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unverständlich sei es, dass ein Mann wie Berlusconi sich überhaupt zur Wahl<br />
stelle, ohne das Problem dieses Interessenkonfliktes gelöst zu haben. Das ist<br />
der erste Punkt.<br />
Zum anderen wird ein weiteres Problem angeführt, welches ebenfalls in den<br />
letzten fünf oder sechs Jahren nicht gelöst wurde: Gegen Silvio Berlusconi<br />
laufen nach wie vor zahlreiche Gerichtsverfahren wegen Bestechung, Bilanzfälschung,<br />
Korruption und illegaler Parteienfinanzierung. Aus einigen Verfahren<br />
resultieren rechtskräftige Verurteilungen, wobei diese oft im Nachhinein aufgehoben<br />
wurden oder laufende Verfahren durch Zahlung eingestellt worden sind.<br />
Aber nicht nur Berlusconi selbst stand im Zentrum der Justiz, sondern gegen<br />
sein gesamtes Firmenimperium laufen die Ermittlungen schon seit zehn Jahren.<br />
Ein Ende ist nicht absehbar. Erst vor ein paar Wochen hat der spanische<br />
Ermittlungsstaatsanwalt Baltazar Garzon deshalb beim EU-Parlament die Aufhebung<br />
der Immunität aufgrund des Verdachts von illegalen Praktiken beim Kauf<br />
des spanischen Privatsenders Telecino verlangt. Passiert ist bis jetzt nichts und<br />
Berlusconi kann als Abgeordneter im Europaparlament unbehelligt agieren.<br />
Dritter, eher abgeschwächter Schwerpunkt der Debatte in der europäischen<br />
Presse sind die Fragen zum politischen Bündnis, also wer seine größten Koalitionspartner<br />
sind. Hierbei wird sich stark auf die Lega Nord bezogen, die einen<br />
rassistisch geprägten Wahlkampf vor allem gegen Emigranten und Moslems geführt<br />
hatte. Hinsichtlich der Migration sieht sich die Lega Nord in Italien an<br />
der europäischen Außengrenze dazu verpflichtet, die Migrationsströme mit allen<br />
Mitteln in den Griff zu bekommen. Das geht so weit, den Schiffsverkehrs in<br />
der Adria und mit ihm illegale Migrationsströme insofern zu „regulieren“, dass<br />
die italienische Marine einzusetzen sei. Dabei kann es auch dazu kommen, dass<br />
Schiffe beschossen und versenkt werden können. Die xenophobischen und rassistischen<br />
Ausfälle steigern sich meistens, wenn italienische Sicherheitskräfte bei<br />
der „Grenzsicherung“ zu Tode oder zu Schaden kommen. Ihre stärkste politische<br />
Verankerung hat die Lega Nord in den wohlhabenderen nördlichen Provinzen.<br />
Nach der Gründung der Forza Italia kam es dabei zu einer Verschiebung<br />
von Wählergruppen, da sie mit ähnlichen sozialpolitischen und ökonomischen<br />
Positionen gegen die Lega Nord punktete. Der Konkurrenzkampf zwischen den<br />
Bündnispartnern ist im Norden besonders stark und führt immer wieder zu Spannungen.<br />
Fast kaum beachtet wird die Alleanza Nazionale um Gianfranco Fini. Hier tritt<br />
ein grundsätzliches Problem auf: Die Partei gibt es dem Namen nach erst seit<br />
1995. Das ist ein geschickter strategischer Schachzug gewesen, denn ihre Wur-<br />
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