele Asylbewerberheime gebrannt<br />
haben oder in Düsseldorf eine Bombe explodierte, gehen einige Hunderttausend<br />
gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Die so genannte Mitte der Gesellschaft<br />
ruft dazu auf und es treffen sich Linke, Bürger, die einfach nur Nazis nicht mögen,<br />
Angestellte, die mit dem Firmenchef gehen, weil der es für opportun hält,<br />
und selbst jene kommen, die am nächsten Tag schon weiter um Zwangsarbeiterentschädigungen<br />
feilschen. Damit es keine Missverständnisse gibt, ich denke,<br />
man muss zu solchen Kundgebungen gehen. Aber mir ist natürlich klar, dass es<br />
sich hier um eine Mischung von weichgespültem Antifaschismus und Beschwichtigung,<br />
vor allem des Auslandes, handelt. Von denen die es machen, nicht unbedingt<br />
von denen, die kommen.<br />
Faschisten sind durch und durch verabscheuungswürdig und schon im Keim<br />
gefährlich, dass man jede Gelegenheit nutzen muss, sich gegen sie zu stellen.<br />
Aber es ist schon ein eigenartiges Gefühl auch mit solchen zusammen gegen<br />
Nazis zu demonstrieren, die beträchtliche gesellschaftspolitische Verantwortung<br />
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