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Rechtsextremismus und -populismus, sondern nur eine komplexe Mobilisierung<br />

aller Teile dieses Puzzles. Eine Herausforderung also für das gesamte Spektrum<br />

der Linken. Das gilt für die Sozialdemokratie, die sich aus der neoliberalen Umarmung<br />

herauslösen müsste ebenso wie für die transformatorische Linke, die<br />

neue Konzepte (natürlich auf der Basis der Erfahrungen des 20. Jahrhunderts)<br />

und eine neue soziale und politische Dynamik entwickeln muss.<br />

Ein letztes Wort zu Europa: Ich empfinde, dass die erste wirklich europäische<br />

Debatte, die nach Haiders Einzug in die Regierung von Österreich stattgefunden<br />

hat, sich in eine politische Katastrophe umgewandelt hat. Ich meine, dass diese<br />

Regierungsbeteiligung nicht vereinbar ist mit dem Sinn der europäischen Konstruktion,<br />

die aus den Trümmern von 1945 hervorgegangen ist. Welche Kritik<br />

man daran auch immer haben kann, sie ist ein Grundstein. Haider kann keine<br />

Normalität sein, Italien auch nicht. Es gab zwar Ansätze zu einer politischen<br />

Diskussion in Europa, aber diese Chancen sind nicht genutzt worden zu einer<br />

wirklich grundsätzlichen Auseinandersetzung mit Rechtspopulismus und Rechtsextremismus.<br />

Wir stehen jetzt aber zugleich vor einer sehr ernsten Situation in<br />

Europa und müssen uns gemeinsam eine Strategie, eine Offensive überlegen,<br />

denn ich glaube: Haider ist einer derer, die an einer Strategie teilnehmen, die<br />

die gesamte neoliberale autoritäre Rechte zusammenschließen will, was wahrscheinlich<br />

zusammenpasst mit einem autoritäreren Kapitalismus. Bertinotti sagte<br />

gestern in einem Interview der „Humanité“, dass diese rechten Kräfte das<br />

Ziel haben, den Weg zu einer neuen europäischen Rechten zu öffnen, und dass<br />

sie selbst einen neuen Typ der Allianz von Neoliberalen mit einem rassistischen<br />

und repressiven Neopopulismus darstellen. Also ich glaube, die Fragen stellen<br />

sich tatsächlich in dieser großen Bandbreite. Es ist sicher das Ende des „rosa<br />

Europas“.<br />

Es gibt natürlich Punkte, die positiv zu bewerten sind. Die vielfältige und plurale<br />

Bewegung, die an vielen Orten entstanden ist, ist ein Hoffnungsfaktor. In<br />

Frankreich gab es eine interessante gemischte Mobilisierung – einerseits Formen<br />

der Zivilgesellschaft, Institutionen, politische Parteien, neue Gruppen, die im<br />

Kampf gegen Le Pen entstanden sind, z. B. ein nationales Wachsamkeitskomitee,<br />

in dem sich Gewerkschaften, Organisationen usw. zusammengeschlossen haben,<br />

um gemeinsame Initiativen zu ergreifen. Es gibt auch in Europa bestimmte Versuche,<br />

in dieser Richtung netzwerkartig zusammenzuarbeiten. Unser Appell war<br />

zum Beispiel so ein Beitrag, den 1 500 Intellektuelle in Europa unterschrieben<br />

haben. Ich glaube, in der italienischen Situation müsste man das wieder beleben.<br />

Ich glaube auch, dass sich ein neuer Typ von Internationalismus ent-<br />

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